Greta Thunberg und die niederländisch-afghanische Aktivistin Sahar Shirzad.
Greta Thunberg und die niederländisch-afghanische Aktivistin Sahar Shirzad.
AFP/ROBIN UTRECHT/ANP

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat erneut eine Klimademonstration genutzt, um für die Palästinenser Partei zu ergreifen. Mit einem traditionellen schwarz-weißen Palästinensertuch um den Hals sagte sie am Sonntag bei einer per Livestream übertragenen Kundgebung in Amsterdam, die Klimaschutzbewegung habe die Pflicht, "auf die Stimmen jener zu hören, die unterdrückt sind und die für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen".

Nach ihrer Rede gab Thunberg das Mikrofon an eine Frau weiter, die ebenfalls ein Palästinensertuch trug und behauptete, Israel begehe "in meinem Land einen Völkermord". Israel greife gezielt Krankenhäuser und Zivilisten an, sagte die Frau.

"Ich bin für eine Klimademonstration hierhergekommen"

Thunberg sei "ab jetzt hauptberuflich Israel-Hasserin", sagte der Präsident der Deutsch-israelischen Gesellschaft (DIG), Volker Beck, über die Aktivistin. Ihre Äußerungen seien das "Ende von Greta Thunberg als Klimaaktivistin", schrieb Beck auf X. Dies bedeutet für den DIG-Präsidenten das Ende der von Thunberg initiierten Klimaschutzbewegung Fridays for Future als Label für Ökologie. Die Bewegung brauche ein "Rebranding", befand Beck.

Viele Teilnehmer der Demo reagierten empört auf die Anschuldigungen. Ein Mann kam vor laufenden Kameras auf die Bühne, nahm Thunberg das Mikrofon ab und sagte: "Ich bin für eine Klimademonstration hierhergekommen, nicht um politische Ansichten zu hören."

Thunberg rief die Teilnehmer daraufhin auf, Ruhe zu bewahren, und skandierte dann mehrfach: "No climate justice on occupied land". ("Auf besetztem Land gibt es keine Klimagerechtigkeit.") Sie spielte damit offenkundig auf die von Israel besetzten palästinensischen Gebiete an.

Video: Mann entreißt Thunberg Mikrofon auf Klimademo.
AFP

Meinungsverschiedenheiten bei Fridays for Future

Nach einer ähnlichen Aktion im vergangenen Monat war Thunberg bereits dafür kritisiert worden, dass sie die israelischen Opfer des Massakers der Hamas vom 7. Oktober mit rund 1.200 Toten nicht gesondert erwähnt hatte.

An der Klimademonstration beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter rund 85.000 Menschen; sie sei damit die bisher größte derartige Demo in den Niederlanden gewesen.

Fridays for Future Austria, sowie auch die Bewegungen in Deutschland und der Schweiz, haben sich bereits vor über zwei Wochen nach israelfeindlichen Aussagen auf dem internationalen Instagram-Account von Fridays for Future klar gegen Antisemitismus ausgesprochen. "Dieser Instagram-Account kann nicht für uns sprechen. Das ist ein einzelner Account, von dem wir uns sehr stark distanzieren. Hier wurde klar Desinformation und Antisemitismus verbreitet. Das kritisieren wir scharf", sagte Fridays for Future Austria-Sprecher Daniel Shams im Interview mit dem STANDARD. Der Account könne nicht für Fridays for Future Austria sprechen. Die Bewegung stelle sich entschieden gegen jegliche Form von Rassismus und Gewalt. (APA, red, 13.11.2023)