Das Bild zeigt Sam Altman, Mitbegründer und ehemaligen CEO von OpenAI.
Ja, nein, vielleicht: Das Tech-Drama um eine Rückkehr von Sam Altman als CEO bei OpenAI geht weiter.
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Nach seiner Entlassung bei OpenAI geht das Tech-Drama um Sam Altman, Mitbegründer und ehemaliger CEO des Unternehmens, weiter. Sein potenzieller Wechsel zu Microsoft, der anfangs als definitive Entscheidung angesehen wurde, ist offenbar doch nicht so sicher.

In einer überraschenden Wendung hat Ilya Sutskever, Vorstandsmitglied und leitender Wissenschafter bei OpenAI, der zunächst Altmans Entlassung unterstützte, seine Haltung geändert und plädiert nun für dessen Wiedereinstellung. Diese Kehrtwende erhöht den Druck auf die verbleibenden Vorstandsmitglieder, die für Altmans Abgang verantwortlich waren.

Video: Nach seiner Entlassung bei dem von ihm mitgegründeten Unternehmens OpenAI geht Sam Altman offenbar zum Software-Konzern Microsoft
AFP

Die Entscheidung, Altman zu entlassen, hat OpenAI in einen Ausnahmezustand versetzt, bei dem eine überwiegende Mehrheit der Mitarbeiter, darunter etliche in Schlüsselpositionen, mit einem Austritt aus dem Unternehmen droht. Als Reaktion auf diese Entwicklungen deutete Altman selbst in einer kryptischen Erklärung auf der Social-Media-Plattform X auf "mehr Geschlossenheit als je zuvor" hin und die Möglichkeit einer Zusammenarbeit "in irgendeiner Form" an.

Hinter den Kulissen wird versucht, eine Lösung zu finden, die den Vorstandsmitgliedern, die gegen Altman waren, einen würdevollen Abgang ermöglicht, erklärten Quellen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, gegenüber "The Verge". Diese Quellen deuten auch darauf hin, dass Microsofts kürzliche Ankündigung bezüglich der Zusammenarbeit mit OpenAI möglicherweise eine vorübergehende Maßnahme ist, um die Situation zu stabilisieren, bis eine dauerhaftere Lösung gefunden wird.

Microsoft-CEO Satya Nadella betonte auf die Frage, ob Altman und OpenAI-Mitarbeiter zu Microsoft wechseln könnten, ausweichend: Die Entscheidung liege bei OpenAIs Vorstand, Management und Mitarbeitern. Nadella sprach auch die Notwendigkeit von Governance-Änderungen bei OpenAI an und deutete an, dass Microsofts Partnerschaft mit OpenAI von den Personalentscheidungen innerhalb von OpenAI beeinflusst werden könnte.

Unmut über neuen CEO

Die internen Turbulenzen bei OpenAI verschärften sich weiter, nachdem der Vorstand Emmett Shear, Mitbegründer von Twitch, als neuen CEO angekündigt hatte. Dieser Schritt schloss in den Augen der betroffenen Mitarbeiter scheinbar die Tür für eine Rückkehr von Altman und löste massive Unzufriedenheit aus. Viele Mitarbeiter sollen ihren Unmut im Slack-Chat des Unternehmens unverhohlen mit einem "Fuck you"-Emoji zum Ausdruck gebracht haben, was die Tiefe des internen Konflikts unterstreicht.

Sutskevers Kehrtwende hat die Situation weiter kompliziert. Seine Unterstützung für einen offenen Brief, der den Rücktritt des aktuellen Vorstands und die Wiedereinstellung von Altman fordert, könnte eine bedeutende Änderung in der internen Dynamik des Unternehmens widerspiegeln. Generell hat der Brief breite Unterstützung innerhalb von OpenAI gefunden.

Im Fadenkreuz der Investoren

Die verbleibenden Vorstandsmitglieder, die sich gegen Altmans Rückkehr wehren, haben sich öffentlich noch nicht zu der Situation geäußert. Inwieweit ihre Haltung und ihre Entscheidungen in Zukunft überhaupt noch eine Rolle spielen, wird sich erst in einem weiteren Kapitel des OpenAI-Dramas zeigen. Einige Investoren von OpenAI ziehen nach Informationen von Insidern nämlich schon rechtliche Schritte gegen sie in Erwägung.

Die Gruppe von Investoren habe sich rechtlichen Rat eingeholt, um ihre Handlungsmöglichkeiten zu bewerten, wie Quellen, die mit dem Vorgang vertraut sind, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters berichteten. Ob es zu einer Klage kommen wird, ist derzeit noch offen. Altmans unerwartete Entlassung am vergangenen Freitag hat Bedenken über die Zukunft des Unternehmens hervorgerufen. Nicht unbegründet, wie sich zeigt. (bbr, 21.11.2023)