Ein Schild mit der Aufschrift
Mehr als eine Milliarde Euro hat die Signa Holding im Vorjahr abgeschrieben.
APA/dpa/Marcus Brandt

Vor sechs Monaten waren die Chefs der Signa Holding noch zuversichtlich. Das Eigenkapital der Signa-Dachgesellschaft sei hoch, aus Sicht der Geschäftsführer Marcus Mühlberger und Christof Stadlhuber gebe es keine wesentlichen Risiken, die gegen einen Fortbestand der Gesellschaft sprächen, heißt es in der Anlage zum Jahresabschluss. Auch in Hinsicht auf die doch recht hohen Investments in die Handelsbranche, konkret in die deutsche Galeria Karstadt Kaufhof, Signa Sports (SSU) und Luxury Holding, gab man sich optimistisch, die Sparten wiesen "stabile Business-Pläne auf".

Inzwischen ist die Signa Holding pleite und wird, von einem gerichtlich bestellten Sanierungsverwalter begleitet, in Eigenverwaltung fortgeführt. Ziel ist es, eine Quote von 30 Prozent für die Gläubigerinnen und Gläubiger zusammenzubekommen. Die Gesellschaft, die mehrheitlich indirekt René Benko gehört, ist mit rund fünf Milliarden Euro überschuldet, die Aktiva liegen bei 2,7 Milliarden Euro. Sollte die Gruppe zerschlagen werden müssen, setzen die Verantwortlichen ihren Wert nur bei rund 314 Millionen Euro an – wobei für die unbesicherten Gläubiger nur ein Bruchteil davon (konkret 62 Millionen Euro) bleiben würden.

Signa hat alle Beteiligungen verpfändet

Denn: Alle Anteile, die die Holding an den Signa-Filetstücken Signa Prime Selection und Signa Development hält, sind an diverse Finanziers verpfändet, ist dem Vermögensstatus zu Liquidationswerten zu entnehmen. Dass bei einer Verwertung der Gesellschaften bzw. Immobilien etwas darüber hinaus für die Masse übrig bleibe, sei nicht zu erwarten. Das Schicksal der Prime-Beteiligung (Buchwert: 1,53 Milliarden Euro) und der Development (Buchwert: 241 Millionen) teilen übrigens alle Aktien, die die Signa Holding hält. Sie alle seien verpfändet, die Gläubiger sind laut der genannten Unterlage teilweise mehrfach überbesichert, "gleichzeitig haften für einzelne Verbindlichkeiten jeweils mehrere Gesellschaften, die wiederum unterschiedlich besichert sind, solidarisch", heißt es in einer Erläuterung, die auf eine gewisse Komplexität der Haftungsverhältnisse hindeutet.

Jahrelang wurden die Jahresabschlüsse diverser Signa-Gesellschaften wie berichtet nicht bzw. zu spät im Firmenbuch abgegeben. Und wie stand die Holding 2022 da?

Näheres erschließt sich aus Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung, die im Rahmen des Insolvenzverfahrens eingebracht wurden. Die Bilanzsumme betrug rund 12,4 Milliarden Euro, das Eigenkapital rund 4,1 Milliarden. Insgesamt summierte sich das Anlagevermögen auf 5,2 Milliarden Euro, das waren um rund 700 Millionen mehr als im Jahr davor. Auf der anderen Seite haben sich die Forderungen der Holding gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht, ungefähr verdoppelt, auf 701 Millionen Euro.

Jahresergebnis stürzte um eine Milliarde ab

Die Schulden, die die Signa Holding bei Banken hat, sind mit 150 Millionen Euro gleich geblieben – mehr als verhundertfacht haben sich aber ihre Verbindlichkeiten bei Unternehmen mit Beteiligungsverhältnis (stiegen von 6,5 Millionen auf 812 Millionen Euro), und die sonstigen Verbindlichkeiten verzehnfachten sich auf 803 Millionen. Summa summarum: Die Gesamtverbindlichkeiten der Holding haben sich binnen eines Jahres verdreifacht, auf fast zwei Milliarden Euro.

Tiefrot fiel das Ergebnis im vorigen Geschäftsjahr jedenfalls aus, das belegt ein Blick in die Gewinn- und Verlustrechnung (G&V): Bei Umsatzerlösen von knapp acht Millionen Euro stürzte das Ergebnis um mehr als eine Milliarde Euro ab, auf einen Jahresverlust von rund 504 Millionen Euro. Dank eines Gewinnvortrags wird allerdings ein Bilanzgewinn von 1,8 Milliarden Euro ausgewiesen. Was sich im Ergebnis am stärksten niederschlug: Bei ihren Unternehmensbeteiligungen (Finanzanlagevermögen) hat die Signa Holding laut der Unterlage eine außerplanmäßige Abschreibung in der Höhe von rund 1,14 Milliarden Euro vorgenommen.

Der deutschen Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hat die Signa-Dachgesellschaft voriges Jahr noch weitreichende Versprechungen gemacht. Sie hat sich vertraglich zu einem Investment in der Höhe von 200 Millionen Euro und zu einer Garantie von zehn Millionen Euro verpflichtet. (Renate Graber, 7.12.2023)