Eine Managerin sitzt vor ihrem Laptop, von links und rechts werden ihr Anfragen zugesteckt, sie rauft sich die Haare
Bitte nicht noch was, schon gar keine Gespräche?
Imago

Arbeitstage im Takt des Weiterklickens vom Hybridtermin zum nächsten Meeting für das Status-Update aller Statusberichte, Listen hier, Reportings da. Reden mit den Teams? Leider keine Zeit, ausgebucht bis Ende Februar 2024. Und wenn irgendwo ein Löchlein bleibt im Terminkalender: Bitte nicht füllen mit einem Teamtermin.

So werden Führungskräfte in der neuen Arbeitswelt, die mit enorm vielen unterschiedlichen Ansprüchen, andauernder Beschleunigung und immer neuen (KI-)Tools für die Arbeitenden ausgefüllt ist, nicht weiterkommen. Und schon gar nicht halbwegs glücklich werden in ihrer professionellen Rolle – ihre Teams noch weniger. Denn wenn sich etwas klar und unbestritten gezeigt hat in all der rasanten Hybridisierung, Verdichtung und gleichzeitig Zerstreuung durch Remote-Work: Der echte Gesprächsbedarf zwischenmenschlich steigt. Schnell mal rüberschauen, wie es der oder dem geht – das gibt es immer seltener.

Sonst sammeln sich die Missverständnisse auf riesigen Bergen an, die frustrierend auf allen lasten, die Menschen niederpressen und die Arbeitsfreude killen. Dazwischen vergeht der gemeinsame Spirit, erodieren Arbeitsbeziehungen. Statt Gesprächen gibt es Gerüchte. Dann folgt gehäuft, was folgen muss: Erschöpfung, Krankenstände, Fluktuation, innere Kündigung.

Ja, aber es ist eh alles schon zu viel, und dafür, für das wirkliche Führen, ist halt leider keine Zeit? Das darf in der neuen Arbeitswelt nicht mehr gelten. Da ist Führung ein Hauptjob. Da brauchen Führungskräfte das größte Ohr – sie müssen am meisten fragen und am besten zuhören. Meetings anzusetzen, die Menschen bei der Arbeit zu unterbrechen um schnell mal reinzufragen, ob eh alles passt, so läuft das nicht mehr für Chefinnen und Chefs. Wenn doch, dann hat das jetzt sehr schnell Folgen für die gesamte Organisation.

Jetzt geht es nicht mehr um irgendwelche Leadership-Moden oder neue Wordings, die im Kurzseminar antrainiert werden. Jetzt geht es darum, die Geschichten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kennen, um wirklich empathisch sein zu können. Es geht ums Zuhören – das bedeutet nicht Gutheißen, das bedeutet, ein Gefühl für Dynamiken und damit Handlungsparameter in die Hand zu bekommen. Aufwendig und anstrengend. Aber Führung so nebenbei, das war gestern. Das Verlächerlichen von Kommunikation als Gequatsche für solche, die halt sonst nichts zu tun haben, hat in dieser Arbeitswelt gar nichts mehr verloren. (Karin Bauer, 22.12.2023)