Frau mit Einkaufstaschen auf weihnachtlich geschmückter Straße
Am ersten Adventsonntag soll es an ausgewählten Standorten Warnstreiks geben.
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Wien – Bei den Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag im Handel kam es am Dienstag letztlich doch zu keiner Einigung. Anfangs hieß es aus Verhandlungskreisen noch, dass es auf beiden Seiten Bemühungen und gute Gespräche und eine Annäherung der Positionen gebe. Letztlich reichte es nicht, und die Verhandlungen wurden am Abend abgebrochen. Die Gewerkschaft kündigte daraufhin Warnstreiks vom 30. November bis zum 3. Dezember an, teilte die GPA in einer Aussendung mit.

Video: Handels-KV - Warnstreiks nach gescheiterten Verhandlungen.
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Boten die Arbeitgeber für die 430.000 Angestellten im Handel ursprünglich ein Gehaltsplus von fünf Prozent und eine Einmalzahlung von 800 Euro, so besserten sie mittlerweile auf sechs Prozent sowie eine einmalige Teuerungsprämie von 1.000 Euro nach. Die Gewerkschaft GPA reduzierte ihre Ursprungsforderung auf zuletzt 9,4 Prozent und einen Fixbetrag von 15 Euro.

ÖGB-Chef Wolfgang Katzian sieht die Regierung in der Pflicht: Man habe sie mehrmals aufgefordert inflationsdämpfende Maßnahmen zu ergreifen, damit die Ausgangsposition der KV-Verhandlungen einfacher wäre – das sei aber nicht geschehen, sagte der Gewerkschaftschef am Mittwoch im Ö1-"Morgenjournal". "Jetzt haben wir die Situation, dass in den letzten zwölf Monaten die Preise massiv gestiegen sind und jetzt der Zeitpunkt ist, in dem die Löhne das nachholen müssen", so Katzian. Ohne Lohnplus sinke die Kaufkraft, auch in Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft, dramatisch. Das bringt laut Katzian wiederum dem Handel ein Umsatzproblem.

Streiks laut Katzian nicht vorprogrammiert

Die Streiks im Handel seien nicht vorprogrammiert gewesen. Der ÖGB-Chef habe gehofft, dass es wie bei Bäckerinnen und Bäckern, im öffentlichen Dienst oder bei den Brauereien zu einem Abschluss komme. In der Corona-Krise seien die Beschäftigten, großteils Frauen, noch als systemrelevant beklatscht worden. "Und jetzt behandelt man sie wie einen nassen Fetzen und gibt ihnen in Wirklichkeit nicht einmal ansatzweise die rollierende Inflation. Wie soll sich das denn ausgehen", so der Gewerkschaftspräsident. Allgemein irritiere das Vorgehen der Arbeitgeberseite den Gewerkschaftschef: In einigen Betrieben würden Betriebsräte unter Druck gesetzt und bedroht. Die Lage sei ernst. "Wer versucht, Einzelne einzuschüchtern und unter Druck zu setzten, legt sich mit uns allen an", zeigte sich Katzian kämpferisch.

Einen Abschluss für zwei Jahre, wie von Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr vorgeschlagen, lehnte Katzian nicht kategorisch ab. Einen KV-Abschluss für 24 Monate findet er annehmbar, wenn die rollierende Inflation komplett abgegolten werden würde. So wäre eine Planbarkeit möglich.

Trefelik: "Von Streiks profitiert niemand"

"Von Streiks im Weihnachtsgeschäft profitiert niemand außer Drittstaatenhändler, was wiederum die Sozialsysteme und die Volkswirtschaft schwächt", räumte hingegen WKÖ-Handelsobmann und Arbeitgeber-Verhandler Rainer Trefelik am Dienstag in einer Stellungnahme ein. Die Gewerkschaft müsse die wirtschaftliche Realität und die Herausforderungen im Handel berücksichtigen, so Trefelik.

"Dass die Arbeitgeber unser Angebot für einen sozial gestaffelten Abschluss, der die unteren Gehaltsgruppen stärker angehoben hätte, nicht aufgegriffen haben, zeigt, wie weit sie von der Lebensrealität der eigenen Beschäftigten entfernt sind", konterte die Chefverhandlerin der GPA, Helga Fichtinger. Eine Streikfreigabe vom ÖGB gibt es bereits. (APA, red, 28./29.11.2023)