Victoria Lohninger und Elisabeth Leitner vom Wäschelabel "Körbchen".
Körbchen

Die Maßschneiderinnen Elisabeth Leitner und Victoria Lohninger haben sich vor einigen Jahren mit ihrem Unterwäschelabel "Körbchen" in Wien selbstständig gemacht, ihre Spezialität sind Bralettes aus Spitze ohne Bügel. Mittlerweile ist das Unternehmen auf sechs Mitarbeiterinnen angewachsen, 2022 haben die beiden in der Margarethengasse im fünften Bezirk einen Shop eröffnet. Wir haben bei ihnen kurz vor Weihnachten nachgefragt, was es beim Wäschekauf zu beachten gilt.

STANDARD: Wie steht es um das Klischee, dass zu Weihnachten gern Unterwäsche verschenkt wird?

Lohninger: Da ist viel dran. Vielleicht auch, weil es ein aufmerksameres Geschenk als Schokolade oder Blumen ist. Man muss sich wirklich Gedanken machen, was die Vorlieben des oder der Beschenkten sind. Für einen Wäschekauf sollte man vorbereitet sein.

Lohninger: Zu uns kommen auch viele Frauen, die ihrem Mann schöne Unterwäsche schenken wollen. Und sich dann noch selbst etwas gönnen.

STANDARD: Sind Käuferinnen und Käufer besser informiert als früher?

Lohninger: Die Kundschaft ist unterschiedlich gut vorbereitet. Manche Männer kommen rein und sagen: "Meine Frau ist etwa so groß wie Sie." Dann gibt es die, die am Handy Größen unterschiedlicher Wäschehersteller notiert haben. Es wurden uns auch schon Bikinibilder gezeigt. Bei Abbildungen von Frauen in Winterjacken wird's dann schwierig, aber wir geben alles. Manche Männer bringen auch ein Sammelsurium an BHs und Hosen der zu Beschenkenden mit.

Leitner: Die Idee mit den Vergleichsmodellen aus dem Kleiderkasten finde ich super. Man bekommt ein Gefühl für den Geschmack der Person, die Größe und bevorzugten Schnitte. Konfektions- und BH-Größen helfen aber auch weiter.

Die Spezialität des Wäschelabels sind Bralettes aus Spitze ohne Bügel.
Körbchen

STANDARD: Was sind die gängigsten Fehlkäufe in Sachen Unterwäsche?

Leitner: Wir bedienen ja eher die Nische, die meisten haben sich schon vor dem Betreten unseres Geschäfts Gedanken gemacht. Am ehesten liegen Kundinnen und Kunden bei den Unterhosen daneben. Bei deren Schnitten gehen die Geschmäcker am meisten auseinander. Bestes Beispiel ist der String. Es gibt Frauen, die ihn gar nicht mögen. Andere wiederum tragen nichts anderes.

Lohninger: Am häufigsten wird der Geschmack der Beschenkten nicht getroffen. Männer tendieren dazu, eher knappe oder transparente Stücke zu kaufen, offenbar die eigenen Wünsche zu erfüllen. Es ist wichtig, herauszufinden, was die Beschenkte wirklich will.

STANDARD: Sie verkaufen auch Boxershorts mit Spitze. Sind Männer experimentierfreudiger geworden?

Leitner: Schon. Als wir damit angefangen haben, lachten uns Freunde und Bekannte noch aus, weil sie sich die Umsetzung nicht vorstellen konnten. Neben den Zehnerpacks, Ledersachen und den bunten Prints, die es am Markt gibt, wollten wir was Schönes für die Männer machen. Mittlerweile sind Boxershorts aus Spitze akzeptierter, wir verkaufen auch oft Bräutigamhosen. Viele Männer machen sich über Mode Gedanken. Warum sollte da nicht auch vielfältigere Unterwäsche angeboten werden? Unsere männlichen Kunden wissen zu schätzen, dass wir uns auch für sie was überlegt haben.

STANDARD: Wie finde ich die richtige Wäschegröße?

Leitner: In den Laden zu kommen ist hilfreich. Man kann einiges aus- und anprobieren und findet heraus, worin man sich wohlfühlt.

Lohninger: Die Maße sind allerdings nicht alles. Es geht es um das persönliche Wohlbefinden. Gemäß den Maßen mag eine Kundin eine 70er sein. Mag sie es lockerer, nimmt sie eine 80er.

STANDARD: Woran erkenne ich einen guten BH?

Leitner: Daran, dass ich mich am Morgen darauf freue, ihn anzuziehen, und ich ihn abends gar nicht ausziehen will, weil er so bequem ist. Die schlechtesten Modelle sind jene, bei denen ich sofort das Bedürfnis habe, ihn wieder loszuwerden.

Lohninger: Ein guter BH sollte Halt und Stütze geben – in welchem Maß, ist eine sehr persönliche Sache.

STANDARD: Wann raten Sie zu Bügel-BH, wann zu Bralette?

Leitner: Das ist schwer zu verallgemeinern, aber tendenziell gilt: Je größer die Brust, desto mehr Stütze braucht sie. Wir fertigen viele große Größen, stoßen aber auch irgendwo an unsere Grenzen. Viele Frauen brauchen mehr Halt, da hilft ein Bügel-BH natürlich weiter. Auch ein gut sitzender Bügel-BH kann bequem sein. Das größte Problem ist, dass viele Frauen die falsche BH-Größe anziehen. Ein Gros der Kundinnen gibt 75 B als Größe an, wir verkaufen ihnen dann meist ganz andere Größen.

STANDARD: Woran erkennt man hochwertige Unterwäsche?

Lohninger: Am Griff und am Material. Unterwäsche sollte weich sein und sich gut anfühlen. Wenn offene Kanten eingefasst sind. Lose abstehende Fäden sind kein Qualitätsmerkmal.

STANDARD: Es gibt auch in Wien einige junge Unterwäschelabels. Warum ist das Interesse an Wäsche neu erwacht?

Leitner: Wir bewegen uns zwar in unserer Wäsche-Bubble. Aber vor allem während Corona haben wir erfahren, dass viele Frauen, die sich damals im Homeoffice ihrer BHs entledigt haben, nicht mehr zurückwollen zu den Geräten, die sie früher getragen haben.

Lohninger: Unterwäsche ist vor allem Selfcare. (feld, 16.12.2023)