Auf Europas Straßen sind chinesische Autos rar – noch. Doch auf großen Automessen wie jener im Herbst in München war schon klar, wie der Hase läuft. Die Chinesen kommen, lautete da die Botschaft. Auch der chinesische Autohersteller BYD ist noch recht neu am Markt. In Österreich konnte er sich nun bei aktuellen Ausschreibungen der Bundesbeschaffung GmbH (BBG) gegen andere Anbieter durchsetzen.

Ein Model posiert für Fotografen mit dem BYD Dolphin auf der Automesse in Tokio.
Ein Model posiert vor einem BYD Dolphin auf der Automesse in Tokio. Für den chinesischen Hersteller ist der Auftrag ein Grund zu frohlocken. Der Preis für den BYD Dolphin Comfort (jene Variante, die auch an die Behörden geliefert wird) liegt für Businesskunden bei rund 28.000 Euro netto. Bei Großaufträgen darf man davon ausgehen, dass ein Sonderpreis ausgehandelt worden ist.
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BYD, Dominator bei E-Autos in China und der einzige Player, der als Batteriehersteller begonnen hat, hat mit seinen Modellen Dolphin, Atto 3 und Seal andere Wettbewerber bei zumindest zwei von acht sogenannten Tendern ausgestochen. Konkurrenz meint die üblichen Verdächtigen wie etwa VW und Hyundai. Es geht um 640 BYD-Pkws – den Großteil macht das Modell Dolphin aus, also jenes in Golfgröße – die in den kommenden vier Jahren österreichweit in den Dienst gestellt werden können. Können deswegen, weil es sich um eine Rahmenvereinbarung ohne Abnahmeverpflichtung handelt, heißt es auf Anfrage bei der BBG.

Zu jenen, die BYD-Fahrzeuge beziehen werden, gehören etwa die Direktion Straßenbau und Verkehr im Bundesland Oberösterreich, wie die "Oberösterreichischen Nachrichten" als Erste berichteten. Dort werde ein Atto 3 "auf Herz und Nieren" getestet, wie Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) dem Blatt sagte. Wobei Steinkellner die Beschaffung chinesischer Autos ebendort durchaus kritisch sieht. "Wenn man als EU so dämlich ist, die Verbrennungsmotoren, bei denen wir den technologischen Vorsprung haben, bei uns zu verbieten, und dann batterieelektrische Autos forciert, wo die Chinesen führend sind, dann bekommen wir eben chinesische Autos."

Gewerkschaftliche Kritik

Die Gewerkschaft Pro-Ge formuliert es in einer Aussendung etwas eleganter: "Wenn man bei öffentlichen Vergaben und Beschaffungen das Bestbieterprinzip ernst nimmt und wenn man Klimaschutz nachhaltig betreiben will, dann muss man auch ökologische und soziale Standards in der Produktion berücksichtigen. Zudem muss man mehr auf mögliche Wettbewerbsverzerrungen achten, die durch staatliche Beihilfen für ausländische Unternehmen entstehen", wird Pro-Ge-Vorsitzender Reinhold Binder zitiert. Die Aufregung sei groß, da mit dem Geld der österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler den heimischen Behörden Elektroautos "made in China" zur Verfügung gestellt würden, heißt es. In den Verdacht, Wirtschaftsprotektionismus zu betreiben, will die Gewerkschaft nicht geraten. Es gehe um die "Vorbildfunktion der öffentlichen Hand und um fairen Wettbewerb".

Die betreffende Rahmenvereinbarung zur Beschaffung von BEV- und PHEV-Personenkraftwagen (Elektro- und Hybridfahrzeugen) wurde aber ohnehin mit fünf Lieferanten (Opel, Porsche, BMW, CCI Car Austria – als Generalimporteur von BYD, und Hyundai) abgeschlossen. CCI Car Austria war nur in zwei von acht Losen Bestbieter.

Gewerkschafter Binder hat dennoch Bedenken: "Wir fördern die E-Mobilität, wir fördern Photovoltaikanlagen, nur es scheint der Bundesregierung egal zu sein, wo die Produktion und damit die Wertschöpfung stattfindet. Dies muss sich ändern, sonst schaffen wir selbst die Industrie und damit die Arbeitsplätze in Europa ab", fordert er "eine neue erweiterte Industriestrategie für Europa und Österreich." Die Hersteller liefern – sofern eben eine Behörde etwa seine Dienstwagen via BBG ordert – jedenfalls im Rahmen des Auftrags nicht nur die Fahrzeuge, sie sind auch verpflichtet, Service und Wartung anzubieten. Dabei geht es laut dem Bestbieterprinzip nicht nur um den Preis, sondern auch um Rahmenbedingungen wie Verfügbarkeit, Reichweite, Garantie oder Anzahl der Serviceeinrichtungen. Für einen Neuankömmling wie BYD ist so eine Sache vermutlich werbetechnisch gar nicht hoch genug einzuschätzen. (Regina Bruckner, 19.12.2023)

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