Das Internet-Phänomen der "Influencer" ist für Menschen außerhalb der Jugendsphäre schwer oder kaum zu begreifen. Ist aber eine Realität und wurde für harmlos gehalten.

Tiktok
Auf Tiktok wurde Hetzschrift verbreitet.
REUTERS/Dado Ruvic/Illustration/File Photo

Bis eine US-Influencerin, Lynette Adkins, ihren Millionen Followern auf Tiktok mitteilte, sie habe gerade den alten "Letter to America" von Osma bin Laden gelesen, und nun sei die Welt für sie ganz anders und sie gehe durch eine existenzielle Krise. Gefolgt von der Aufforderung an "anybody", sofort alles liegen und stehen zu lassen und den Brief zu lesen. Osama bin Laden? WTF? Ist das der coole Bro, der 9/11 2001 ein paar Flugzeuge in die Twin Towers von Manhattan geschickt und ein paar Tausend Menschen umgebracht hat? Weil die Juden bekanntlich an allem schuld sind? (Steht in dem Brief, in dem bin Laden auch die Auslöschung Israels, die Einführung der Scharia weltweit und ein Verbot von Homosexualität fordert.)

Tiktok-Girl Lynette kümmert sich sonst um Mode und Fitness und Make-up und so Sachen. Jetzt meint sie offenbar, Buddy Osama hätte da irgendwie doch recht gehabt mit den Juden und so, und der Brief hätte ihr Leben verändert. Worauf einige andere intellektuell leichtgewichtige Influencer aufsprangen und erklärten, das Video habe ihnen die Augen geöffnet und sie seien 22 Jahre angelogen worden.

Inzwischen wurde Lynette Adkins auf Tiktok gesperrt. Nachdem Millionen den Irrsinn gesehen und weitergegeben hatten. (Hans Rauscher, 17.11.2023)