Ein Händler sitzt an der New Yorker Börse vor mehreren Bildschirmen. Die Charts, die zu sehen sind, zeigen Kurse die rauf- und runter gehen.
Die Angst vor Schwankungen hält viele Österreicher davon ab, Geld am Kapitalmarkt zu investieren.
REUTERS/BRENDAN MCDERMID

Das Thema Aktien und Fonds ist den Österreichern nicht mehr so fremd wie noch vor einigen Jahren. Dennoch bleibt der Nachholbedarf bei Kapitalmarktinvestments im Vergleich zum Sparbuch oder Festgeld hoch. In diese Sparformen flossen heuer wieder Rekordsummen – auch weil die langsam steigenden Zinsen das Sparen wieder attraktiver machen. "Allerdings ist es gerade für die langfristige Anlage wichtig, auf die Kraft des Kapitalmarkts zu setzen", sagt Markus Sevcik, Senior Client Advisor bei JPMorgan Asset Management, das zu diesem Thema eine Umfrage gemacht hat.

Die Ergebnisse des "Finanzbarometers 2023" zeigen, dass die Gründe, warum sich die Österreicher an den Kapitalmarkt nur zögerlich herantrauen, vielfältig sind. Vor allem fehlendes Finanzwissen hält die Österreicher davon ab, in Aktien, Fonds, ETFs und Co zu investieren. Die Mehrheit der 1.000 für die Umfrage Befragten gab an, dass sie ihr Finanzwissen höchstens als "befriedigend" einschätzen. Um die finanzielle Bildung in Österreich zu verbessern, sehen die Österreicher vor allem die Schule, aber auch die Eltern in der Pflicht. Das Prinzip "learning by doing" wird ebenfalls als erfolgversprechend angesehen.

Ein Drittel der Österreicher gibt jedoch an, dass die finanziellen Mittel für Investments schlicht fehlen. 31 Prozent sagen, dass sie Angst vor Schwankungen und den damit verbundenen möglichen Verlusten haben. 28 Prozent fehlt das Verständnis für das Thema. Sevcik sagt, dass sich viele dieser Argumente leicht entkräften lassen. "Fehlendes Verständnis und Angst vor Schwankungen sind Aspekte, bei denen es um Wissen und Erfahrung geht." Die Komplexität der Geldanlage wird oft überschätzt. Wer beispielsweise mit einem Sparplan erste Erfahrungen sammelt und erkennt, dass Schwankungen auf längere Sicht kaum ins Gewicht fallen, "verliert recht schnell die Angst davor", sagt Sevcik. Der Investmentexperte fügt an, dass bei Sparplänen bereits mit kleinen Beträgen gestartet werden kann. Das könnte auch jene ermuntern, die monatlich keine großen Summen auf die Seite legen können.

Gap zwischen Männern und Frauen

42 Prozent der Österreicher schätzen hingegen ihr Finanzwissen als sehr gut oder gut ein. Dabei wird ein großer Unterschied zwischen Frauen und Männern deutlich: Nur knapp jede dritte Frau hält ihr Finanzwissen für gut oder sehr gut. Bei den Männern ist es immerhin jeder Zweite. Die jüngere Generation hält sich im Vergleich aller Altersgruppen für am besten im Bilde über Finanzen: 47 Prozent der 18- bis 24-Jährigen erachten ihr Finanzwissen als sehr gut oder gut. Bei den 35- bis 44-Jährigen, die sich in dieser Lebensphase bereits mit den Themen Vermögensaufbau bzw. Vorsorge beschäftigen, halten 41 Prozent ihr Finanzwissen für sehr gut oder gut.

Bei den Jungen zeigt sich allerdings ein Gap. Trotz guten Wissens über finanzielle Themen haben nur wenige ein Investment. Sevcik regt daher an, dass Großeltern, die für ihre Enkel vorsorgen wollen, das nicht – wie aktuell – mit einem Sparbuch tun sollten. Dieses Geld könne auch in einen Fonds oder Sparplan gelegt werden. (Bettina Pfluger, 21.12.2023)