Amadeus Volkstheater Bezirke
Slapstick mit viel Menschlichkeit: "Amadeus" überzeugt in den Bezirken."
VT / Marcel Urlaub

Da haben sich offenbar zwei gefunden: Das Volkstheater Bezirke, das seine Produktionen in 15 Wiener Spielstätten schickt, arbeitet in der aktuellen Produktion erfolgreich mit der Off-Bühne Bronski & Grünberg zusammen, die seit 2016 witzige und kluge Slapstickinterpretationen bekannter Stoffe zeigt.

Dabei haben sich Kaja Dymnicki und Alexander Pschill gemeinsam mit Lisa Kerlin vom Volkstheater Bezirke Peter Shaffers Amadeus geschnappt. Der sich in Mittelmäßigkeit suhlende Antonio Salieri will darin Rache am Genie Mozart üben.

Wem das 1979 uraufgeführte Drama nicht geläufig ist, der kennt wahrscheinlich Miloš Formans gleichnamige Verfilmung, die mit acht Oscars ausgezeichnet wurde: Die darin dargelegte Vermutung, der eifersüchtige Komponist Salieri habe den exzentrischen Mozart auf dem Gewissen, ist zwar nur der Dramaturgie geschuldet, funktioniert aber auch in der Version von Dymnicki und Pschill hervorragend.

Miselsüchtig, sexuell verklemmt

Im Zentrum des Spiels steht ein miselsüchtiger und sexuell verklemmter Salieri (permanente Zornesfalte: Christian Dolezal), der sich an der überschäumenden Art des erwachsenen Wunderkindes (wuselig: Julia Edtmeier) stört. Die Geschichte wird von Salieri selbst aus dessen knarzendem Polstersessel erzählt. Zu Beginn vor allem vom Kaiser (Doris Hindinger) geliebt, hindert ihn nur sein Gott gegenüber geleisteter Schwur daran, seine Schülerinnen zu begrapschen.

Amadeus Volkstheater Bezirke
Neben Mozarts Genie suhlt sich Salieri (Dolezal) in der Mittelmäßigkeit.
VT / Marcel Urlaub

Doch als Mozart zusammen mit seiner Constanze, dem "Stanzerl" (hervorragend in einer Dreifachrolle: Agnes Hausmann), bei Hofe auftaucht, geraten Salieris Kompositionen schnell in Vergessenheit. Mozart, ein Energiebündel mit Daddy-Issues, ist nicht nur der Schöpfer der Kleinen Nachtmusik, sondern hat auch die Beatles und Billie Eilish zu verantworten. Salieri schwört Rache und will dem Wolferl alles nehmen, was ihm lieb ist – aber als das Stanzerl an seine Tür klopft, um für den finanziell schlecht aufgestellten Mozart Aufträge zu erbetteln, macht er einen Rückzieher.

Durchwegs kurzweilig

Trotz über zwei Stunden Nettospielzeit bleibt das Stück durchgehend kurzweilig. Witzig eingestreute Soundeffekte runden die Komödie mit Bud-Spencer-Charakter ab, in der sich in der zweiten Hälfte tatsächlich noch ein kleines Drama auftut. Das tut der Geschichte gut, die dadurch unter all dem Slapstick-Spaß stark zu menscheln beginnt.

Mozart wollte seine Stücke bekanntlich "fürs echte Volk" machen, auch Amadeus funktioniert mit komischer Einfachheit und menschlichen Zügen hervorragend auf den Kleinbühnen der Bezirke. (Caroline Schluge, 27.11.2023)