Clean, zurückhaltend, minimalistisch – in den letzten Jahren ist reduziertes Wohnen zum Trend geworden. In sozialen Medien sieht man beige Kinderzimmer, Küchen, auf deren Arbeitsflächen so gut wie nichts steht, und Wohnzimmer ohne einen Tupfen Farbe. Doch es gibt auch einen Gegentrend. Wie der aussieht, zeigt das Buch "Living to the Max", das 2023 im Gestalten-Verlag erschienen ist.

Wohnung Misha Kahn Brooklyn
Den gelben Spiegel und den blauen Tisch hat Misha Kahn selbst entworfen.
Annie Schlechter/The Interior Archive

Die Wohnung des Designers Misha Kahn in Brooklyn nennt er selbst ein "fucking chaos". Kahn ist bekannt für seinen experimentellen Zugang zu Möbel- und Beleuchtungsdesign, für das er oft gefundene Materialien und Abfall verwendet. Die Zimmer seiner Wohnung sind in kräftigen Pastelltönen gestrichen, und über die ganze Wohnung verteilt ist ein Sammelsurium an Kunstwerken. "Die Szenen sind, gelinde gesagt, fantastisch", heißt es im Buch. Im Wohnzimmer gibt es ein mit Pelz bezogenes Sofa und eine Ledertruhe in Fischform. In der Küche gibt es keinen einzigen Fleck ohne Muster.

living to the max
Das Innere der Villa, in der Dita von Teese in Hollywood wohnt.
Trevor Tondro

Die Tänzerin und Unternehmerin Dita von Teese, die auch Queen of Burlesque genannt wird, wohnt in einer Villa im Tudor-Stil in Los Angeles, die optisch alle Stückerln spielt. Die Einrichtung erinnert an den Hollywood-Glanz vergangener Jahre. Das Poolhaus, das zum Anwesen gehört, wurde im Stil eines englischen Pubs umgestaltet. "Jeder Zentimeter dieses Hauses versprüht Vintage-Glamour", heißt es im Buch.

living to the max
Das Esszimmer der Tänzerin ist ebenso farbenfroh wie der Rest des Hauses.
Trevor Tondro

Von Teese verabscheut weiße Wände, wie sie selbst erzählt, und hat jeden Raum im Haus in einer anderen Farbe streichen lassen. Im Eingangsbereich prangt eine geheimnisvolle Waldszene auf den Wänden, die einem Bildnis in einem französischen Schloss nachempfunden ist. Fackelähnliche Stehlampen sorgen für eine Atmosphäre, die den nächtlichen Aufenthalt in der Wildnis einmal mehr nachahmen sollen. An den Wänden im Esszimmer hat dieselbe Künstlerin Chinoiserie-Motive an die Wände gemalt.

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Der Designer Kentaro Poteliakhoff in seinem viktorianischen Zuhause in London.
Rachael Smith

Der Londoner Designer und Shopbesitzer Kentaro Poteliakhoff nennt den Stil in seinem Zuhause "viktorianischen Eklektizismus auf Acid". Die Wände in seinem vierstöckigen Heim im Stadtteil Hackney sind in zarten Pastelltönen gestrichen und heißen "Bakelitgrün" und "Kokoseisrosa". In seinem Wohnzimmer hat er sowohl robuste Antiquitäten, Kitschiges sowie einige moderne Stücke.

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Das Buch "Living to the Max" ist im Gestalten-Verlag erschienen.
gestalten

Das Buch "Living to the Max" stellt knapp 30 Häuser und Apartments vor. Auf mehr als 250 Seiten werden großformatige Fotos gezeigt. Dazu gibt es Texte, die die Einrichtung beschreiben sowie die Intentionen der Designerinnen und Architekten. Wer das schnöde Beige satt hat, das die Interior-Branche derzeit beherrscht, wird in diesem Buch auf jeden Fall fündig. (Bernadette Redl, 28.12.2023)