Schule Umfrage
Alle Schülerinnen und Schüler sollten rasch gutes Deutsch, in den Grundschulen intensiver Lesen, Schreiben und Rechnen erlernen, wünschen sich alle Österreicherinnen und Österreicher.
IMAGO/imagebroker

Was sich die Österreicherinnen und Österreicher vom Schulsystem vor allem erwarten, ist leicht aufgezählt: Alle Schülerinnen und Schüler sollten rasch gutes Deutsch erlernen, und in den Grundschulen sollten intensiver Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt werden. Das geht aus der aktuellen Umfrage des Linzer Market-Instituts für den STANDARD hervor. Demnach halten 65 Prozent intensiven Deutschunterricht für "sehr sinnvoll", zudem weitere 22 für "eher sinnvoll". Älteren Befragten ist dieser Punkt besonders wichtig, ähnlich ist das bei der Forderung nach intensiverer Vermittlung der Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen.

Fake News erkennen

Nicht viel weniger wichtig wird die Forderung genommen, dass Kinder früh lernen sollten, welchen Nachrichten man vertrauen kann und welchen nicht: "Mehr als 80 Prozent der Befragten erscheint das sehr oder zumindest eher sinnvoll – das sind ähnlich hohe Werte wie bei der Forderung nach stärkerer Unterstützung für die Lehre im dualen Ausbildungssystem, die nach wie vor sehr hoch geschätzt wird", sagt Politikforscher David Pfarrhofer.

Er verweist darauf, dass die in den letzten Wochen in die Diskussion geworfenen Ideen der Abschaffung von Schulnoten und der Matura weit davon entfernt sind, mehrheitsfähig zu sein: "Nur unter den Anhängern der SPÖ gibt es 41 Prozent, die eine Abschaffung der Matura für mehr oder weniger sinnvoll halten – die Forderung nach Entfall der Benotung findet in dieser Wählerschaft ebenfalls eine 39-prozentige Zustimmung. Die Forderung ist ja von Teilorganisationen der SPÖ gekommen, und sie verfängt tatsächlich in Teilen der sozialdemokratischen Zielgruppe. Umgekehrt ist die Ablehnung bei den Wählern von ÖVP und FPÖ besonders groß."

Der gegenteiligen Forderung – "Es sollte stärker kontrolliert werden, ob Schülerinnen und Schüler die Lehrziele erreicht haben" – stimmen 35 Prozent sehr und weitere 38 Prozent überwiegend zu. Und wieder sind es die Wählerschaften von ÖVP und FPÖ, die diese Kontrolle in besonderem Maß für sinnvoll halten. ÖVP-Anhänger stimmen auch überdurchschnittlich stark der Aussage zu, dass "zur Vorbereitung auf das spätere Leben (...) ein gewisses Maß an Stress und Druck in der Schule notwendig" sei. Unter allen Befragten halten immerhin 36 Prozent Schulstress für sehr oder überwiegend sinnvoll. 57 Prozent lehnen ihn ab, der Rest ist unentschieden.

Die Gesamtschule – "Alle Kinder sollten vom Alter von sechs bis 14 Jahren dieselbe Schule besuchen" – wird von 16 Prozent stark und von weiteren 20 Prozent überwiegend befürwortet. Auch in diesem Punkt folgen die Antworten der Parteiwählerschaften im Wesentlichen den Positionen der jeweiligen Partei. Die gegenteilige Forderung ("Das achtklassige Gymnasium für Kinder ab zehn Jahren sollte wie bisher weiterbestehen") wird von 65 Prozent unterstützt. Pfarrhofer: "Interessanterweise sind da auch Gesamtschul-Befürworter dabei – viele wissen offenbar nicht, dass die gemeinsame Schule bis 14 und das achtklassige Gymnasium einander ausschließen."

Werte und kulturelle Konflikte

Weitgehender Konsens besteht darüber, dass die Schule Kindern demokratische Werte und Toleranz vermitteln soll – dass sich Lehrkräfte darauf konzentrieren sollten, kulturelle Konflikte auszugleichen, findet dagegen nur eine knappe Mehrheit.

Was sich ebenfalls aus der Umfrage herauslesen lässt: Es gibt ein hohes Interesse daran, dass Schüler individuell gefördert werden – sei es wegen hoher Begabung (besonders von ÖVP-Wählern gewünscht), sei es wegen Lernschwächen (ein besonderes Anliegen von Grünen) oder wegen sozial schwieriger Verhältnisse (was Sozialdemokraten häufig nennen). (Conrad Seidl, 4.12.2023)