Freitagfrüh wurden die rund 370 Redakteurinnen und Redakteure der aktuellen ORF-Information über die Besetzung ihrer neuen Chefredaktion informiert, am frühen Nachmittag stellt sie ORF-General Roland Weißmann in Österreichs größtem Newsroom der Belegschaft vor. Die Besetzung hatte sich – wie vielfach berichtet – schon länger abgezeichnet:

Johannes Bruckenberger, bisher APA-Chefredakteur, wird Chefredakteur, zuständig für Sendungen und Sendungsteams wie "Journale" und "ZiB 2". Stellvertreterin: die bisherige TV-Chefredakteurin des ORF, Eva Karabeg.

Gabi Waldner-Pammesberger, bisher Radio-Chefredakteurin, ist nun als Chefredakteurin für die multimedialen Ressorts zuständig, also Innenpolitik, Außenpolitik, Wirtschaft, Chronik. Stellvertreter ist der bisherige ORF-Online-Chefredakteur Christian Braun-Staudinger.

Sebastian Prokop, bisher Leiter des ORF-Newsdesks und zuvor bei Ö3, ist als Chefredakteur zuständig für Breaking News, Kurznachrichten und Social Media, zudem für ORF.at. Stellvertreterin: Inka Pieh, bisher Korrespondentin in Washington.

ORF-Newsroom Eingang
Hier geht's entlang zu Österreichs größter Redaktion: der blau gestrichene ORF-Newsroom-Eingang.
APA/ORF/Thomas Ramstorfer

Nächster Schritt Ressortchefs

Als nächster Schritt sollen voraussichtlich bis 7. Dezember noch die – bisher noch nach Medien aufgeteilten – Ressortleitungen für das multimediale Arbeiten ausgeschrieben werden. Als Ressortleiter Innenpolitik wird Klaus Webhofer, bisher Ressortleiter im Radio, favorisiert. In der Wirtschaft drängen sich die Kandidatinnen und Kandidaten, Leiterin ist derzeit Barbara Battisti. In der Außenpolitik trat zuletzt Ressortleiter Hartmut Fiedler unter Protest gegen die Arbeitsbedingungen im Newsroom zurück. In der Chronik dürfte TV-Ressortleiterin Claudia Lahnsteiner gute Chancen haben.

Die neue Führungsmannschaft tritt ihren Dienst unmittelbar vor einem Superwahljahr in Österreich mit Nationalratswahl und EU-Wahl an. (fid, 1.12.2023)

Johannes Bruckenberger: Von der APA an die Spitze der ORF-Redaktion

An der Spitze einer Redaktion steht Johannes Bruckenberger als APA-Chefredakteur schon seit mehreren Jahren. Nun wechselt der gebürtige Oberösterreicher aber das Medienhaus und steigt zum Gipfel des multimedialen ORF-Newsrooms auf. Dort zeichnet er ab heute, Freitag, als ORF-Chefredakteur für Sendungs- und Plattformteams verantwortlich, womit ihm etwa die Planung und Sendungsverantwortung für ORF-Säulen wie die "ZiB" und die Radiojournale obliegt.

Der Weg an die Redaktionsspitze von Österreichs größtem Medienhaus führte Bruckenberger zunächst über die "Salzkammergut Zeitung", wo er seine journalistische Karriere begann. Bald schon wechselte der heute 55-Jährige zur APA - Austria Presse Agentur, wo er fast drei Jahrzehnte arbeiten sollte. Bei der Nachrichtenagentur war er unter anderem für die Journale Medien, Bildung, Forschung und das Chronik-Ressort tätig. 1998 wurde er Medienredakteur der APA, zwei Jahre später Chef vom Dienst. 2004 stieg Bruckenberger zum stv. APA-Chefredakteur auf und leitete ab 2016 zusätzlich das Innenpolitikressort. 2019 übernahm er schließlich den Chefredakteursposten von Michael Lang und gab ihn 2023 an Maria Scholl ab, nachdem er sich für die ORF-Newsroomführung beworben hatte.

"Richtigkeit vor Schnelligkeit"

In seiner Zeit als APA-Chefredakteur wurden angesichts wachsender Desinformation im Netz die Faktencheckaktivitäten der APA ausgebaut. "Richtigkeit vor Schnelligkeit" sei oberstes Gebot, so Bruckenberger, wobei er auch Tugenden wie Distanzwahrung, Ausgewogenheit, Quellentransparenz und den angstfreien Umgang mit eigenen Fehlern betonte. Auch wurde in seiner Zeit die Klimaberichterstattung gestärkt, indem etwa ein ressortübergreifendes Klimateam eingerichtet wurde. Eine Weiterentwicklung der Digitalangebote und Forcierung von KI-Aktivitäten wie auch Liveblogs fand statt, und der Bild- und Bewegtbildbereich der APA wurde unter ein gemeinsames organisatorisches Dach geführt.

Für seine Tätigkeit an der Spitze der APA-Redaktion wurde Bruckenberger zweimal zum Chefredakteur des Jahres gewählt. Das Branchenmagazin "Österreichs Journalist:in" übergab ihm die Auszeichnungen in den Jahren 2019 und 2022. Abseits seiner Tätigkeit für die Nachrichtenagentur ist Bruckenberger in weiteren Journalismusorganisationen wie dem Verein der Chefredakteure oder der Initiative Qualität im Journalismus (IQ) aktiv. Von 2005 bis 2015 war er Lehrbeauftragter an der Universität Wien und an diversen Fachhochschulen.

Johannes Bruckenberger, ORF-Chefredakteur Sendungs- und Plattformteams
Johannes Bruckenberger, ORF-Chefredakteur Sendungs- und Plattformteams
ORF

Gabriele Waldner-Pammesberger: Radioexpertin für die ORF-Spitze

Wie es ist, an der ORF-Redaktionsspitze zu stehen, weiß Gabriele Waldner-Pammesberger bereits seit mehreren Monaten. Bisher zierte jedoch der Vorsatz "interimistisch" ihre Berufsbezeichnung als ORF-Radiochefredakteurin. Dieser entfällt nun ebenso wie der Fokus auf Radio, ist die Journalistin doch nun ORF-Chefredakteurin für die multimedialen Fachressorts. Damit verantwortet sie u.a. Hintergrundberichterstattung, Investigativjournalismus und die Auslandskorrespondentenbüros.

Die gebürtige Kärntnerin stieg rasch nach ihrem Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien beim ORF ein. Ab 1996 betätigte sich die heute 54-Jährige im aktuellen Dienst der ORF-Radios, zwei Jahre später war sie bereits als Reporterin für die Ö1-Journale im Einsatz. 2002 übernahm sie als stv. Leiterin des Radio-Innenpolitikressorts erstmals Führungsverantwortung. Einem breiteren Publikum bekannt wurde sie wohl 2005 als sie begann, die monatliche Diskussionsrunde "Im Klartext!" zu moderieren und als sie 2006 die ORF-"Sommergespräche" führte. Auch als Moderatorin von "Im Zentrum" (wenige Monate) und "Report" (mehrere Jahre) profilierte sie sich.

Hochner-Preisträgerin

Ihr journalistischer Eifer blieb nicht unbemerkt. Sie wurde 2008 als erste Frau mit dem renommierten Robert-Hochner-Preis ausgezeichnet. Die Jury attestierte ihrer Arbeit "brandheiße Aktualität, Sorgfalt und sprachliche Brillanz". Ihre (Radio-)Interviews seien glänzend vorbereitet, wobei sie während der Gespräche höflich, aber beharrlich vorgehe und alles in allem für die "notwendige Klarheit" in der innenpolitischen Auseinandersetzung sorge.

Ende 2012 wurde Waldner-Pammesberger zur Ö1-Journalchefin und stv. Radioinfochefin bestellt. Fünf Jahre später erhielt sie die "Goldene Medienlöwin" für ihr bisheriges Lebenswerk verliehen. Dabei sparte sie in ihrer Rede nicht mit Branchenkritik. "Wir sind keine politischen Akteure", hielt sie fest und sprach damit vor allem das Geschehen in den sozialen Medien im damaligen Wahlkampf an. "Das Ego muss aus- und das Hirn eingeschaltet werden, wenn Journalisten posten", appellierte sie an die Kollegenschaft, um letztlich die "wichtige Rolle im Gefüge der Demokratie" wahrnehmen zu können.

2023 übernahm sie auf interimistischer Basis die ORF-Radiochefredaktion, nachdem Hannes Aigelsreiter zum ORF-Sport gewechselt war. Damit kennt sie den multimedialen ORF-Newsroom bereits aus der Führungsperspektive. Etwas Umstellung verlangt Waldner-Pammesberger ihre Ernennung als ORF-Chefredakteurin aber dennoch ab, fokussiert sie künftig doch nicht nur auf Radio, sondern alle Fachressorts und das multimedial.

Gabriele Waldner-Pammesberger, ORF-Chefredakteurin Multimediale Fachressorts
Gabriele Waldner-Pammesberger, ORF-Chefredakteurin Multimediale Fachressorts
ORF

Sebastian Prokop: Breaking-News-Spezialist für die ORF-Newsteams

Der ORF ist für ihn alles andere als Neuland. Seit 30 Jahren arbeitet Sebastian Prokop für den öffentlich-rechtlichen Medientanker. Nun lernt er das Unternehmen noch einmal aus einer neuen Perspektive kennen: als einer von drei ORF-Chefredakteuren im multimedialen Newsroom. Dabei zeichnet er künftig verantwortlich für die Newsteams und damit Breaking News, Social-Media- und Onlineauftritt sowie Kurzmeldungen des ORF.

Prokop, 1974 in Innsbruck geboren, schnupperte erstmals 1993 als Praktikant bei Ö3 ORF-Luft - und damit noch vor Abschluss seines Studiums der Geschichte und Medienkunde an der Leopold-Franzens-Universität. Sein Auftritt gestaltete sich offenbar zur Zufriedenheit des ORF, blieb er dem Medienhaus doch verbunden und betätigte sich bis 1997 als Reporter und Chef vom Dienst im ORF-Tirol. Ein Jahr später wechselte er als Redakteur und Chef vom Dienst in die ORF-Radio-Nachrichtenredaktion. Von dort ging es wieder zu Ö3, wo er 1999 zum stellvertretenden Infochef aufstieg.

Ab 2007 leitete er die Ö3-Nachrichtenredaktion als Infochef und verließ den größten Radiosender des Landes schließlich 2022, um sich im neu geschaffenen multimedialen Newsroom am Küniglberg als Newsdeskchef zu betätigen. Als Chef des Herzstück des Newsrooms stand er für die "Breaking News Garantie" des ORF ein. Schließlich übernahm Prokop die Verantwortung für die Planung und Herstellung von aktuellen Radio- und Fernsehinformationssendungen, den Teletext und Online-Informationsangebote. Damit beackerte er quasi jenes Feld, das er nun als ORF-Newsteamschef übernimmt - nur eine Ebene höher in der Chefredaktion.

Sebastian Prokop, ORF-Chefredakteur ORF-Newsteams
Sebastian Prokop, ORF-Chefredakteur ORF-Newsteams
Foto: ORF/Martin Krachler

Mehr über die Stellvertreter Karabeg, Braun-Staudinger, Pieh

Eva Karabeg (stellvertrende Chefredakteurin Sendungs- und Plattformteams): Die 53-jährige Steirerin begann 1998 für den ORF als Beitragsgestalterin im Landesstudio Wien zu arbeiten. 2001 avancierte sie zur Chefin vom Dienst, 2003 zur stellvertretenden Sendungschefin von "Wien heute", dessen Sendungsverantwortliche sie schließlich von 2009 bis 2016 war. 2016 erfolgte der Wechsel in die "ZIB"-Innenpolitik, daneben war sie auch Chefin vom Dienst der "ZIB" und von "heute Mittag". 2018 wurde Eva Karabeg stellvertretende Chefredakteurin der ORF-2-Info, 2021 "ZIB"-Sendungsverantwortliche und schließlich 2022 interimistische ORF-News-Chefredakteurin. Karabeg ist zudem Lehrbeauftragte des Instituts für Publizistik und Kommunikationswissenschaften in Wien.

Eva Karabeg, stellvertrende Chefredakteurin Sendungs- und Plattformteams
Eva Karabeg,stellvertrende Chefredakteurin Sendungs- und Plattformteams
Foto: ORF/Günther Pichlkostner.

Christian Braun-Staudinger (stellvertrende Chefredakteur Multimediale Fachressorts) Der 53-jährige Wiener startete seine ORF-Karriere im Jahr 2000 bei der "Barbara Karlich Show", von wo er 2004 zu "25 – Das Magazin" wechselte und als Redakteur und später als Chef vom Dienst arbeitete. Ebenfalls 2004 wechselte er in die "ZIB"-Redaktion, zunächst ins Ressort Chronik, zwei Jahre später in die "ZIB"-Innenpolitik, danach in die Außenpolitik. Zwischenzeitlich gehörte er zum Entwicklungsteam der "ZIB 24". In der Startphase der ORF-1-News war er Sendungsplaner und Chef vom Dienst der "ZIB 24", der "ZIB 20" und des "ZIB-News-Flash". Anfang 2010 wechselte Staudinger zur "ZIB 2". Seit Juli 2012 ist Christian Staudinger auch Chef vom Dienst und Sendungsplaner für die "Zeit im Bild" um 19.30 Uhr. 2013 berichtete er als Korrespondent aus dem ORF-Büro in Washington. Nach seiner Rückkehr wurde er 2019 Sendungsverantwortlicher und Redaktionsleiter der "Zeit im Bild" und 2020 Chefredakteur von ORF.at.

Christian Braun-Staudinger, stellvertrende Chefredakteur Multimediale Fachressorts
Foto: ORF/Roman Zach-Kiesling

Inka Pieh ((stellvertrende Chefredakteurin Newsteams) Die 1987 in St. Pölten geborene Pieh startete ihre Laufbahn als Journalistin 2008 in der Lehrredaktion der ORF-Radio-Information. Nach ihrer trimedialen Ausbildung zur Radio-, Fernseh- und Onlinejournalistin im Rahmen der ORF-Akademie 2011 wurde sie Redakteurin, Nachrichtenmoderatorin und Chefin vom Dienst bei Ö3. Die studierte Anthropologin und ausgebildete Wirtschaftsmediatorin verantwortete Ö3-Sondersendungen zum Beispiel zur US-Präsidentschaftswahl 2016 und präsentierte die Ö3-Wahljournale zur Nationalratswahl 2019. Zuletzt war Pieh drei Jahre lang Korrespondentin im ORF-Büro Washington und berichtete unter anderem live vom "Sturm auf das Kapitol" am 6. Jänner 2021.

Inka Pieh, stellvertrende Chefredakteurin ORF-Newsteams
Inka Pieh,stellvertrende Chefredakteurin ORF-Newsteams
Foto: ORF/Martin Krachler

(APA, red, 1.12.2023)