Foto des neuen Montan-Uni-Rektors Peter Moser
Von der jungen Generation wolle man künftig anders wahrgenommen werden, sagt der neue Rektor der Montan-Uni Peter Moser.
Montanuniversitaet

Der Name war lange Zeit auch Programm. Die Montanuniversität Leoben war über die Grenzen hinweg für ihre Studienangebote im Bereich Bergbau und Erdölwesen bekannt. Gegründet wurde sie vor 183 Jahren, um den technologischen Fortschritt im österreichischen Bergbau voranzutreiben. Heute hat sich die steirische Universität den Schwerpunkt Umweltschutz und Nachhaltigkeit gesetzt – für den neuen Rektor Peter Moser eine logische Weiterentwicklung. Auch das Masterstudium Petroleum Engineering passe in dieses Konzept.

STANDARD: Seit Herbst 2022 hat sich die Montan-Uni Leoben ganz dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit verschrieben. Was heißt das konkret?

Moser: Für uns bedeutet Nachhaltigkeit, dass wir die Kompetenzen, die wir in den vergangenen 183 Jahre im Bereich Forschung und Lehre aufgebaut haben weiterentwickeln und für die Gestaltung von nachhaltigen Systemen einsetzen. Dabei geht es um Zirkularität von Stoffen, darum möglichst geschlossene Systeme aufzubauen. Ein Beispiel: Um Stoffe aus der Erdkruste zu extrahieren werden im Prinzip die gleichen Technologien angewendet, die heute für die Extrahierung von Stoffen aus Abfällen eingesetzt werden.

STANDARD: Nach wie vor gibt es aber das Masterstudium Petroleum Engineering – wie verträgt sich das?

Moser: Wenn Sie tiefer in die Erde hineinbohren, dann stoßen Sie auf unermessliche Wärmequellen. Die Technik der Erdölgewinnung, der Erdgasgewinnung ist sehr artverwandt mit der Technik der geothermischen Energiegewinnung. Ähnliches gilt für die Gasspeicher. Um warm durch den Winter zu kommen, brauchen wir diese Speicher. Und Österreich hat große davon. Natürlich kann man sagen, Öl und Gas brauchen wir nicht mehr, und hoffentlich werden wir sie tatsächlich langfristig nicht mehr in der Form verwenden, wie wir das heute müssen. Das ist die Herausforderung bei den fossilen Rohstoffen. Denn eines der größten Forschungsthemen sind die Kohlenwasserstoffe und wie sie nachhaltig genutzt werden können. Die Liste kann umfangreich fortgesetzt werden. Wie gestalte ich Energiesysteme – wie manage ich das Ganze? Leoben wird zu 80 Prozent von der Abwärme eines Stahlwerks geheizt. Bei der Transformation haben wir nicht bei null begonnen. Es war vielmehr die Frage, wie wir unsere Kompetenzen für nachhaltige Systeme einsetzen können.

STANDARD: Warum werden diese Themen erst jetzt so forciert?

Moser: Das ist einerseits unsere Verantwortung, es gibt aber auch noch einen anderen Grund: Dass wir zu technischen Lösungen für eine nachhaltige Zukunft forschen und lehren, dafür wird die Montan-Uni von der jungen Generation nicht wahrgenommen. Mit diesem klaren Bekenntnis wollen wir als Montan-Uni auch sagen: Kommt und erwerbt euch das Wissen um Systeme nachhaltig gestalten! Es ist kein Greenwashing, sondern das sind Themen, die sind jetzt relevant. Dass heute viel häufiger über Klimawandel und grüne Themen berichtet wird, haben wir der jungen Generation zu verdanken. Jetzt geht es daran, diese junge Generation einzufangen und zu sagen: Kommt und macht mit und arbeitet an Lösungen.

STANDARD: In Ihrer Inauguration haben Sie gesagt, Sie wollen die Montan-Uni zu einem strahlenden Technologiepol in Sachen Nachhaltigkeit machen. Gibt’s dafür Vorbilder?

Moser: Im übertragenen Sinn gibt es das: Wir wollen ähnlich wie das Silicon Valley im Bereich neuer Technologien und Digitalisierung zum Carbon & Hydrogen Valley werden. Orientiert an unseren Kompetenzen gibt es aber keine Vorbilder im Hochschulbereich. Natürlich gibt es viele Universitäten – beispielsweise die technischen Unis in Graz und Wien, die diese Bereiche massiv forcieren. Im Rahmen der European University kooperieren wir mit acht Hochschulen, damit wir mehr Wirkkraft erzielen können.

STANDARD: Die Studierendenzahl soll deutlich erhöht werden. Wie wollen Sie das schaffen?

Moser: Innerhalb der kommenden vier Jahre soll sich die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger verdoppeln. Dafür wollen wir noch stärker in die Schulen gehen und zeigen, was wir machen und bewirken können – und so jungen Leuten motivieren, mitzutun. Denn, wir sind eine Universität, die die Welt ein bisschen besser machen kann. (Gudrun Ostermann, 13.12.2023)