In Dubai ringt die Weltklimakonferenz um einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern. In Venedig färben Klimaaktivisten der Extinction Rebellion den Canal Grande grün ein. In Wien diskutiert "Im Zentrum" im ORF über die Frage, ob Klimakleben kriminell oder heldenhaft sei. Eine aufgelegte Konfrontation, vor allem, wenn "Klima-Shakira" Anja Windl und VP-Landtagsabgeordnete Laura Sachslehner an einem Tisch sitzen.

Diskussionsrunde
Bei Claudia Reiterer "Im Zentrum": Rosemarie Wydler-Wälti (Klimaseniorin, Schweiz). Laura Sachslehner (ÖVP-Landtagsabgeordnete). Anja Windl (Klimaaktivistin). Philipp Blom (Schriftsteller, Historiker). Sonja Wogrin (Energieexpertin TU Graz). Die Frage: "Sind Klimakleber Helden oder Kriminelle?"
Screenshot ORF

"Die volle Härte des Rechtsstaats" fordert die Politikerin dann natürlich, denn die Handlungen der Klimaaktivisten, deren Gefährdung der öffentlichen Sicherheit sei natürlich kriminell. Sie ätzt über "heilige Ziele" der Letzten Generation. Es gebe viele Anliegen, die wichtig seien. Die Industrie, den Wohlstand, die soziale Gerechtigkeit. "Sie drehen immer weiter an der Spirale", wirft sie Windl vor.

Verzweifelt überzeugt

Dass die Welt auf eine Drei-Grad-Erwärmung zusteuert, glaubt Sachslehner nicht. Windl, die durch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft unter dem Verdacht der Bildung einer kriminellen Organisation steht, fragt: "Mama, in welcher Welt sollen wir leben?" Sie sitze lieber im Gefängnis als auf einem unbewohnbaren Planeten.

Die schweizerische Klimaseniorin Rosemarie Wydler-Wälti, die eine Menschenrechtsklage für Klimaschutz eingebracht hat, sieht klar "antikriminelles Verhalten" der Klimakleber, denn es würden keine egoistischen Ziele verfolgt. "Ich habe großen Respekt vor euch", sagt sie zu Windl, deren Anliegen auch Klimaschutz als Grundrecht ist und die "aufhören" würde, wenn der Empfehlungskatalog des Klimarats umgesetzt würde.

Wo ist die Grenze?

Sachslehner qualifiziert das als Minderheitenprogramm. Dass es keine "demokratische Mehrheit" pro Klimakleber-Anliegen gebe, lässt Philipp Blom, Schriftsteller zum Thema und Historiker, so nicht gelten. Diese habe es für die Abschaffung der Sklaverei und für das Frauenwahlrecht auch nicht gegeben. Er tut sich mit Sachslehner sichtlich schwer. Die Empfehlungen des Klimarats gehören für die VP-Politikerin offensichtlich auch nicht zu einem demokratischen Prozess. Temporeduktionen auf Straßen etwa seien ein Eingriff in die Freiheit. Das verstärkt das Zusammenrücken der Runde gegen sie. Ständiges Berufen auf "Sicherung des Wohlstands", das hält Wydler-Wälti mittlerweile für "impertinent" angesichts des wachsenden Klimaleids in anderen Ländern.

Es geht heftig her, aber alle benehmen sich gut. Kommt die Runde zu einer Erkenntnis, zu gemeinsamem Neuem? Nein. Die Positionen bleiben unvereinbar.

Aber was wäre denn eine angemessene Form des Aktivismus? Darauf fehlen klare Antworten. Sonja Wogrin, Energieexpertin der TU Graz, ruft zur Debatte über Optionen, vor allem aber intensiv zum Engagement für Energieinnovation auf. Windl stimmt zu, schlägt ihr die Gläubigkeit an eine Technologie als Messias für das Klimaproblem aber letztlich aus der Hand: "Dafür fehlt uns die Zeit." (Karin Bauer, 11.12.2023)

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