Die Wiener Mode-Unternehmerin Sophie Pollak wohnt in einer Altbauwohnung im siebten Bezirk, wo ein bordeauxrotes Tüllkleid von der Decke baumelt und die Nachbarin manchmal mit Salbei ausrücken muss.

"Eigentlich hatte ich mich vor drei Jahren für eine andere Wohnung interessiert, doch die war schon weg. Aber dann meinte die Maklerin, dass sie noch eine andere habe, die sie noch niemandem gezeigt habe. Das war diese hier, eine 80 Quadratmeter große Altbauwohnung im siebten Bezirk. Ich war zwar unsicher, ob ich mir so eine große Wohnung leisten möchte, aber letztendlich hat das Bauchgefühl gestimmt. Probieren kann man es ja, habe ich beschlossen.

Sophie Pollak inmitten ihrer Pölster und ihrer Kunst in ihrer Altbauwohnung im siebten Bezirk.
Sophie Pollak inmitten ihrer Pölster und ihrer Kunst in ihrer Altbauwohnung im siebten Bezirk.
Lisi Specht

Meine Einrichtung ist eine Mischung aus Zusammengesammeltem und neu Gekauftem. Wenn ich schöne Dinge sehe, nehme ich sie mit. Allerdings habe ich bei meinem Umzug sehr genau ausgewählt, was ich wirklich von Herzen liebe und was wegkann. Das Regal habe ich selbst entworfen. Die alte Nähmaschine ist von meiner Großmutter. Das Sofa ist ganz banal von Ikea. Die knallbunten Pölster liebe ich innig. Ich hab sie von einem Händler aus Linz, der für seine Polsterbezüge Leinen von Vieböck im Mühlviertel verwendet. Ich hab sie ihm gleich alle abgekauft. Ich hänge auch sehr an meiner Kunst – meinen Bildern und Fotos, die ich mir schon gekauft habe, als ich noch gar kein Geld hatte.

Zu Kleidung habe ich eine besondere Affinität. Ein Teil davon hängt auf einem Kleiderständer im Wohnzimmer, es sind Kleider von Flohmärkten in New York, von Designern, die ich mag, und natürlich auch das eine oder andere von mir entworfene Stück. Kleidung ist für mich ästhetisch ansprechend, so wie ein schöner Polster oder eine schöne Vase, und ich hab sie gern um mich. Kleidung ist wie Wohnen – es ist ein verlängerter Ausdruck meiner selbst.

Das bordeauxrote Tüllkleid hängt inmitten des Wohnzimmers, weil es im Kasten keinen Platz hat.
Das bordeauxrote Tüllkleid hängt inmitten des Wohnzimmers, weil es im Kasten keinen Platz hat.
Lisi Specht

Darum hängt auch inmitten des Wohnzimmers ein prunkvolles Tüllkleid in Bordeaux von der Decke. Ich habe es zu meinem 40. Geburtstag getragen, Janis Tillinger hat es für mich gemacht. Nach der Arbeit mit hunderten Metern an Tüll hatte er eine Sehnenscheidenentzündung. Es passt in keinen Kasten, darum hängt es jetzt hier und erinnert ein wenig an einen Weihnachtsbaum. Irgendwie hat es mittlerweile ein Eigenleben entwickelt und wird wohl für immer da bleiben.

In der Früh sitze ich gern mit meinem Kaffee am Fenster und schau auf die zwei Bäume im Innenhof. Ich hatte zuvor noch nie einen Balkon oder einen Garten, darum habe ich erst hier entdeckt, wie klein der Radius von Vögeln eigentlich ist. Meistens halten sie sich an einem Ort auf. Jeder hat einen eigenen Charakter.

Die Kleider im Wohnzimmer stammen von Flohmärkten in New York, von Lieblingsdesignern - und von Sophie Pollak selbst.
Die Kleider im Wohnzimmer stammen von Flohmärkten in New York, von Lieblingsdesignern - und von Sophie Pollak selbst.
Lisi Specht

Ich habe es gern, wenn man beim Wohnen die Geschichte und den Charakter eines Menschen sieht. Bei mir wäre das die Liebe zur Kunst, zu den schönen Dingen, zu altem und neuem Handwerk und zur Familie. Und natürlich zum Gastgeben. Ich liebe alles, was damit zu tun hat. Kochen finde ich total entspannend. Wenn ich viel um die Ohren habe oder große Entscheidungen treffen muss, stehe ich oft auf und fange an zu kochen. Solange es geht, sitze ich mit meinen Gästen am Balkon, am liebsten am Boden. Damit es ein bisschen offizieller wirkt, habe ich draußen ein Plateau gebaut, wie in Marokko.

Vor ein paar Jahren gab es schräg über mir eine WG. Am Balkon wurde viel Spanisch gesprochen, und ich habe mich wie im Urlaub gefühlt. Aber wie in jedem Wiener Haus gibt es auch bei uns einen Schreihals. Wenn er sich dann wieder mal lauthals über jemanden aufgeregt hat, räuchert eine Nachbarin das Haus mit Salbei, dann ist die Stimmung gleich wieder leichter.

"Ich habe es gern, wenn man beim Wohnen die Geschichte und den Charakter eines Menschen sieht", sagt Sophie Pollak. Die alte Nähmaschine gehörte ihrer Großmutter.
Lisi Specht

Diese Wohnung ist mein Wohntraum. Ich liebe sie sehr. Ein zweiter Traum wäre dann noch, ein altes Haus mit Garten herzurichten, irgendwo am Meer, mit Gästezimmern.

Meine Ziele formuliere ich immer auf Post-its und klebe sie an die Wand. Die werden dann erst abgenommen, wenn ich sie erreicht habe. Einige Ziele fürs kommende Jahr hängen schon. Heuer konnte ich bereits sieben Post-its runternehmen. Nur zwei Wochen am Meer fehlen jetzt noch." (20.11.2023)