In Deutschland verfiel soeben ein AfD-Politiker in Antigenderrage, weil er ein Sternchen in einer "Weckmänner"-Werbung für einen Anschlag auf die Maskulinität des adventlichen Hefegebäcks – ein Germteigmanderl – verstanden hatte. Zugegeben, manchmal werden auch Paranoide wirklich verfolgt, in diesem Fall war es aber ein Missverständnis. Man könnte thematisieren, dass dem modernen Weckmann oft die früher häufige Pfeife fehlt. Nieder mit der Gesundheitsdiktatur! Oder steht die Pfeife gar fürs Zumpferl, und es handelt sich um eine Kastration?!

Traditionsgebäck
Ein Plakat für ein Traditionsgebäck hat in Deutschland eine Genderdebatte ausgelöst.
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Was dem Deutschen sein Weckmännchen – es gibt regional auch andere Namen –, ist dem Ösi sein ebenfalls gut mit männlichen Attributen ausgestatteter Kramperl. Den gibt es nicht nur als Schoko im bunten Stanniolpapierl, der fährt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sitzt in Aufsichtsräten, kehrt am Würschtelstand und in der Champagnerbar ein, sitzt im Parlament und in U-Ausschüssen, schreibt solche oder solche Artikel darüber. Einige gehen als Nikolaus oder als Nikoläusin.

In einer Ethnologie- Studie kann man nachlesen, dass Österreich nach 2000 eine wahre Krampus- bzw. Perchtenrenaissance erlebte. Demnach werden solche "erfundenen Traditionen" (© Eric Hobsbawm) auch an Orten gepflegt, wo sie früher fremd waren: eine Quelle der österreichischen Identitätsbildung. Wir sind ein Volk von Krampussen, die einen außen, die anderen innen schiach. (Gudrun Harrer, 28.11.2023)