Theater der Jugend
Auf ihrer Reise macht Siri (Runa Schymanski) allerhand Bekanntschaften, so auch mit dem Schiffskoch Fredrik (Phillipp Laabmayr).
SoMe & MRC

Im Saal des Renaissancetheaters riecht es verdächtig nach Gummischlangen: Das Wiener Theater der Jugend zeigt mit Siri und die Eismeerpiraten eine dichte Bühnenfassung des gleichnamigen Kinderbuchs der schwedischen Erfolgsautorin Frida Nilsson. Das verspricht große Aufregung: Wölfe! Piraten! Eisberge!

Das Buch, auf dem das von Karin Drechsel inszenierte Theaterstück basiert, ist 2017 erschienen und wie viele andere Werke von Nilsson in den Feuilletons hochgelobt worden. Für Romane wie Die maskierte Makrone oder die Hedvig-Reihe wurde die Autorin 2014 mit dem Astrid-Lindgren-Preis ausgezeichnet; 2021 erhielt sie den Preis für Kinder- und Jugendliteratur der schwedischen Akademie.

Erinnerungen an Pippi Langstrumpf

Tatsächlich erinnern Nilssons Charaktere an vielen Stellen stark an jene der bekanntesten Kinderbuchautorin Schwedens. Auch Siri in Siri und die Eismeerpiraten weckt Erinnerungen an die furchtlosen, starken Mädchenfiguren Pippi Langstrumpf oder Ronja Räubertochter.

Wie im Buch beginnt das Stück mit einem großen Tusch: Siris kleine Schwester Miki wird in einem unbeobachteten Moment von dem gefürchteten Piratenkapitän Weißhaupt entführt. Und weil ihr Vater zu gebrechlich ist, um die beschwerliche Reise auf sich zu nehmen, beschließt Siri, sich selbst auf die Suche nach Miki zu machen.

Theater der Jugend
Das detailverliebte Bühnenbild macht Freude.
Rita Newman

In einem detailverliebten Set zwischen hohen Eisbergen und bauchigen Schiffen trifft die Titelheldin auf ihrem Weg auf den Schiffskoch Fredrik, eine Wolfsjägerin oder den Jungen Einar, die im Gegensatz zu der von Grund auf guten Siri (Runa Schymanski) allesamt Opfer ihrer eigenen Geschichte sind.

Der Weg wird zum Ziel

So entfalten sich die Zwischenstopps auf ihrer Heldinnenreise zur eigentlichen Handlung, der stets der Leitspruch des Vaters zugrunde liegt: "Die Dinge, die man tut, hinterlassen Spuren. Die guten Dinge hinterlassen gute Spuren, und die schlimmen Dinge hinterlassen schlimme Spuren."

Im Gegensatz zur Romanvorlage gelingt es dem Stück jedoch nicht, die Vielschichtigkeit der Charaktere herauszuarbeiten. Während sich im Buch eine humanistische, tiefsinnige Botschaft entspinnt, bleibt das Theater großteils an der Oberfläche und bemüht sich, das junge Publikum mit Slapstick-artig inszenierten Kampfszenen und witzigen Bühnentricks abzuholen. Fahrende Hühner und tollpatschige Bösewichte kommen bei den Kleinen an: Da lässt die Spannung die Packung voller Gummischlangen schon einmal vergessen. Ab 6 Jahren. (Caroline Schluge, 12.12.2023)