Elefanten fressen alten Christbaum im Tiergarten Schönbrunn.
Die Elefanten im Tiergarten Schönbrunn bekommen jedes Jahr den Christbaum vom Weihnachtsmarkt vor dem Schloss serviert.
APA/TIERGARTEN SCHÖNBRUNN

Es ist ein vorzüglicher Silvesterschmaus für die Elefanten des Tiergartens Schönbrunn. Ihnen wird traditionell der Christbaum vom Schönbrunner Weihnachtsmarkt zum Verzehr gegeben, wenn er im neuen Jahr nicht mehr gebraucht wird. Eine ausgezeichnete Verwendung für einen Christbaum.

Aber nicht alle Christbäume schaffen es in die Elefantenmägen. Und so fangen sie meist eine Zeit nach den Feiertagen in den Wohnzimmern heftig an zu nadeln, und ihre Spuren finden sich in sämtlichen Ecken und Ritzen. In großen Städten gibt es oft das Problem, dass die Menschen ihre Tannenbäume einfach auf die Straße stellen, um sie nach Weihnachten loszuwerden. Oder in die Mülltonne werfen. Wie aber entsorgt man ihn eigentlich möglichst nachhaltig?

Strom und Wärme aus alten Bäumen

Die Stadt Wien etwa ruft dazu auf, den Christbäumen ein "zweites Leben" zu schenken. Richtig entsorgt, würden sie gleich zweimal "Licht und Wärme" spenden. Finden sie ihren Platz auf einer der 583 Christbaumsammelstellen der Stadt, werden sie zur Müllverbrennungsanlage der Wien Energie in Simmering gefahren und für die Erzeugung von Strom und Fernwärme genutzt. Vergangenes Jahr wurden 140.000 Bäume mit einem Gewicht von 750 Tonnen verbrannt. Damit wurden 1300 Haushalte einen Monat lang mit Strom und 2500 Haushalte mit Fernwärme versorgt.

Bis 14. Jänner sind die Christbaumsammelstellen in Wien auch im kommenden Jahr wieder geöffnet. Wer den Weihnachtszauber inklusive Baum noch länger im Wohnzimmer stehen lassen möchte, kann das Astgerippe später an jedem Mistplatz entsorgen. Die MA 48 bittet lediglich darum, Girlanden und Kugeln vorab zu entfernen. Schokoschirme werden zu diesem Zeitpunkt wohl ohnehin keine mehr zu entdecken sein. In den Bundesländern können alte Bäume ebenfalls zu Sammelstellen gebracht werden.

Ausgediente Christbäume sollten am besten zu Sammelstellen gebracht werden und nicht in der Restmülltonne landen.
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Nicht in die Biotonne

Ein No-Go laut der Umweltorganisation WWF: den Baum irgendwo in der Natur zu entsorgen. Auch in die Biotonne sollte man die Tanne nicht stopfen, heißt es: "Die Stämme und Äste sind nicht zur Vergärung in der Biogasanlage geeignet." Auch Die Umweltberatung rät davon ab, wobei einzelne kleine Äste zulässig seien.

Wer einen Garten hat, kann die Zweige des Christbaums dazu nutzen, die Beete abzudecken. Der gute Rat: Die Zweige in mehreren Lagen flach ins Beet legen, um austreibende Blumenzwiebeln und Stauden vor dem Frost zu schützen. Offenbar dienen sie dort auch sehr gut als Schutz vor Schnecken, weil der Geruch die Tiere abschreckt.

Der ausgediente Baum kann auch im Hauskompost entsorgt werden, allerdings gilt es hier ein paar Grundregeln zu beachten. Die Stücke sollten nicht länger als 15 Zentimeter sein und daumendick, empfiehlt Alexandra Syen von der Umweltberatung im Gespräch mit dem STANDARD. Nadelbäume haben zudem einen sauren pH-Wert, das heißt, eine große Tanne kann einen kleinen Komposthaufen versauern.

Wer den Baum zu Mulch verarbeiten will, sollte ihn ebenfalls fein häckseln und kann ihn dann auf dem Beet auftragen. Wichtig ist laut Syen allerdings, dass der Mulch nur rund um säureliebende Pflanzen wie Hortensien, Heidelbeeren oder gewisse Stauden aufgebracht wird. Kalkliebende oder Pflanzen, die einen neutralen pH-Wert bevorzugen, könnte man dadurch eher schädigen. Umweltberaterin Syen empfiehlt daher, vor dem Auftragen zu überprüfen, welchen pH-Wert die Pflanzen bevorzugen.

Kaminbesitzerinnen und -besitzer könnten den Baum auch verheizen. Bevor man das macht, solle man sich allerdings bei einem Rauchfangkehrer informieren, ob der Ofen und die Abgasrohre für die Verbrennung des Holzes überhaupt geeignet sind.

Weiteres Potenzial

Doch das Potenzial alter Christbäume könnte größer sein, sie müssen nicht verrotten oder verbrannt werden. So haben Forschende der britischen Universität Sheffield ein Verfahren entwickelt, um aus den Nadeln Rohstoffe zu gewinnen, die beispielsweise in Süßungsmitteln oder Farben verwendet werden. Tannennadeln bestehen zu bis zu 85 Prozent aus sogenannter Lignocellulose. Sie könne mithilfe von Hitze und Lösungsmitteln zu verwendbaren Chemikalien abgebaut werden.

Die Forschenden sagen: Mithilfe eines relativ simplen, aber bislang unerforschten Verfahrens könnten auch Bioraffinerien die Nadeln einmal verarbeiten. Es entstehe unter anderem eine Flüssigkeit, die typischerweise Glukose, Essigsäure und Phenole enthalte. Daraus ließen sich auch Süßungsmittel, Farbe oder Essig herstellen.

Für sie sei die Nutzung der Ressource Christbaum auch eine wichtige ökologische Frage, sagt Cynthia Kartey. Deshalb suchte sie bei ihrer Forschung einen nachhaltigen Ansatz für den Umgang mit den Millionen britischen Weihnachtsbäumen. (Julia Beirer, Lisa Breit, 27.12.2023)