Es geht um viel bei den Lohnverhandlungen in der Metallindustrie, vor allem für die Gewerkschaft. Für sie geht es um mehr als die richtungsweisende Erhöhung der Mindestlöhne und -gehälter von rund 200.000 Metallarbeitern und Industrieangestellten, für die jetzt gestreikt wird. Sie muss ihren Mitgliedern und der Öffentlichkeit beweisen, dass sie Reallohnverluste auch in Zeiten hoher Inflation, wenn nicht verhindern, so doch so gering wie möglich halten kann.

Lohnverhandlungen der Metallindustrie
Bei den Lohnverhandlungen der Metallindustrie sind die Fronten verhärtet.
Heribert CORN

Einmalzahlungen taugen dafür nur bedingt, weil die Lohnzuwächse damit punktuell, aber nicht dauerhaft erfolgen. Als wäre dies in Zeiten einer Industrierezession nicht schwierig genug, schwebt über allem das übergeordnete Ziel: die Tarifeinheit der Metallindustrie, also für alle sechs Branchenverbände. Sie aufzubrechen war erklärtes Ziel der von der Metalltechnischen Industrie durchgeboxten Aufsplitterung der Metallerrunde im Jahr 2011. Das ist bisher nicht gelungen. Eisen/Stahl, Maschinen/Metall, Gießerei, Fahrzeug, Nicht-Eisen-Metalle und Gas/Wärme schlossen stets gleich hoch ab – weil man sich am größten Branchenverband orientierte. Nun verschärft die Branche der Metallverarbeiter die Gangart – und nimmt den Rest der Industrie in Geiselhaft.

Mit Sozialpartnerschaft hat dieser Machtkampf nur mehr wenig gemein. Wenn dies Zweck der Übung ist, dann haben die Sozialpartner ihre Legitimität verloren. (Luise Ungerboeck, 21.11.2023)