Sie ist wieder da: die Glitzerzeit. Von der Christbaumkugel bis zum Cocktailkleid auf der Silvesterparty funkelt der Dezember wie eine einzige große Versuchung für Elstern. Auch glitzernde Make-up-Looks haben in der Zeit um den Jahreswechsel ihren alljährlichen Popularitäts-Peak. Doch Glitzer gibt es schon deutlich länger als Weihnachtsfeiern und Neujahrspomp.

Glitter
Heute wird Glitter meistens künstlich hergestellt – über ein Verfahren, das der US-amerikanische Ingenieur Henry Ruschmann in den 1930er-Jahren erfand.
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Glitzernde Geschichte

Funkelnde Akzente waren schon lange vor David Bowie alias Ziggy Stardust und der Disco-Ära populär. Schon in Mesopotamien und im Alten Ägypten bemalten die Menschen ihre Gesichter mit zerstoßenen Mineralien wie Lapislazuli und Mika, auch bekannt als Glimmer. Mit der Renaissance erlebte der Glitterlook ein erstes Comeback. Wobei der schöne Schimmer fürs Gesicht dann vor allem aus zerriebenen Insektenflügeln gewonnen wurde. Schon diese tierischen Looks aus vorchristlichen Zeiten waren ein erster Vorbote dafür, dass Glitzer für einige Beteiligte auch seine Schattenseiten hat.

Heute wird Glitter meistens künstlich hergestellt – über ein Verfahren, das der US-amerikanische Ingenieur Henry Ruschmann in den 1930er-Jahren erfand. Ruschmann hatte eigentlich eine Maschineentwickelt, die für die Zerkleinerung von Kunststoffen auf Müllkippen eingesetzt wurde. Wenn es zu Störungen kam, spuckte sie allerdings kleine, funkelnde Partikel aus. Seine Mitarbeiter nahmen die Nebenprodukte mit nach Hause und verwendeten sie als Deko. Ruschmann sah ein Geschäft und verlegte seinen Fokus auf die industrielle Erzeugung von Glitter aus beschichtetem Plastik.

Unschöner Schein

Solche Glitzerpartikel werden bis heute in der Kosmetikproduktion eingesetzt und sind in der Regel nicht biologisch abbaubar. Was zunehmend zum Umweltproblem wird, da die Mikroplastikteilchen in Kläranlagen ob ihrer Winzigkeit nicht aus den Abwässern gefiltert werden und im Meer landen. Dort nehmen Tiere die Partikel über die Nahrung auf – und werden davon krank. Und nicht nur das: Über Speisefische landet das Mikroplastik mitunter in den Mägen derer, die sich den Glitzer einst ins Gesicht geschmiert haben.

Immer mehr Glitterprodukte werben deshalb damit, biologisch abbaubar zu sein. Wie viel an diesem Versprechen dran ist, stellen Studien infrage. So ergab eine Untersuchung 2020, dass viele ökologische Glitterprodukte Gewässer ebenfalls schädigen.

Nicht nur Plastikglitzer steht in der Kritik: Mika, der schon in antiken Zeiten zum Einsatz kam, wird immer noch in Kosmetika verarbeitet. Doch der Abbau der Mineralien passiert meist unter schlechten Bedingungen in Indien. Glimmer wird in gefährlichen Minen gewonnen, oft schürfen dort Kinder. Reich werden maximal die Zwischenhändler.

Das heißt nicht, dass wir die Feiertage ohne glitzernde Gesichter verbringen müssen. Doch gute Recherche beim Einkauf und der Einsatz von Abschminktüchern sollten nicht bloß ein guter Neujahrsvorsatz bleiben. (RONDO, Antonia Rauth, 28.12.2023)