Aktivistinnen und Aktivisten der
Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation protestieren vor dem Kanzleramt in Berlin. Künftig wollen sie auch bei Auftritten von Politikerinnen und Politikern dazwischenfunken.
AP/Markus Schreiber

Es ist schon wieder passiert. Dieser Tage beschmierten Aktivisten und Aktivistinnen erneut das Brandenburger Tor – auf der Westseite – mit oranger Farbe. Doch gleichzeitig ist diesmal nicht ganz so viel passiert. Denn ein Arbeiter, der gerade an Berlins berühmtestem Bauwerk an der Ostseite tätig war, reagierte schnell. Er entfernte die Farbe rasch, sodass diese nicht ins Mauerwerk eindringen konnte.

Mitte September hatte die Letzte Generation das Tor auf der Ostseite mit deutlich mehr oranger Farbe eingefärbt. Entfernung derselben und Reparatur sollen sich auf 115.000 Euro belaufen, diese will sich Berlin von der Gruppe holen.

Dort macht sich nach fast zwei Jahren Protest Enttäuschung und Erschöpfung breit. Deshalb soll nun auch auf neue Formen des Protests gesetzt werden. Das berichtet "MDR Investigativ" des Mitteldeutschen Rundfunks. So will die Gruppe künftig weniger die Straßen blockieren, sondern stärker auf die Störung von Auftritten von Politikern und Politikerinnen setzen.

Die "Berliner Zeitung" postete ein Video, auf dem die sofortige Reinigungsaktion zu sehen ist.

Begründet wird der Strategiewechsel mit Frustration. "MDR Investigativ" liegt eine Aufzeichnung eines internen Videocalls vor. Daraus geht hervor, dass die Letzte Generation gehofft hatte, dass die Blockaden und Klebeaktionen des vergangenen Sommers zu einem "sozialen Kipppunkt" führen. Die Bevölkerung hätte sich mit den Zielen solidarisieren sollen.

Maßnahmen gehen zu weit

Doch das ist nicht geschehen. Im Gegenteil: Laut einer Kantar-Umfrage der Organisation "More in Common", die sich mit gesellschaftlichem Zusammenhalt beschäftigt, sagen 85 Prozent der Befragten, dass die Klima- und Umweltbewegung "häufig mit ihren Protestaktionen zu weit" gehe. 2021 war nur die Hälfte der Befragten dieser Meinung.

Zudem, so "MDR Investigativ", gebe es innerhalb der Letzten Generation Ermüdungserscheinungen wegen zahlreicher polizeilicher und juristischer Auseinandersetzungen. Allein in Berlin hat die Staatsanwaltschaft bisher mehr als 2500 Verfahren eingeleitet.

Bei künftigen Aktionen wolle sich die Letzte Generation, so "MDR Investigativ", an der Klimaschutzbewegung "Climate Defiance" aus den USA orientieren, die Veranstaltungen von Politikerinnen und Politikern stört. Das Ganze soll laut einem internen Strategiepapier so ablaufen: "Eine Gruppe von mindestens zehn Menschen besucht einen Event, auf dem ein Politiker spricht. Sie verteilen sich im Publikum. An der richtigen Stelle steht eine Person von ihnen auf und konfrontiert den Politiker mit seinen Handlungen und Lügen. Sie lässt sich dabei nicht auf Diskussionen ein und lässt nicht zu, dass er sich rausredet. (…) Die anderen Menschen aus dem Publikum stehen auf und gehen rufend auf die Bühne. Die Securitys versuchen, die Menschen von der Bühne zu ziehen, doch diese gehen immer wieder zurück. Einige sind festgeklebt und können nicht von der Bühne gezerrt werden. Der Event muss abgebrochen werden."

In Berlin hatte die Letzte Generation Ende September versucht, den Marathon zu stören. Einigen Aktivistinnen und Aktivisten gelang es, die Laufstrecke zu betreten. Aber sie wurden so rasch von der Polizei weggebracht, dass es kaum auffiel. Auch das Kanzleramt und die SPD-Zentrale in der deutschen Hauptstadt hat die Letzte Generation beschmiert. (Birgit Baumann aus Berlin, 20.11.2023)