Ein 19 Quadratmeter großes Zimmer ab 800 Euro im Monat, Heizung und Internet sind inkludiert, auch das Fitnessstudio im Haus und diverse andere Gemeinschaftsräume dürfen mitbenutzt werden: So in etwa lauten die Eckdaten der zahlreichen gewerblichen Studierendenhäuser in Wien, von denen es immer mehr gibt. Allein in den vergangenen drei Jahren kamen etwa das The Social Hub in der Nordbahnstraße beim Praterstern, das District Living im DC Tower 3 in der Donau-City (22. Bezirk) und das Youniq Vienna Triiiple in den Triiiple-Towers im dritten Bezirk auf den Markt. Diese drei Häuser zusammen weisen mehr als 2300 Mikro-Apartments auf.

Ein Zimmer im
Ein Zimmer im "The Fizz" in der Dresdner Straße im 20. Bezirk.
Putschögl

Schon etwas älter, größenmäßig aber auch auf diesem Niveau ist das The Fizz in der Dresdner Straße (20. Bezirk) mit 632 Zimmern, von dem die eingangs erwähnten Eckdaten stammen. Es wurde gerade um drei Millionen Euro etwas aufgemöbelt. Das war deshalb möglich, weil der Betreiber, die International Campus (IC) Gmbh mit Sitz in Berlin, 2021 das Gebäude auch erworben hat. Diesen Umstand habe man nun genutzt, um ein paar Dinge in dem Haus zu verändern, erzählt Benjamin Röber-Rathay, Director Commercial & PR bei IC in Berlin. Die Lobby wurde neu gestaltet, dort gibt es nun auch ein paar Studierräume, außerdem wurde das Kino neu gemacht. Es gibt im The Fizz außerdem einen Musikraum im Keller und einen Yoga-/Gebetsraum im Erdgeschoß. Letzteres wurde in den vergangenen Jahren immer wichtiger, sagt Röber-Rathay.

Rund drei Millionen Euro wurden kürzlich in das
Rund drei Millionen Euro wurden kürzlich in das "The Fizz" im 20. bezirk investiert, unter anderem wurde die Lobby neu gemacht.
Putschögl

800 Euro oder mehr kostet ein Fizz+-Zimmer, in dem es auch Geschirr, Kaffeemaschine und Fernseher gibt. Ein "normales" Studierendenzimmer kostet ab 680 Euro im Monat, wobei laut Röber-Rathay gilt: "Je früher und je länger gebucht wird, desto günstiger wird es." Und: Man vermiete quasi nicht nur das Zimmer, "sondern die Nutzung des gesamten Gebäudes mit allen Nebenflächen".

Weniger auf dem Konto

Früh dran sein ist der Tipp Nummer eins, wenn es um Zimmer in Studentenwohnheimen geht, sagt auch Jörg Berger. Er ist stellvertretender Geschäftsführer der Wirtschaftshilfe der Arbeiterinnen Studierenden (Wihast) mit insgesamt 3200 Heimplätzen. Im Frühjahr beginnt laut Berger die Vergabe der Heimplätze für September. Restplätze werden laufend vergeben, davon gebe es aber nicht sehr viele.

Ein Studentenheimzimmer des Trägers Wihast in Wien.
Blick in ein Heimzimmer bei der Wihast.
Wihast/Doleschal

Generell sei der Andrang derzeit enorm. "Viele haben jetzt weniger im Börserl. Jene, die vor fünf oder sechs Jahren noch eine annehmbare Wohnung auf dem freien Markt gefunden hätten, können sich das nun nicht mehr leisten", sagt Berger und spricht von einem starken Verdrängungswettbewerb. Die Wihast ist eine Non-Profit-Organisation, die auch jungen Menschen aus weniger begüterten Familien ein Studium ermöglichen will.

Wohnheim Akademikerhilfe Michaelerstraße
So sehen die Zimmer im Wohnheim Michaelerstraße der Akademikerhilfe aus.
Harald Klemm

Dem reinen Kostendeckungsprinzip hat sich auch die Akademikerhilfe verpflichtet. Studierende bekommen laut Generalsekretär Bernhard Tschrepitsch ein Paket, in dem alle Kosten inkludiert sind. Dennoch sei man um 20 bis 25 Prozent günstiger als der freie Mietmarkt. Ab 400 bis 450 Euro ist ein Zimmer zu haben. Auch die Betriebskosten sind dabei, sie sind der größte Kostentreiber.

Studentenheim

Wer ein Heimzimmer sucht und keines der hochpreisigen neuen Angebote will, hat die Möglichkeit, sich bei einem der vielen "alten" Studentenheime von sozialen oder gemeinnützigen Trägerorganisationen zu bewerben. Die Träger mit den meisten Zimmern bzw. Heimen heißen Akademikerhilfe, ÖJAB, Stuwo, Wihast und Home4Students, außerdem gibt es noch OeAD Studenthousing, "bases – Homes vor Students" und Kolping. Bei diesen Anbietern ist man üblicherweise und ganz grob gesagt ab der halben Miete eines gewerblichen Angebots dabei, meist aber mit geteiltem Badezimmer, und auch sonst wird nicht ganz so viel geboten. Einige freie Plätze sind verfügbar.

Wohngemeinschaften

Die meisten Studierenden in Wien sind auf den freien Wohnungsmarkt angewiesen, da sie in geförderten Wohnheimen keinen Platz finden. WG-Zimmer werden auf vielen Immobilienplattformen angeboten, das schwarze Brett der Österreichischen Hochschülerinnenschaft ist ebenfalls eine gute Anlaufstelle. Doch es gilt, Vorsicht walten zu lassen. Laut Mietervereinigung ist "WG-tauglich" eine beliebte Bezeichnung für Wohnungen, die aufgrund mangelhafter Ausstattung oder überhöhter Preise kaum Abnehmer finden. Für einzelne Zimmer werden oft horrende Preise verlangt. Was viele nicht wissen: Auch für Studierende gilt die gesetzliche Mindestbefristungsdauer von drei Jahren.

Gewerbliche Heime

Die Milestone-Häuser des österreichischen Entwicklers Value One waren die Ersten auf dem Wiener Markt, mittlerweile gibt es immer mehr davon: Gewerbliche Wohnhäuser für Studierende und "Young Professionals" sind vor allem bei internationalen Studierenden sehr angesagt, für die vergleichsweise hohe All-inclusive-Miete bekommt man hier einiges geboten. Egal ob The Fizz, The Social Hub, District Living, Youniq Vienna Triiiple oder Smartments Student: Ein Zimmer kostet hier meist 700 Euro oder mehr, fallweise auch über 1000 Euro, diverse Gemeinschaftsflächen sind inkludiert. Die Grenzen zum Hotelbetrieb verlaufen hier fließend, freie Plätze gibt es noch fast überall.

Geförderter Wohnbau

Der geförderte Wohnbau ist für frisch nach Wien kommende Studierende zunächst tabu. Wer um eine geförderte Wohnung ansuchen will, muss nämlich zumindest zwei Jahre lang bereits in Wien per Hauptwohnsitz gemeldet sein. Das gilt auch für Gemeindewohnungen. Man muss außerdem ein gewisses Einkommen nachweisen, und gleichzeitig dürfen bestimmte Einkommensgrenzen nicht überschritten werden – was für Studierende im Normalfall kein Problem darstellt. Eine spezielle Einrichtung namens "Mein Wien-Apartment" (früher: Zuwandererfonds) richtet sich in Wien allerdings explizit auch an Menschen, die zur Ausbildung aus den Bundesländern nach Wien kommen. (Martin Putschögl, Bernadette Redl, 7.12.2023)