Das Bild zeigt einen Mann, der im Homeoffice arbeitet
Bilder wie diese sind Amazon ein Dorn im Auge, wenn es um die eigenen Mitarbeitenden geht. Die Katze ist nicht davon betroffen.
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Arbeiten im Homeoffice mag für manche mit der Corona-Pandemie gekommen sein, um zu bleiben. Der E-Commerce-Gigant Amazon zählt definitiv nicht zu den Befürwortern. Ließ man in der jüngeren Vergangenheit den Streit ums Homeoffice schon mal eskalieren, wird die verschärfte Gangart im Unternehmen weiter ausgebaut: Die Richtlinien zur Rückkehr ins Büro werden offenbar nämlich direkt mit der Karriereentwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verknüpft. Wer nicht ins Büro kommt, wird auch nicht mehr befördert.

Um für eine Beförderung überhaupt noch in Frage zu kommen, müssen Mitarbeitende mindestens drei Tage pro Woche im Büro anwesend sein. Diese Entscheidung stellt eine bedeutende Wende in der Unternehmensphilosophie dar und könnte einen breiteren Trend in der Herangehensweise von Unternehmen an das Arbeitsumfeld nach der Pandemie widerspiegeln, nicht nur in den USA, sondern möglicherweise auch in Europa.

Zuhause gibt’s keinen Karrieresprung

Während der Pandemie hatte Amazon, wie viele andere Unternehmen auch, Teile des Betriebs auf Homeoffice umgestellt. Jetzt, da die Arbeitswelt aber allmählich wieder zur Normalität zurückkehrt, betont der Online-Riese wieder die Bedeutung der Anwesenheit im Büro. Interne Dokumente, die Business Insider vorliegen, zeigen, dass Beschäftigte, die die neuen Anwesenheitsanforderungen nicht erfüllen, die Zustimmung eines hochrangigen Vorgesetzen benötigen, um befördert werden zu können. Ein Prozess, für den bislang der direkt vorgesetzte Manager ausreichte.

Die neue Richtlinie gibt den Managern im Übrigen auch die Befugnis, Mitarbeitende zu entlassen, die sich wiederholt weigern, die Anwesenheitspflicht im Büro zu erfüllen. Die Richtlinie ist Teil der umfassenderen Bemühungen von Amazon, seine Unternehmenskultur und betriebliche Effizienz zu stärken. Nach Ansicht des Unternehmens profitiere man von persönlicher Zusammenarbeit und Interaktion. Ein Sprecher von Amazon betonte in diesem Zusammenhang, dass die Einhaltung der Unternehmensrichtlinien, einschließlich der Rückkehr ins Büro, ein entscheidender Faktor bei der Beurteilung der Beförderungsfähigkeit eines Mitarbeiters bleibe.

Abweichen von ursprünglichen Vereinbarungen

Bei den Mitarbeitenden bei Amazon hat das erwartungsgemäß eine starke Gegenreaktion ausgelöst. Mehr als 30.000 Personen unterzeichneten eine interne Petition und organisierten Proteste, um ihre Unzufriedenheit mit den neuen Richtlinien zum Ausdruck zu bringen. Das ist insbesondere auch vor dem Hintergrund zu berücksichtigen, dass viele der Betroffenen während der Pandemie als Telearbeitskräfte eingestellt worden sind und die aktuelle Richtlinie somit erheblich von den ursprünglich vereinbarten Arbeitsvoraussetzungen abweicht.

Die umstrittenen Richtlinien von Amazon zur Rückkehr ins Büro sind aber nur ein Teil einer breiteren Debatte in der Arbeitswelt über die Zukunft der Arbeit. Während einige Unternehmen Telearbeit als dauerhaftes Merkmal innerhalb der Unternehmenskultur anerkannt haben, befürworten andere, wie eben Amazon, ganz klar die Rückkehr zu bürozentrierten Modellen.

Ein wenig ironisch erscheint bei der Diskussion um das Homeoffice auch, dass sich besonders Stimmen aus der Tech-Welt gegen ein Arbeiten von Zuhause aus aussprechen. Nicht nur Elon Musk hält Homeoffice für "moralisch falsch", auch der (derzeit noch) ehemalige CEO von OpenAI, Sam Altman, erklärte das "Experiment" Homeoffice bereits für gescheitert und beendet. Gerade dort, möchte man meinen, sollte man die Alternative eigentlich zu schätzen wissen. (bbr, 19.11.2023)