Flaggen auf rechter Demonstration
Manuel E. war Mitglied der Band Terrorsphära, der Verbindungen zu Organisationen wie den Hammerskins nachgewiesen wurden.
EPA/Kovacs

Seine Lieder heißen Disziplin ist alles, Nüchterner Krieger oder Gesetz des Sieges. Nun steht der rechte Rapper Kombaat im Verdacht, sich im nationalsozialistischen Sinne wiederbetätigt und somit gegen das Verbotsgesetz verstoßen zu haben.

In sozialen Netzwerken und rechtsextremen Telegram-Kanälen wird gegen die Verhaftung des Osttirolers, der mit bürgerlichen Namen Manuel E. heißt, Stimmung gemacht. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck bestätigt nun gegenüber dem STANDARD, dass ein entsprechendes Verfahren wegen Wiederbetätigung anhängig ist.

Erfolgreiche Hausdurchsuchung

Demnach wurde der 38-jährige Beschuldigte am 27. Oktober an seiner Wohnadresse in Osttirol wegen "dringenden Tatverdachts" nationalsozialistischer Wiederbetätigung festgenommen. Aufgrund von Tatbegehungsgefahr wurde Untersuchungshaft verhängt. Wie das Verfahren genau zustande kam, darüber hält sich die Staatsanwaltschaft derzeit bedeckt. Nur so viel: "Es besteht der Verdacht, dass er NS-Devotionalien besessen hat, darunter Gegenstände, Bücher und Kleidung, die er auch in der Öffentlichkeit getragen hat", sagt Behördensprecherin Julia Klingenschmid.

Auch gebe es Hinweise aus "Messengerdiensten" sowie die Teilnahme des Beschuldigten an bestimmten Veranstaltungen, die ihn der Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts verdächtig machen. Bei einer Hausdurchsuchung wurden neben elektronischen Geräten, die nun ausgewertet werden, auch ein Teleskopschlagstock sowie ein Butterfly-Messer sichergestellt. Die Ermittlungen, die das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) durchführt, umfassen daher auch Verstöße gegen das Waffengesetz.

Bei Szenekennern ist Manuel E. kein Unbekannter. Bevor er seit dem Vorjahr unter dem Namen Kombaat als Rapper in Erscheinung trat – seine Lieder haben bei Youtube teilweise über 25.000 Aufrufe –, fiel er als Mitglied der Neonazi-Hardcoreband Terrorsphära auf. Die Band gilt in Europa als gut vernetzt, ihre Konzerte werden teils von Hitlergrüßen und "Sieg Heil"-Rufen begleitet.

Neonazi-Vergangenheit

Schon Anfang der 2000er-Jahre war der Lienzer auf Hotspots der rechtsextremen Szene in Erscheinung getreten, besuchte etwa das Ulrichsbergtreffen in Kärnten oder den Rudolf-Hess-Marsch in Bayern. In dieser Zeit landete E. auch mehrmals wegen NS-Wiederbetätigung vor Gericht und saß schließlich drei Jahre in Haft. "Er ist seit Jahren eine umtriebige und zentrale Gestalt der Osttiroler Neonaziszene mit einer gewissen Ausstrahlung über die Landesgrenzen hinaus", sagt Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) dem STANDARD.

Die musikalische Wandlung von Manuel E. vom Neonazi-Hardcore zur Rapmusik passt gewissermaßen zur Modernisierungsstrategie der rechtsextremen Szene. Kombaat inszeniert seine Videos mit Kampfsportästhetik und propagiert einen asketischen und veganen Lebensstil. Das deutsche Label, das die Musik des Rappers vertreibt, ist auch bei AfD-Anhängern und Identitären beliebt. Beworben wird von der Plattform etwa auch das österreichische, FPÖ-nahe Magazin Info Direkt.

Zehn Jahre Freiheitsstrafe

Erst im Vorjahr war der rechtsextreme Rapper Mr. Bond zu insgesamt zehn Jahren Freiheitsstrafe wegen neonazistischer Wiederbetätigung verurteilt worden. Mr. Bond alias Philipp H. stammt wie Manuel E. aus Osttirol. H. hatte auf besonders schwerwiegende Weise in Liedern das NS-Regime und den Holocaust glorifiziert. Das Urteil von zehn Jahren ist mittlerweile rechtskräftig.

Wie schwer die Vorwürfe gegen Kombaat alias Manuel E. wiegen, wird sich zeigen. Vor wenigen Tagen legte er über seinen Verteidiger eine Beschwerde gegen die Untersuchungshaft ein. Über diese wird das Oberlandesgericht Innsbruck nun "zeitnah", vermutlich diese Woche, entscheiden. E.s Anwalt will sich derzeit nicht dazu äußern.(Thomas Hoisl, 13.11.2023)