Nudeln im Kochtopf
Um Nudeln energiesparend zu kochen, dreht man zur Halbzeit der angegebenen Kochdauer den Herd ab. Deckel drauf und warten, bis die ­Nudeln durch sind.
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Die italienische Küche ist weltberühmt und hat eine altehrwürdige Tradition. So war es nicht weiter verwunderlich, dass ein Ratschlag des italienischen Physiknobelpreisträgers Giorgio Parisi zum energiesparenden ­Nudelkochen prompt für Debatten sorgte, die die Form eines Glaubensstreits annahmen.
Der Komplexitätsforscher hatte angesichts der Energiekrise folgenden einfachen Tipp auf Facebook parat, um Nudeln möglichst energiesparend zu kochen: Zur Halbzeit der auf der Packung ­angegebenen Kochdauer könne man die Hitze ­abdrehen, dann einen Deckel auf den Nudeltopf geben und warten, bis die Restwärme im Wasser die restliche Arbeit erledigt.
Umgehend erhob sich ein mittlerer Sturm der Entrüstung: Diese Methode würde die Nudeln gummiartig machen, und das Ergebnis des gut­gemeinten Energiespartipps könne in einem hochklassigen Restaurant wie seinem niemals serviert werden. Nudeln müssten klassisch italienisch bei sprudelnd kochendem Wasser ohne Deckel zubereitet werden.
Aber ist der Tipp von Parisi wirklich so kosten- und energieeffizient? Und schmecken die solcherart gekochten Spaghetti tatsächlich so schlecht? Ein junges Team der Nottingham-Trent-Univer­sität ist den Fragen sowohl theoretisch wie auch praktisch (also in der Küche) auf den Grund gegangen.

Aufschlüsselung des Energieverbrauchs beim Kochen von einer Portion Nudeln
Quelle: D. Fairhurst, M. London, R. Broadhurst / Nottingham Tent University / The Conversation / DER STANDARD

Physik des Nudelkochens

Der Physiker David Fairhurst und seine beiden Studierenden Mia London und Ross Broadhurst ermittelten, dass beim Spaghettikochen rund 60 Prozent der Energie dafür verwendet werden, das Wasser zehn Minuten lang kochen zu lassen. Alles, was getan werden kann, um diese Zeit zu verkürzen, hat also einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtkosten des Nudelkochens.
Die Methode von Parisi, den Herd auf halbem Weg auszuschalten und die Nudeln unter einem ­Deckel mit der Restwärme gar werden zu lassen, senkt folglich die Kochkosten um rund ein Drittel. Aber um welche Kosten geht es dabei eigentlich? Je nach Herd (und Energiepreis) schätzte das Physikerteam den Preis für eine Standardzubereitung der Nudeln auf aktuell umgerechnet rund zehn Cent, was natürlich nicht allzu viel Geld bedeutet.

Junge Menschen beim Kochen.
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15 Millionen Euro Einsparpotenzial

Geht man allerdings davon aus, dass jede Österreicherin und jeder Österreicher einmal in der Woche Pasta kocht, dann ergeben sich laut den Berechnungen vermeidbare Energiekosten von fast 15 Millionen Euro. Wie die energiesparend gekochten Nudeln tatsächlich schmecken, blieb allerdings weitgehend ungeklärt. Laut dem britischen Team sei die Konsistenz durchaus ähnlich jener von klassisch gekochten Nudeln. Aber in der Frage ist es vielleicht doch besser, auf italienische ­Expertise zu vertrauen.