Ö1-Radiohund Rudi.
Rudi spaltet das Ö1-Publikum in glühende Fans und zornige Feinde.
Foto: Walter Schmögner

Keine Sendung hat das Ö1-Publikum so gespalten wie Rudi, der Radiohund. Das sagt Rainer Rosenberg, und der war quasi der Vater des polarisierenden Felltiers beim ORF-Sender.

Der langjährige ORF-Radiomacher Rosenberg hat sich längst von Ö1 ­verabschiedet. Nun soll auch sein haariger Ver­treter in den Ruhestand geschickt werden.

Diesen Donnerstag beschließt der ORF-Stiftungsrat ein neues Schema für Ö1 mit Tages­moderation und aufgeräumter Programmstruktur, einige Sendungs­marken werden bei der Gelegenheit verschwinden. Eine davon: Rudi, der polarisierende Radiohund.

Rudi begann 2003 auf Ö1, zunächst noch mit einer comichafteren Stimme und mehr Gebell, dann gesprochen von Paul Urban Blaha. Die ersten etwa 600 Folgen des tierischen Radioreporters schrieb Christine Nöstlinger, dann hatte sie genug vom Hund.

Glühende Fans und zornige Feinde

Rudi war nicht das erste tierische Kinderprogramm im ORF-Radio. Rosenberg und Kommunikationswissenschafterin Petra Herczeg erprobten und erforschten Radioprogramm für Kinder im ORF erst mit Radio Weißer Elefant. Weiße Elefanten sind im ORF Mitarbeiter, die wegen (auch politisch bedingt) wechselnder Führung keine Aufgaben mehr ­haben. Dann stand ein Storch für mehrsprachiges Programm für Kinder aus der kroatischen Volksgruppe im Burgenland. Aus den Erfahrungen entstand Rudi.

Warum ein Tier? "Weil alle Erwachsenen Kinder als Moderatoren von Kindersendungen wollen – aber die Kinder nicht", sagt Rosenberg. Und wenn man auch belehrende Erwachsene vermeiden wolle, komme man auf den Hund (Katze ginge natürlich auch).

Warum funkte Rudi just im ältesten ORF­-Programm? "Wenn Kinder mit ihren Großeltern oder Eltern vor dem Radio sitzen, dann sollen sie etwas für sich ­finden", erklärt Rosenberg. "Wir wollten Kindern zeigen: Dieses Bildungsprogramm hat auch etwas für euch."

Das Ö1-Stammpublikum spaltet die Figur, ihre Stimme und ihre Art zu sprechen wie zu bellen spalten in glühende Fans und zornige Feinde. "Wenn auf Ö1 eine nur fünfminütige Sendung so polarisiert, ist das eher gut als schlecht", schmunzelt Rosenberg aus der Distanz.

Und er scheint sich nicht aufzuregen, wenn Ö1 Rudi in Pension schickt: "Mit 20 Jahren ist ein Hund schon ein ziemlich alter Hund." Wuff. (Harald Fidler, 27.11.2023)