Ein Sportmagazin soll Texte von einer KI schreiben lassen haben – ohne das auszuweisen.
Midjourney/Der Standard

Eine große Neuerung von OpenAI ist im Drama rund um den (Wieder-)Chef der Firma, Sam Altman, fast untergegangen: Seit einigen Wochen lassen sich in ChatGPT eigene Chatbots erstellen, sogenannte GPTs.

Das Besondere daran ist, dass keine Programmierkenntnisse notwendig sind, um einen solchen Bot zu erstellen – denn der "GPT Builder", der selbst ein Chatbot ist, begleitet den User in einfacher Sprache durch den Entwicklungsprozess. So wird etwa gefragt, was die App können soll, wie sie antworten soll und wie nicht. Auch zusätzliche Dokumente wie PDF-Dateien kann man dem Chatbot, quasi als Handbuch, mitgeben.

Inzwischen gibt es tausende solcher "Custom GPTS", die auf bestimmte Aufgaben spezialisiert sind – sie fungieren als Strategie-Coach, optimieren Tinder-Profile, erklären älteren Generationen Gen-Z-Begriffe oder helfen beim Coden.

Einige der unzähligen Apps, die in den vergangenen Monaten aus dem Boden geschossen sind, wird diese Entwicklung auf die Probe stellen – denn viele modifizieren Usereingaben bloß leicht, bevor der Befehl an eine ChatGPT-Schnittstelle gesendet wird, die vorher mit einigen Prompts und Informationen "gebrieft" wurde. Die neuen, direkt in ChatGPT integrierten "Custom GPTs" machen solche Apps nun großteils überflüssig.

Wobei man sich von diesen neuen "AI Agents", wie sie auch genannt werden, keine Superkräfte erwarten darf. Sie können zwar den Fokus von ChatGPT für eine bestimmte Aufgabe schärfen – doch was in der Basisversion schon nicht funktioniert, lässt sich auch mit dem GPT Builder nicht erreichen.

Keine Superkräfte

Ich habe zum Test selbst ein GPT erstellt, das für Texte interessante, verständliche und seriöse Überschriften generieren soll – hier versagt ChatGPT nämlich bisher. Nachdem ich dem GPT Builder ausführlich erklärt hatte, was einen guten Titel ausmacht, schlug er mir gleich einen Namen für mein neues GPT vor: Titelmeister. Doch trotz eingehenden Feedbacks zu den wenig meisterhaften Titeln blieben die Headlines umständlich formuliert, boulevardesk oder schlicht falsch. Vor allem waren sie aber eines: unkreativ.

Nicht Titel, sondern vollständig von einer KI generierte Texte soll das renommierte Sportmedium "Sports Illustrated" veröffentlicht haben – und zwar ohne sie als solche markiert zu haben. Aufgedeckt hat diese Unregelmäßigkeiten das Portal "Futurism", das die Fotos der angeblichen Autoren in einer Bilddatenbank für KI-generierte Fotos gefunden hat.

Die spanische Modelagentur The Clueless verzichtet gleich ganz auf menschliche Models – diese seien laut Aussagen des Gründers nämlich unzuverlässig und zu teuer gewesen. Die Agentur hat deshalb zwei virtuelle Models kreiert: Aitana Lopez, eine 25-jährige Frau aus Barcelona, und Maia Lima, eine Argentinierin. Beiden wurden Persönlichkeiten und Interessen zugeschrieben, um sie für verschiedene Zielgruppen attraktiv zu machen.

Im Allgemeinen soll künstliche Intelligenz aber bisher kein Jobkiller sein. Das sagt zumindest eine Analyse der Europäischen Zentralbank (EZB). Seit 2010 sei der Beschäftigungsanteil in Berufsfeldern, die potenziell von KI beeinflusst werden, sogar gestiegen. Das betrifft zwar vor allem hochqualifizierte Berufe, doch auch Arbeitsplätze mit geringer oder mittlerer Qualifikation seien kaum betroffen. Untersucht wurden 16 europäische Länder – allerdings nur von 2011 bis 2019, also noch vor dem Hype von generativer KI.

KI gegen Fachkräftemangel

Laut einer anderen Studie der Unternehmensberatungsfirma McKinsey soll generative KI sogar gegen den Fachkräftemangel wirken. Insbesondere in Bereichen, die ein hohes Bildungsniveau erfordern, könnte der Einsatz von generativer KI Arbeitsschritte zum Teil automatisieren und Menschen von Routinearbeiten befreien. Dadurch soll mehr Zeit für kreative Arbeit und Innovation bleiben.

Der Kreativität auf die Sprünge helfen ließen sich hingegen Lehrerinnen und Lehrer, die vermehrt KI in ihrer Arbeit einsetzen. Laut einer aktuellen Umfrage sind es 44 Prozent, die bereits KI-Tools im Schulalltag benutzen, vor allem als Ideengeber für die Unterrichtsvorbereitung oder zum Erstellen von Arbeitsblättern.

Schülerinnen und Schülern lassen sich ohnehin schon länger von ChatGPT und Co bei schulischen Aufgaben helfen – das verraten nicht nur die Nutzungszahlen des Chatbots, die in den Sommermonaten einbrachen. Jetzt haben Forscher der University of California auch einen Roboter entwickelt, der speziell dafür konzipiert ist, das Wäschechaos in den Zimmern von Teenagern zu bändigen. Damit hätte Technologie immerhin schon einmal zwei wichtige Probleme von Jugendlichen gelöst: Hausübung und Aufräumen. (pp, 2.12.2023)