Wir werden von vielen wichtigen Listen der Skills, die wir jetzt benötigen, ins neue Jahr begleitet. Meistens kommen sie von jenen Beratern und Trainern, die selbige auch im Portfolio ihres Geschäftsmodells haben, um die Belegschaften der Kunden "fit" zu machen. Die Personalabteilung hat dann damit einen Auftrag. Digital Skills, Empathie, Resilienz, Adaptivität, Agilität und so weiter und so fort. Natürlich grundsätzlich: der Mindset-Change hin zu einem "Growth-Mindset". Viel ist da zu schulen, zu trainieren, beizubringen. Und da steckt viel Geld drinnen.

Eine junge Frau schaut durch schillernde Christbaumkugeln
Was muss ich können, wie muss ich sein? Skills-Listen reichen nicht.
epa / J. Arguedas

Grundsätzlich ist das sicher alles richtig und nötig. Kaum etwas ist noch so, wie es gestern einmal war. Immer neue technische Werkzeuge müssen schließlich gelernt werden. Und wenn zu viel Gemütlichkeit in die Belegschaft einzieht, dann geht die Beweglichkeit verloren, also alles verständlich in Sachen Agilität in der Absicht des Führungspersonals.

Verlernen, dann lernen

Oft wird dabei allerdings der wichtigste Punkt übersehen: das Verlernen. "Unlearn", wie das in der Beratersprache heißt. Übersetzt bedeutet es, Gewohntes loszulassen, Routinen zu unterbrechen, den Gang von gestern in die Fortbewegung von morgen zu verwandeln. Ein schwieriges Unterfangen auf allen Ebenen.

Damit sollte sich nicht nur Personalentwicklung beschäftigen, das ist wichtigste Fähigkeit von allen, top-down vom Boss aus. Das hat viel mit Achtsamkeit, mit Selbstreflexion und Selbstführung zu tun. Und mit jenem Wachstum, das bei der Fokussierung auf Bruttoinlandsprodukt, Umsatz und Businessplan gerne übersehen wird, nämlich mit dem inneren Wachstum.

Innerlich starr klappt nicht

Selbst starr stehen zu bleiben bei all den notwendigen Veränderungen muss zu einem Kraftakt des Beharrens werden und qualifiziert letztlich jeden Input von außen, sei es ein Training oder eine Schulung, als Angriff.

"Break old habits" – das ist die eigentliche Erfolgseigenschaft für 2024. Sei es, gleich nach dem Aufwachen sämtliche Newsportale zu checken, sei es grußlos am Empfang vorbeizuhetzen, die Kalender mit Meetings vollzustopfen oder selbstverständlich alle in CC zu setzen. Aber es geht auch darum, die eigenen Bilder von Kolleginnen und Kollegen, von der Chefin, von der Firma zu hinterfragen. Stimmt meine Einordnung von gestern heute noch? Oftmals sicher nicht. (Karin Bauer, 30.12.2023)

Weiterlesen:

Was ist "harte Arbeit"?

Weiterbildung, aber nicht für alle

Empören ja, Platz machen nein