Anfang 2019 trat die Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" in Wien in Kraft, seither wurde sie bei Flächenwidmungsverfahren mehr als ein Dutzend Mal angewandt. Sie soll Liegenschaften für geförderten Wohnbau sichern, wo dann also der Grundstückspreis bezogen auf die zu schaffende Wohnfläche eine bestimmte niedrige Grenze nicht überschreiten darf. Ob das auch so funktioniert wie gedacht, wurde bisher von der Stadt nicht evaluiert – jedenfalls nicht in öffentlich zugänglicher Form. Es sei im Zuge der Arbeit an der Bauordnungsnovelle (siehe auch Artikel) bloß eine "interne Prozessevaluierung" gemacht worden, kritisierte ÖVP-Wien-Wohnbausprecher Peter Sittler kürzlich.

Baustelle eines Wiener Stadtentwicklungsprojekts.
Immer mehr Liegenschaften in Wien werden für "geförderten Wohnbau" gewidmet.
Putschögl

Erste Daten über die Auswirkungen lieferte aber Matthias Grosse vom Datenexperten Exploreal auf dem jüngsten Stadtentwicklungstag des ÖVI. Dort gab er zunächst einen Überblick über die Ausmaße des Wohnbaubooms der vergangenen Jahre. Demnach hat sich die Zahl der fertiggestellten Wohneinheiten in Wien von 2012 auf 2021 mehr als verdreifacht, von rund 5000 auf etwas mehr als 16.000 Einheiten pro Jahr. Seit 2017 wurden auch jedes Jahr mehr Einheiten fertiggestellt, als Haushalte dazukamen. Nach einem Peak im Jahr 2022 werden nun aber sowohl bei den Fertigstellungen als auch bei den neuen Haushalten in den nächsten Jahren Rückgänge erwartet.

Der Bauboom ist vorüber

Denn der Bauboom kam einerseits durch die bekannten Umstände – hohe Zinsen und Baukosten, strenge Kreditvergaberegeln – zum Erliegen, andererseits bedingen es die langen Umsetzungszeiträume von Bauprojekten – Widmungsverfahren, Baugenehmigungsverfahren, Bauphase –, dass die Widmungskategorie naturgemäß nur langsam sozusagen in der gebauten Umwelt verwirklicht werden kann.

Von den rund 140.000 Wohneinheiten, die in Wien ab 2018 fertiggestellt wurden oder in Bau sind, befinden sich immerhin schon knapp 4800 Einheiten auf Liegenschaften, die als "Gebiet für geförderten Wohnbau" gewidmet sind. Das sind zwar bisher nur etwas mehr als drei Prozent, die Tendenz ist allerdings steigend.

Und die Grundstückspreise? Die sind bis 2022 auf ein Niveau von rund 2000 Euro je Quadratmeter angestiegen bzw. regelrecht "davongaloppiert", nun gebe es hier aber ebenfalls "Anzeichen für eine Stagnation", sagte Grosse. Seit 2012 legten sie im Schnitt jährlich um 8,2 Prozent zu, das flacht sich nun zumindest deutlich ab.

Grüne fordern Überarbeitung

Zu einem rechtlichen Eingriff in die Widmungskategorie kam es im Zuge der Bauordnungsnovelle nicht. Die Grünen fordern nun aber, dass die Planungsgrundlagen für die Widmungskategorie überarbeitet werden – "mit dem Ziel, mehr leistbaren Wohnraum zu schaffen". (Martin Putschögl, 27.11.2023)