Es ist die Konferenz der Superlative: Der Weltklimagipfel (COP 28), der noch bis Dienstag in Dubai veranstaltet wird, ist mit rund 80.000 Besucherinnen und Besuchern der größte bisher. Die Zahl der Jugendlichen, die am Gelände sind, ist die bislang höchste – ebenso wie die Gruppe der fossilen Lobbyisten. Über 2400 Vertreterinnen und Vertreter der fossilen Industrie sind vertreten. Auch die Ausmaße des Geländes sind gigantisch: Sogar ein künstlich angelegtes Feuchtgebiet befindet sich auf dem Areal.

Demonstrierende fordern den Ausstieg aus Kohle, Erdöl und Erdgas. Derzeit liegen alle Optionen auf dem Tisch.
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Während die Emirate das Geld für all das vermutlich nicht zuletzt aus dem Erdöl-Geschäft haben – es bringt dem Staat rund 40 Prozent seines Einkommens –, soll gerade hier das fossile Aus beschlossen werden. Kaum jemand hält es für realistisch, dass der historische Durchbruch gelingt, doch die Verhandlungen laufen – und der Ausstieg aus Erdöl, Erdgas und Kohle ist Thema Nummer eins auf dem riesigen Gelände der Weltausstellung, die Dubai vor knapp zwei Jahren veranstaltet hat.

"Die COP 28 muss den großen Schalter umlegen: Es geht nicht mehr darum, was Regierungen schaffen müssen, sondern wie genau sie dorthin gelangen", sagte UN-Klimasekretariat Simon Stiell. Die Technologien und Werkzeuge seien verfügbar, die Verhandlerinnen und Verhandler müssen in den kommenden Tagen vereinbaren, wie sie diese einsetzen werden.

Alle Optionen für fossiles Aus auf dem Tisch

Die Konferenz hatte vergangene Woche einen starken Start hingelegt: Gleich am ersten Tag einigten sich die Staaten auf die Einsetzung des Fonds für Klimaschäden und -verluste. Das Gastgeberland der Vereinigten Arabischen Emirate verbucht das als großen Erfolg und betont die Einigung bei jeder Gelegenheit. Und auch der EU-Klimakommissar Woepke Hoekstra betonte am Freitag: "Vertrauen aufzubauen ist entscheidend. Deshalb war die Einigung auf den Fonds für Klimaschäden so wichtig." Das sei der Grund, warum die Verhandlungen "etwas Wind in den Segeln" hätten.

Damit diese Konferenz wirklich als "historische COP" gelten kann, wie sie der COP-Präsident Sultan Al Jaber gerne bezeichnet, müsse allerdings noch sehr viel passieren, betont Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne), die am Freitag auf der Konferenz angekommen ist. Nachdem in den vergangenen Tagen die technischen Verhandlungen und Vorbereitungen liefen, übernehmen nun die Ministerinnen und Minister. Gewessler verhandelt für die EU zum Bereich der Anpassung an die Klimakrise – dort sollen Ziele für die Anpassung definiert werden, sowie sehr viel mehr Geld lockergemacht werden.

Im Tauziehen um das Kernthema der Verhandlungen – der Ausstieg aus Kohle, Erdöl und Erdgas – ist noch alles offen. Sowohl der komplette Ausstieg liegt auf dem Tisch, wie auch die Option, dass fossile Brennstoffe in dem Abschlussdokument überhaupt nicht genannt werden. Dasselbe gilt für Formulierungen rund um fossile Subventionen. "Die Absurdität fossiler Subventionen hält uns zurück", so Hoekstra. Sowohl er als auch die COP-Präsidentschaft wolle eine Aufforderung im Abschlusstext sehen, die fossile Subventionen zu beenden.

Auch Österreich wäre gefordert: Laut einer Schätzung des Wifo-Instituts vergab der österreichische Staat zwischen 2016 und 2020 jährlich 4,1 bis 5,7 Milliarden Euro an klimaschädlichen staatlichen Subventionen. Während der Gaspreiskrise soll dieser Wert sogar 14,5 Milliarden betragen haben.

Nächster Stopp: Baku?

Noch bis kommenden Dienstag laufen die Verhandlungen, dann will COP-Präsident Al Jaber pünktlich Schluss machen. Zum letzten Mal gelang das allerdings 2006 – seither dauern die Verhandlungen immer einige Tage länger. Danach ist voraussichtlich Aserbaidschan am Zug: Das Land hat angeboten, die nächste Klimakonferenz in Baku auszurichten. Dazu habe es einen Deal mit Armenien ausverhandelt, ließ Aserbaidschan wissen. Denn Armenien hätte Aserbaidschans Kandidatur vermutlich blockiert – die beiden Staaten befinden sich seit Jahrzehnten im Konflikt, im September hatte Aserbaidschan die bis dato mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region Bergkarabach angegriffen und zurückerobert. Damit würde nach den Vereinigten Arabischen Emiraten erneut ein erdöl- und erdgasproduzierender Staat die COP ausrichten. (Alicia Prager aus Dubai, 8.12.2023)