Max Verstappen
Max Verstappen gewann den Grand Prix von Las Vegas.
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Am Ende wurde sogar Max Verstappen zu Elvis Presley. "Viva Las Vegas" stimmte der Red-Bull-Pilot im Boxenfunk an. Der Niederländer, der dazu passend auch einen an Elvis angelehnten Rennanzug trug, hat kurz zuvor den Grand Prix von Las Vegas gewonnen. Er fuhr am Sonntag (Ortszeit: Samstagabend) im Flutlicht der US-Glücksspielmetropole vor Ferrari-Polesetter Charles Leclerc und seinem Red-Bull-Teamkollegen Sergio Pérez über die Ziellinie.

Verstappen hatte im Vorfeld das "ein Prozent Sportevent" kritisiert. Die Show stünde beim für die Formel 1 so prestigeträchtigen Rennen in Nevada zu sehr im Vordergrund. Am Sonntag konnte die Action auf der Rennstrecke aber damit durchaus mithalten. "Das war richtig guter Rennsport", sagte Verstappen nach dem hart erkämpften Sieg. "Es ist eine Menge passiert im Rennen."

Fünf-Sekunden-Strafe für Verstappen

Der RB-Pilot hatte Leclerc gleich beim Start überholt, drängte den Monegassen dabei aber in der ersten Kurve weit nach außen. "Er hat mich rausgedrängt, das ist ein Witz“, sagte Leclerc. „Er muss mir die Position zurückgeben". Tat Verstappen freilich nicht. Die Rennkommissare brummten ihm deshalb eine Fünf-Sekunden-Strafe auf. "Ja, das ist okay. Schick ihnen liebe Grüße", sagte Verstappen etwas ironisch im Funk zu seinem Renningenieur.

Fernando Alonso (Aston Martin) drehte sich beim Start von der Strecke. In der dritten Runde verlor Lando Norris (McLaren) sein Heck und krachte in die Bande. Die erste Safety-Car-Phase folgte. Mehrere Fahrer nutzten sie zu einem frühen Boxenstopp, darunter auch der nur von Rang elf gestartete Pérez.

Charles Leclerc
Charles Leclerc lieferte sich einen packenden Dreikampf mit Red Bull Racing.
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In Runde 17 legte Verstappen einen Boxenstopp ein und saß auch die fünf Sekunden ab. Leclerc übernahm die Führung – vor Pérez, der durch den frühen "billigen" Boxenstopp Zeit gewonnen hatte. Und der Mexikaner fand sich nach Leclercs Boxenstopp sogar auf Platz eins wieder.

Verstappen vs. Russell

Runde 25: Verstappen will innen an Mercedes-Mann George Russell vorbeiziehen. Es kracht. Der Brite hat, wie er später sagt, "nicht erwartet, dass er da überholt. War absolut mein Fehler." Folge: Eine Fünf-Sekunden-Strafe gegen Russell und erneut das Safety Car. Beinahe alle Topfahrer nutzten dies für einen weiteren Boxenstopp. Leclerc, der ja bereits kurz zuvor frische Reifen geholt hatte, blieb draußen und holte sich die Führung von Pérez zurück. Verstappen lauerte auf Rang fünf und arbeitete sich rasch nach vorne.

Beide RB-Piloten gingen also mit frischeren Reifen als Leclerc in die Schlussphase. Der Ferrari-Fahrer konnte Pérez‘ ersten Angriff zwar kurz darauf noch kontern. In den Runden 36/37 ging Verstappen aber an seinen beiden Vordermännern vorbei und fuhr sicher zum Sieg.

Der Kampf um Platz zwei blieb spannend: In Runde 43 schenkte Leclerc Platz zwei mit einem Verbremser her, um Pérez mit einem spektakulären Überholmanöver in der letzten Runde doch noch abzufangen. Pérez vergab so zwar den RB-Doppelsieg, durfte sich aber zumindest über die fixierte Vizeweltmeisterschaft freuen.

Max Verstappen
Max Verstappen bejubelt seinen Sieg.
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Für Leclerc war Platz zwei "das Beste, was drinnen war. Mit dem Safety Car haben wir bisschen Pech gehabt. Mit den älteren Reifen war es am Ende schwierig."

18. Saisonsieg für Verstappen

Red Bull knackte mit dem 20. Sieg den Saisonrekord von Mercedes (19) aus der Saison 2016. Für Verstappen war es der 18. Saisonsieg im 21. und vorletzten Saisonrennen. Mit seinem 53. GP-Erfolg zog er in der Bestenliste mit Sebastian Vettel auf Platz drei gleich. Nur Lewis Hamilton (103) und Michael Schumacher (91) standen in der Motorsport-Königsklasse öfters am obersten Podium.

Apropos Hamilton: Der Mercedes-Pilot musste sich beim Prestigeprojekt von Rechteinhaber Liberty Media nach einer Kollision mit dem siebenten Rang begnügen. In der Konstrukteurswertung holte Ferrari (388 Punkte) im Duell mit Mercedes (392) um Platz zwei wieder einige Zähler auf.

Show-Event

Eine Vielzahl an prominenten Schauspielern, Musikern oder Sportgrößen wie Shaquille O'Neal, David Beckham, Lindsey Vonn oder Fifa-Präsident Gianni Infantino ließ sich das Motoren-Spektakel in der Mojave-Wüste nicht entgehen. Die Start-Ziel-Gerade war vor Rennbeginn dermaßen gefüllt, dass ServusTV-Experte Christian Klien die Autos "suchen" musste.

Es war das dritte Rennen in Las Vegas nach 1981 und 1982, als die Motorsportsport-Königsklasse zwei vergebliche Anläufe unternommen hatte, einen Grand Prix in der Glücksspiel-Hochburg zu etablieren.

David Beckham
Auch David Beckham ließ sich den Grand Prix nicht entgehen.
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Mercedes-Teamchef Toto Wolff sprach bei ServusTV vom "größten Formel-1-Rennen bisher." Man habe in den USA sicher an Popularität dazu gewonnen. Auch Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur sprach von einer "mega Show".

Die drei Spitzenfahrer wurden gemeinsam auf dem Rücksitz einer Limousine zur Siegerehrung chauffiert. "Wohin fahren wir?", fragte Leclerc seine Konkurrenten. "Direkt zum Nachtclub", antwortete Verstappen. Das letzte Saisonrennen findet am kommenden Wochenende in Abu Dhabi statt. (Andreas Gstaltmeyr, APA, 19.11.2023)

Endstand (Rennlänge: 50 Runden zu je 6,201 km = 309,958 km)

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 1:29:08,289 (Schnitt: 208,636 km/h)
2. Charles Leclerc (MON) Ferrari +2,070
3. Sergio Pérez (MEX) Red Bull +2,241
4. Esteban Ocon (FRA) Alpine +18,665
5. Lance Stroll (CAN) Aston Martin +20,067
6. Carlos Sainz (ESP) Ferrari +20,834
7. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +21,755
8. George Russell (GBR) Mercedes +23,091
9. Fernando Alonso (ESP) Aston Martin +25,964
10. Oscar Piastri (AUS) McLaren +29,496
11. Pierre Gasly (FRA) Alpine +34,270
12. Alexander Albon (THA) Williams +43,398
13. Kevin Magnussen (DEN) Haas +44,825
14. Daniel Ricciardo (AUS) AlphaTauri +48,525
15. Zhou Guanyu (CHN) Alfa Romeo +50,162
16. Logan Sargeant (USA) Williams +50,882
17. Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo +1:25,350

Ausgeschieden: Nico Hülkenberg (GER) Haas, Lando Norris (GBR) McLaren, Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri

Schnellste Runde: Oscar Piastri (AUS) McLaren in der 47. Runde in 1:35,490 (Schnitt: 233,779 km/h)

WM-Stand (nach 21 von 22 Rennen und 6 von 6 Sprints):

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 549
2. Sergio Pérez (MEX) Red Bull 273
3. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 232
4. Carlos Sainz (ESP) Ferrari 200
5. Fernando Alonso (ESP) Aston Martin 200
6. Lando Norris (GBR) McLaren 195
7. Charles Leclerc (MON) Ferrari 188
8. George Russell (GBR) Mercedes 160
9. Oscar Piastri (AUS) McLaren 89
10. Lance Stroll (CAN) Aston Martin 73
11. Pierre Gasly (FRA) Alpine 62
12. Esteban Ocon (FRA) Alpine 58
13. Alexander Albon (THA) Williams 27
14. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri 13
15. Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo 10
16. Nico Hülkenberg (GER) Haas 9
17. Daniel Ricciardo (AUS) AlphaTauri 6
18. Zhou Guanyu (CHN) Alfa Romeo 6
19. Kevin Magnussen (DEN) Haas 3
20. Liam Lawson (NZL) AlphaTauri 2
21. Logan Sargeant (USA) Williams 1

Stand Konstrukteurs-WM (nach 21 von 22 Rennen und 6 von 6 Sprints):

1. Red Bull 822
2. Mercedes 392
3. Ferrari 388
4. McLaren 284
5. Aston Martin 273
6. Alpine 120
7. Williams 28
8. AlphaTauri 21
9. Alfa Romeo 16
10. Haas 12

Nächstes Rennen: Grand Prix von Abu Dhabi am 26. November am Yas Marina Circuit