Ein wenig angespannt ist man im Finanzministerium in der Hinteren Zollamtsstraße in Wien am heutigen Montag schon, schließlich wird die fast 15 Jahre alte Handysignatur durch die neue ID Austria ersetzt. Intern spricht man schon scherzhaft vom Tag X, wie ein Mitarbeiter aus dem Digitalisierungsstaatssekretariat im Gespräch mit dem STANDARD erklärt.

Mit Schlag null Uhr ist es am Dienstag, dem 5. Dezember 2023 so weit. Wer daraufhin seine Amtsgeschäfte digital erledigen will, muss von der Handysignatur auf die neue ID Austria umsteigen. Dieser Prozess ist mit wenigen Klicks erledigt, jedoch muss zur Verifizierung die Nummer des Reisepasses oder Personalausweises eingegeben werden. Wer morgen unterwegs ist und keine Zeit dafür hat, kann die Umstellung aber auch schon jetzt vornehmen. Wie das geht, hat DER STANDARD in einer umfangreichen Anleitung zusammengefasst. Die Hintergründe zur Umstellung und technische Details haben wir in Form eines Frage-Antwort-Beitrags hier zusammengefasst. Alle Informationen zur Umstellung können Sie auch im Podcast "Thema des Tages" hören.

200 Amtswege sind schon digital

Doch warum das ganze Theater, die Handysignatur hat doch gut funktioniert? Die Handysignatur gibt es seit Ende 2009, das ist in der digitalen Welt schon fast eine Ewigkeit. Die ID Austria bietet eine noch sicherere und bequemere Nutzung der digitalen Services des Bundes, auch ist sie die Basis für alle digitalen Ausweise. Gleichzeitig erfüllt die ID Austria gemeinsame europäische Standards und gilt somit auch im EU-Ausland.

"Mit der Ablöse der Handysignatur durch die ID Austria erfüllt Österreich nicht nur EU-Vorgaben, sondern nimmt auch eine Vorreiterrolle ein, denn die ID Austria erfüllt höchste Sicherheits- und Datenschutzstandards und ist der Generalschlüssel für alle digitalen Behördenwege. Der Umstieg von der Handysignatur zur ID Austria ist der Aufstieg zur noch sichereren und noch bequemeren Nutzung der digitalen Services des Bundes und zugleich die Basis für alle digitalen Ausweise", so Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky. Denn: Wer die ID Austria nutzt, kann auch etwa auf den digitalen Führerschein zugreifen.

Darüber hinaus können aktuell über 200 Amtswege und insgesamt 475 Dienste online genutzt werden. Die ID Austria ist somit der Schlüssel zu sicheren digitalen Services der Republik. Ein mühsames ausdrucken, unterschreiben und einscannen, nur um ein Dokument zu verschicken, gehört mit der ID Austria der Vergangenheit an, so Tursky.

Unterschied zwischen Basis- und Vollversion

Dennoch gibt es einen kleinen Haken, denn von der Handysignatur gibt es zwei Versionen: eine Vollversion und eine im Funktionsumfang eingeschränkte Basisversion. Wenn die Handysignatur nicht behördlich ausgestellt wurde (zum Beispiel von der Sozialversicherung oder von Banken), kann sie online nur auf eine ID Austria mit Basisfunktion umgestellt werden. Damit sind alle Services weiterhin nutzbar, die auch mit der Handysignatur verwendet werden konnten.

Wurde die Handysignatur jedoch behördlich ausgestellt (durch Gemeinden, Bezirkshauptmannschaften, Finanzämter oder FinanzOnline), kann sie einfach und bequem über einen Online-Prozess auf die ID Austria mit Vollfunktion umgestellt werden. Der Vorteil hierbei ist, dass man damit auch die neue Ausweisplattform "eAusweise" mit dem digitalen Führerschein und dem digitalen Altersnachweis nutzen kann.

Auch Private nutzen ID Austria

Im Zusammenhang mit der ID Austria ist meist von Behördengängen die Rede, aber auch private Anwender können auf sie zurückgreifen. So nutzen das Rote Kreuz, die Post, die S-Versicherungen und der Mobilfunkanbieter Spusu die ID Austria ebenfalls für den Zugang zu ihren Anwendungen. Das Ziel: Überall, wo man ansonsten einen physischen Ausweis wie einen Führerschein, einen Reisepass oder den Personalausweis vorzeigen muss, kann man künftig die ID Austria verwenden.

Innerhalb der letzten zwölf Monate wurde die App Digitales Amt rund zwei Millionen Mal heruntergeladen, iOS und Android halten sich dabei mit ungefähr 50:50 die Waage. Bislang wurden 1,8 Millionen ID Austrias in der Vollversion ausgestellt. Dazu kommen noch einmal 613.000 IDs in der Basisversion. Aktuell sind noch rund 2,1 Millionen Handysignaturen aktiv. Mit der ID Austria wurden rund 443.000 aktive digitale Führerscheine sowie 84.000 aktive digitale Altersnachweise ausgestellt. (pez, 4.12.2023)