Einer der höchstrangigen Manager im Signa-Reich muss unerwartet gehen: Timo Herzberg war bisher Vorstandschef bei den beiden wichtigsten Töchtern der insolventen Signa Holding: der Signa Prime Selection AG (für Luxusimmobilien) und der Development Selection (für Immobilienentwicklungen). Nun sei er "mit sofortiger Wirkung von seinen Funktionen enthoben", teilte die Signa am Montag mit.

Grund für die Entlassung: "Ein dringender Verdacht auf grobe Verletzungen der Pflichten", so die Signa-Mitteilung. "Leider mussten wir diesen harten Schritt setzen", erklärte der Aufsichtsratschef der beiden Gesellschaften, Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ). "Die Verdachtslage war eindeutig."

"Harter Schritt"

Herzbergs Nachfolger als Vorstandssprecher der Prime und Development wird der Sanierungsexperte Erhard Grossnigg, der erst kürzlich in den Vorstand der Gesellschaften kam und als Vertrauter von Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner gilt.

Ein Graffiti in München mit dr Aufschrift:
Auch René Benkos engsten Mitarbeitern werden jetzt Vorhaltungen gemacht.
IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Über die Gründe für Herzbergs Rauswurf verriet die Signa nichts. Er könnte allerdings mit Recherchen der FAZ zu tun haben. Demnach hält Herzberg neben seinen Signa-Funktionen 60 Prozent an einer deutschen Gesellschaft namens Havit, einem Anbieter von Spa- und Fitnessstudio-Dienstleistungen. Havit hat Flächen in Signa-Gebäuden "offenbar zu marktunüblichen günstigen Mieten" gemietet, so die FAZ. Zudem soll Herzberg befreundeten Unternehmern Aufträge zugeschanzt haben. Herzberg selbst schwärmte noch vor wenigen Monaten im Businessnetzwerk Linkedin vom "Havit Space" – "einem Mix aus Workout, Spa und Eventflächen" – im Bürokomplex Beam, einem Signa-Projekt in Berlin.

Noch mehr Schulden

Die Prime und Development, von deren Spitze Herzberg nun entfernt wurde, sind im Gegensatz zur Konzernmutter Signa Holding noch nicht insolvent. Doch zumindest was die Prime betrifft, könnte es bald bevorstehen. Am Freitag berichtete der Spiegel, dass eine Insolvenz vorbereitet werde. Etwaige Pleiten der Prime und Development könnte sich noch stärker auswirken als jene bei der Holding, die mit mehr als fünf Milliarden Euro Verbindlichkeiten schon die größte Insolvenz der österreichischen Wirtschaftsgeschichte darstellt. Laut Insidern liegen die Schulden bei Prime und Development die Schulden nochmals rund doppelt so hoch.

Wichtige Gläubiger sind dabei neben Banken auch Versicherungen, wie die Financial Times berichtet. Sie hätten mehr als drei Milliarden Euro an den Signa-Konzern verliehen, ungefähr ein Drittel davon unbesichert. Zu den Versicherern, die nun um ihr Geld fürchten müssen, zählen etwa die deutsche Allianz (300 Millionen, die Münchener Rück (700 Millionen), R+V (500 Millionen) und Signal Iduna, ein mittelständischer Versicherer aus Dortmund (eine Milliarde). (Joseph Gepp, 12.12.2023)