Kinder in Kantine
Alles bio? Die öffentliche Hand ist bei der Beschaffung nachhaltiger Lebensmittel säumig.
IMAGO/Andia

Österreich preist sich gern als Weltmeister in der Bioproduktion. Sollte dieser Titel dem Land tatsächlich gebühren, dann nicht dank der Vorbildwirkung der öffentlichen Hand. Diese lässt bei der Beschaffung nachhaltiger Lebensmittel für Einrichtungen des Bundes, der Länder und Gemeinden nämlich kräftig aus. Verbindlich vereinbarte Quoten für Bio und weniger Tierleid existieren bisher über weite Strecken nur auf dem Papier. Chancen, nachhaltige Landwirtschaft voranzutreiben und damit österreichische Bauern und Verarbeiter zu stärken, werden sehenden Auges vergeben.

Spitäler, Schulen, Kindergärten, Pflegeheime, Justizanstalten, öffentliche Kantinen und Mensen haben im Einkauf enormes Gewicht. Biobetriebe investierten in Erwartung zusätzlicher Absatzmöglichkeiten in den Ausbau der Produktion. Mittlerweile fließen viele ihrer Produkte in den Export.

Statt den Ball Konsumenten zuzuspielen, die in Supermärkten vermehrt zu konventioneller Ware greifen, sollte die Regierung vor der eigenen Haustür kehren und das einhalten, was sie vollmundig zusicherte: weniger Chemie, mehr Biodiversität und höhere Standards in der Tierhaltung.

Das hat seinen Preis – und das war allen Ministerien, die den strengeren Vorgaben in der Beschaffung zustimmten, klar. Viel teurer kommt es die öffentliche Hand, gegen Österreichs Landwirte zu arbeiten und an Glaubwürdigkeit zu verlieren. (Verena Kainrath, 9.11.2023)