Eine junge Frau sitzt vor einem Berg an Rechnungen und Belegen.
Die Österreicher fühlen sich gestresster. Nach Corona belastet die Teuerung die finanzielle Aussicht. Das Vertrauen in die Altersvorsorgebleibt auf niedrigem Niveau.
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Geht es um den Blick in die Zukunft, zeigen sich die Österreicher aktuell wenig optimistisch. Nach den Corona-Jahren und in Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen (Stichwort Inflation und gestiegene Zinsen) und geopolitischer Konflikte ist die Zuversicht gesunken. Nur 29 Prozent der Österreicher geben an, vorbehaltlos optimistisch in die Zukunft zu blicken. Das zeigt das "Selbstbestimmungsbarometer 2023" – eine Umfrage, die von Swiss Life Select durgeführt worden ist. In den Vor-Corona-Jahren lag dieser Wert noch bei weit über 40 Prozent. Das aktuelle Jahr markiert damit den geringsten Wert hinsichtlich Optimismus in den vergangenen fünf Jahren.

Gestresster, aber zufriedener

Auch das empfundene Stressniveau hat zugenommen: 30 Prozent der Befragten geben an, sich im Leben oft gestresst und unter Druck zu fühlen – unabhängig von Geschlecht, Alter und Wohnort. Im Vorjahr lag dieser Anteil mit 26 Prozent noch deutlich niedriger. Zugenommen hat hingegen die Zufriedenheit der befragten Österreicher: 48 Prozent geben an, mit ihrem Leben sehr zufrieden beziehungsweise zufrieden zu sein (2022 waren es 46 Prozent).

60 Prozent der Österreicher geben zudem an, ein selbstbestimmtes Leben zu führen (2022: 56 Prozent). Damit ist die empfundene Selbstbestimmung in Österreich leicht angestiegen, sowohl im Gesamtkontext als auch insbesondere in den Bereichen Berufsleben, Altersvorsorge und Finanzen. Nur 17 Prozent geben hingegen an, dass ihre Selbstbestimmung in den vergangenen zwölf Monaten kleiner geworden ist.

Trotz des gedämpften Optimismus ist die finanzielle Zuversicht der Menschen aber stabil. 65 Prozent der Befragten bewerten ihre persönliche finanzielle Situation in zehn Jahren positiv (2022: 64 Prozent). Pensionierte sind hinsichtlich der zukünftigen finanziellen Situation zuversichtlicher als im Vorjahr: Hier geben 53 Prozent der Befragten an, ihre finanzielle Situation in zehn Jahren als positiv einzuschätzen (2022: 49 Prozent). Insgesamt ist die Skepsis, was die langfristige Wertanlage betrifft, in Österreich zurückgegangen: Mit 27 Prozent der Befragten stehen im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozentpunkte weniger diesem Thema skeptisch gegenüber. Darüber hinaus gibt jede vierte Person an, in Bezug auf die Finanzen im Hier und Jetzt zu leben.

Wenig Vertrauen in Altersvorsorge

Das Vertrauen in die Altersvorsorge hat zwar leicht zugenommen, ist aber weiterhin auf einem tiefen Niveau: Denn nur ein Drittel der befragten Personen glaubt, dass ihnen ihre staatliche und private Vorsorge im Alter ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen wird (2023: 33 Prozent; 2022: 30 Prozent). Gestiegen ist das Vertrauen vor allem bei der jüngeren Altersgruppe: 30 Prozent der 18- bis 29-Jährigen sind überzeugt, dass ihnen ihre staatliche und private Vorsorge im Alter ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen wird. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als noch im Vorjahr. Innerhalb dieser Altersgruppe empfinden jedoch im Vergleich zum Vorjahr mit 42 Prozent weniger Menschen, dass sie selbst für den Erfolg oder Misserfolg ihrer Vorsorge verantwortlich sind, im Vergleich zu 47 Prozent im Jahr 2022. Ebenfalls mehr Vertrauen in die Altersvorsorge zeigen Erwerbstätige in einem Teilzeitbeschäftigungsverhältnis (27 Prozent vs. 24 Prozent in 2022). Bei Befragten der Altersgruppe 50 bis 64 ist das Vertrauen in der Altersvorsorge auf niedrigem Niveau gleich geblieben (jeweils 32 Prozent in den Jahren 2022 und 2023).

Die Bereitschaft, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern, ist jedoch definitiv vorhanden: 33 Prozent der Befragten wären bereit, zusätzlich mehr für eine gute Altersvorsorge zu sparen. Besonders motiviert sind dabei die jüngeren Altersgruppen, wobei die Motivation bei den 18- bis 29-Jährigen mit 42 Prozent am höchsten ist, gefolgt von den 30- bis 39-Jährigen mit 41 Prozent.

Zu spät gekümmert

Rund jede vierte befragte Person in Österreich gibt an, sich zu spät um die eigene Altersvorsorge gekümmert zu haben, und wünscht sich, besser über Finanz- und Vorsorgethemen Bescheid zu wissen. Am größten ist der Nachholbedarf in Bezug auf das eigene Finanzwissen bei den jüngeren Altersgruppen der 18- bis 29-Jährigen (37 Prozent) und 30- bis 39-Jährigen (33 Prozent). Insgesamt geben lediglich 34 Prozent an, ihren Ruhestand gut geplant zu haben. Dies stellt zwar im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um drei Prozentpunkte dar, dennoch haben vor allem Frauen (28 Prozent vs. Männer 40 Prozent) und Teilzeitarbeitende (29 Prozent vs. Vollzeitarbeitende 35 Prozent) hier nach wie vor einen deutlichen Rückstand.

"Die Resultate des Selbstbestimmungsbarometers spiegeln die vielfältigen Aspekte und Veränderungen in der Lebenswirklichkeit der Menschen in Österreich wider und zeigen die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Auseinandersetzung mit finanzieller Bildung, Altersvorsorge und den Chancen sowie Risiken im Zeitalter der künstlichen Intelligenz", fasst Christoph Obererlacher, Chef von Swiss Life Select Österreich, die Ergebnisse zusammen.

Bei Thema künstliche Intelligenz (KI) sehen die Österreicher in Bezug auf ihre Selbstbestimmung sowohl Chancen als auch Risiken. Die Auswirkungen von KI auf die Selbstbestimmung werden in den Bereichen Medizin sowie Aus- und Weiterbildung besonders positiv bewertet. In Bezug auf die künftige Jobsicherheit und das Berufsleben im Allgemeinen sehen die Befragten vermehrt Risiken. (bpf, 22.11.2023)