Es ist ein paar Minuten nach sieben Uhr, als ich in die festen Schuhe steige. An einem Sonntag. Die Sonne ist gerade erst aufgegangen, und es verspricht ein schöner Tag zu werden. Ich gehe direkt vom Haus weg, hinauf zum Sonnenberg, dem höchsten Gipfel des Himalaythagebirges. Gut, 484 Meter Seehöhe sind jetzt nicht die Welt, aber der Ausblick oben auf der Warte ist trotzdem fein. Auf der einen Seite der Neusiedler See, daneben die Rosalia, drüben der Schneeberg, der seinem Namen schon alle Ehre macht, die Hohe Wand, das Wiener Becken und – hoppla – Wien, schnell weiterdrehen, rüber zu den Windrädern nördlich vom Neusiedler See, die heute stillstehen.

Paradies vor der Tür

Gegen Mittag bin ich zurück von diesem eher kurzen Ausflug, der aber so guttat. Man muss sich nur aufraffen, die Schuhe anziehen und rausgehen. Wurscht, wo man wohnt.

Mehrere Menschen auf einem Aussichtsturm
Die alten, eisernen Aussichtstürme im Burgenland, bieten oft spektakuläre Blicke über das Land und den Neusiedler See.
Heribert Corn

Hat man nicht das Leithagebirge vor der Haustür, ist es vielleicht eine Au, ein Wald, ein Bach oder ein See. Und wenn wir bei Letzterem bleiben, da hat Bernadette Németh alle 111 Orte rund um den Neusiedler See, die man gesehen haben muss, im gleichnamigen Buch zusammengefasst.

Auch wenn alles mehr oder weniger in der Nähe liegt, ist nicht alles gleich leicht mit den Öffis zu erreichen. Das ist im Burgenland manchmal eine kleine Herausforderung, die es sich in diesem Fall aber lohnt anzunehmen.

Ausflugsparadies Wien

Wenn man allerdings in Wien wohnt, hat man es gleich doppelt leicht, wenn man seine Ausflüge umweltfreundlich gestalten will. Zum einen ist die Stadt an sich voller Attraktionen, die entweder zu Fuß, mit dem Rad oder den Öffis zu erreichen sind. Zum anderen fahren Züge aus mehreren großen Bahnhöfen regelmäßig aus der Stadt raus. Das passiert einem im Rust oder Illmitz nicht.

Was aber dort wie da gilt: Genießen wir nicht zu selten die Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten der Gegend, in der wir leben? Als ich noch in Wien lebte, machte ich lange Zeit nur dann Ausflüge in der Stadt, wenn Besuch da war, der diese herrliche Stadt genießen wollte. Es hat ein Zeiterl gedauert, bis ich verstanden habe, dass ich nicht auf Tante Mizzi warten muss, wenn ich auf den Stephansdom gehen will.

Wer jetzt sagt, Wien kenn ich eh, und der Sonnenberg sollte Hügerl heißen, dem sei an dieser Stelle das Buch von Kollegin Stefanie Ruep ans Herz gelegt. In Mit Bahn und Bus zum Berggenuss fasst sie mehrere Bergtouren in Salzburg, Oberösterreich und Bayern zusammen, die man perfekt mit den Öffis machen kann.

Eine Frau wandert am Berg
Wenn man die Berge erklimmen will, um die Natur zu genießen, muss man sie nicht vorher mit dem Auto schädigen. Fahren ja eh die Öffis.
Stefanie Ruep

Die Öffis bieten zudem den Vorteil, dass man nicht unbedingt dorthin zurückkehren muss, wo man losgegangen ist. Wann man in der Früh aufbrechen muss, welche Linie einen an den Start bringt und wann es von wo wieder zurückgeht, hat Ruep bereits zusammengetragen. Und spätestens 2025 erscheint das neue Buch von ihr mit weiteren Öffi-Wanderungen.

Skitouren mit den Öffis

Noch im November erscheint ein im Grundgedanken ähnliches Buch vom Verein Bahn zum Berg und der NGO Protect Our Winters, in dem sie 36 Öffi-Skitouren in Nordtirol zusammenfassen. "Skitouren per se verursachen kaum klimaschädliche Emissionen", erklärt Veronika Schnöll von Bahn zum Berg, wenn man diese isoliert betrachte. An- und Abreise erzeugen jedoch sehr wohl Emissionen. "Greift man anstelle des Autos auf öffentliche Verkehrsmittel zurück, kann man die Emissionen erheblich senken oder fast gänzlich vermeiden."

Die neuen Nightjets

Und mit diesem Ökotrick geht sich dann auch der Abstecher auf einen Espresso auf die Piazza in Italien aus. Täglich fährt der Zug von Wien nach Triest und wieder zurück. Die Reise bietet sich an, wenn einem nach einem schnellen Aperitif in der Gran Malabar ist – grüßen Sie mir Veit Heinichen, wenn Sie ihn dort treffen – und einem feinen Abendessen. Nach dem Frühstück geht es dann wieder retour.

Ein Blick in einen Wagon mit den neuen kleinen Kabinen.
Nun kommen sie endlich wirklich, die neuen NightJet-Garnituren der ÖBB mit den Mini-Cabins.
AFP/ALEX HALADA

Wer lieber die Nacht im Zug verbringt, kann das immer größer werdende Angebot der Nightjets der ÖBB nutzen. Ja, da muss man rechtzeitig buchen – ein Abstecher zum Karneval in Venedig sollte sich aber ausgehen. Und das Angebot wird besser. Denn die ÖBB nimmt demnächst die neuen Schlafwagen in Betrieb. Wie es sich in einer der neuen Mini-Cabins schläft, erzähle ich Ihnen dann nächste Woche. Denn jetzt hab ich glatt selber Gusto auf einen Ausflug bekommen. (Guido Gluschitsch, 11.11.2023)