Friedliches Winterwonderland oder einfach nur viel Schnee als Vorbote für Chaos und Stillstand?
Imago / Slavomir Kubes

Das Stadtmensch-Herz sehnt sich nach jenem Winterwunderland, in dem Sonnenlicht funkelnde Effekte auf bläuliche Schneewehen und weiß gepolsterte Zweiglein malt, unter den warm gefütterten Schuhen knirscht der feste Schnee, die Luft ist klar und kalt, in der Nase hängt der Duft von Gewürzen, der aus dem Becher aufsteigt, ein kuscheliger Schal um den Hals. Ein bisschen eine Starbucks-Werbung-Welt.

Verklärende Erinnerung

Ach, wie in der Kindheit! So weit die verklärende Erinnerung. In Wirklichkeit gab es auch damals mehr Matsch als Glitzer. Die Schuhe entwickelten an den unpassendsten Stellen die Neigung, weltoffen und damit undicht zu werden, und wie schnell hat man auch jene klammen Schneelawinen verdrängt, die nur darauf warteten, sich von Dach und Vorsprüngen zwischen Halshaut und Schalgewebe zu stürzen! Die weiße Pracht blieb in den meisten Fällen auch nicht lange prächtig, sondern verwandelte sich in kakaofarbige Verdammnis, die gemeinsam mit den weltoffenen Schuhen eine innigliche Beziehung einging: It’s a Matsch!

Jedes Rad steht still

Aber manchmal erfüllen sich Träume, und darum soll man sich gut überlegen, was man sich wünscht. Tritt der Fall der winterlichen Manifestation tatsächlich so ein, wie diverse Werbungen es darstellen, hätte der Coca-Cola-Santa in der schnöden Wirklichkeit ein gröberes Problem: Schon steht jedes Rad still, und landesweit bricht augenblicklich das Chaos aus, und rien ne vas plus. (Julya Rabinowich, 11.12.2023)