Pasta Carbonara
Klassische Carbonara: mit Ei, Pecorino und Guanciale.
REUTERS/GUGLIELMO MANGIAPANE

Die Italienerinnen und Italiener sind bekannt für das dogmatische Einhalten ihrer Rezepte. Auf die Pizza kommt nie und nimmer Ananas, das Ragout für die Bolognese wird eigentlich ohne Tomaten gekocht, und in der Carbonara landen nur Ei, Pecorino und Guanciale (Speck aus der Schweinebacke) und, Gott bewahre, kein Schinken oder Schlagobers! So lauten die Regeln, so lauten die Rezepte, die seit Generationen in Italien von den Nonnas und Köchen weitergegeben werden.

Nur, ganz so stimmt das nicht. Wie Historikerinnen und Historiker herausgefunden haben, ist die Geschichte der italienischen Nationalgerichte extrem verklärt. Viele Gerichte stammen nicht aus einer jahrhundertealten Überlieferung, sondern aus dem 20. Jahrhundert – oder gar aus anderen Ländern.

So behauptet der Wirtschaftshistoriker Alberto Grandi, dass die Tomatensauce aus Spanien importiert und Tiramisu ohnehin erst in den 1960er-Jahren erfunden wurde.

Carbonara ganz anders

Nun hat der Lebensmittelhistoriker Luca Cesari aus Bologna eine ebenso interessante These aufgestellt: Die Carbonara-Sauce wird ursprünglich gar nicht mit Pecorino und Guanciale zubereitet.

Auf Instagram postete Cesari ein Video, in dem er die Carbonara nach einem angeblichen Originalrezept aus dem Jahr 1954 zubereitet. In dem Rezept aus dem Magazin "Cucina italiana" wird gehackter Knoblauch verwendet und statt des Pecorino Schweizer Gruyère-Käse.

In dem Video behauptet Cesari, dass es sich um das Originalrezept des römischen Klassikers handle. Die Reaktionen darauf waren für den Historiker wenig erfreulich: Userinnen und User beschimpften Cesari. Dieser verteidigte sich mit der Erklärung, dass sich das Carbonara-Rezept über die Jahre verändert habe und etliche Variationen existieren. (rec, 20.12.2023)