Blue Origin, New Shepard, Texas
Eine New-Shepard-Rakete hebt ab vom Blue-Origin-Weltraumbahnhof Launch Site One im Westen von Texas.
Foto: REUTERS/JOE SKIPPER

Am 12. September 2022 ging eine Rakete des US-Unternehmens Blue Origin kurz nach dem Start in Flammen auf. Die Kapsel, die an der Spitze der Rakete befestigt war, leitete erfolgreich eine Nottrennungssequenz ein und schwebte sicher an Fallschirmen zu Boden. Die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) untersuchte den Unfall und kam zu dem Ergebnis, dass das Versagen einer Triebwerksdüse für den Fehlschlag verantwortlich war.

Die von der FAA veröffentlichten Ergebnisse führte unter anderem zu einer Neukonstruktion bestimmter Triebwerksteile. Nachdem die behördlichen Vorgaben erfüllt waren, erhielt das Raumfahrtunternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos am Sonntag grünes Licht für die Wiederaufnahme des Flugbetriebs. Dass die technischen Korrekturen funktionieren, bewies der erfolgreiche Flug am Dienstag.

Blue Origin, New Shepard, Texas
Die Kapsel kehrt mithilfe von drei riesigen Fallschirmen zur Erde zurück.
Foto: AFP/BLUE ORIGIN/JOSE ROMERO

An der Grenze zum All

Eine Live-Übertragung zeigte, wie die New-Shepard-Rakete morgens um 10.43 Uhr Ortszeit (17.43 Uhr MEZ) vom privaten Weltraumbahnhof im Bundesstaat Texas abhob. Nach der Trennung vom Triebwerk stieg die Weltraumkapsel bis auf eine Höhe von 107 Kilometern über dem Meeresspiegel – nach allgemeiner, freilich etwas willkürlicher Auffassung kann man hier schon von Weltraum sprechen. Seit den 1950er-Jahren gilt die Kármán-Linie in 100 Kilometer Höhe als allgemein anerkannte Grenze: Alles, was sich darunter abseits des Bodens tummelt, wird der Luftfahrt zugerechnet, darüber wird von Raumfahrt gesprochen.

Das Triebwerk kehrte zurück und landete anschließend wie geplant auf der Startrampe, wenige Minuten später gefolgt von der Kapsel, die an drei riesigen Fallschirmen zu Boden schwebte. "Da ist sie, Touchdown für NS-24", sagte ein Live-Kommentator.

Video: Die 24. New-Shepard-Mission
Blue Origin

Für betuchte Weltraumtouristen

Der erfolgreiche Start markiert für Blue Origin die Rückkehr ins Geschäft. Das Unternehmen hat mit der New-Shepard-Rakete schon 31 Menschen zu kurzen suborbitalen Flügen ins All gebracht, darunter mehrere gut zahlende Weltraumtouristen und Unternehmensgründer Bezos selbst. Blue Origin konkurriert dabei mit Virgin Galactic, dem Raumfahrtunternehmen des britischen Milliardärs Richard Branson.

Blue Origin arbeitet zudem an einer neuen Schwerlastrakete namens New Glenn, deren Erstflug für das kommende Jahr geplant ist. Während die New-Shepard-Rakete nur Suborbitalflüge schafft, soll die 98 Meter große New-Glenn-Rakete bis zu 45 Tonnen Fracht in niedrige Erdumlaufbahnen bringen können. Blue Origin kann sich zugutehalten, dass fast alle Teile der Rakete einschließlich der Triebwerke, der Raumkapsel, des Fahrwerks und der Fallschirme wiederverwertet werden. Angetrieben wird sie zudem mit flüssigem Sauerstoff und Wasserstoff, sodass keine Kohlenstoffemissionen freigesetzt werden. (red, APA, 20.12.2023)