Ein Cover als Stein des Anstoßes.
Ein Cover als Stein des Anstoßes.
IMAGO/Newscom / Servicio Univers

Los Angeles – Ein US-Berufungsgericht hat am Donnerstag eine Klage wieder aufgenommen, in der die Grunge-Band Nirvana beschuldigt wird, Kinderpornografie veröffentlicht zu haben, indem sie das Foto eines nackten vier Monate alten Babys auf dem Cover ihres 1991 erschienenen Albums "Nevermind" verwendete.

Der 9. US-Berufungsgerichtshof hob die Entscheidung einer niedrigeren Instanz auf, dass Spencer Elden – das auf dem Cover abgebildete Baby – zu lange gewartet hatte, um seine Klage gegen die Band aus Seattle einzureichen. Das Gericht ging jedoch nicht auf die Frage ein, ob das Cover von "Nevermind" Kinderpornografie darstellt.

Erste Klage 2021

"Dieser verfahrenstechnische Rückschlag ändert nichts an unserer Ansicht", sagte Nirvana-Anwalt Bert Deixler am Donnerstag. "Wir werden diesen unbegründeten Fall mit Nachdruck verteidigen und erwarten, dass wir ihn gewinnen." Eldens Anwalt Robert Lewis sagte, Elden sei "sehr zufrieden mit der Entscheidung" und freue sich "auf seinen Tag vor Gericht".

Der heute 32-jährige Elden hatte die Band und ihr Label Universal Music Group erstmals im Jahr 2021 verklagt und beschuldigt, ihn durch seine Darstellung auf dem Cover von "Nevermind" sexuell ausgebeutet und ihm anhaltenden persönlichen Schaden zugefügt zu haben. Zu den weiteren Beklagten gehören die überlebenden Nirvana-Mitglieder Dave Grohl und Krist Novoselic, die Witwe des verstorbenen Leadsängers Kurt Cobain, Courtney Love, und der Fotograf Kirk Weddle.

Wiederveröffentlichung

Der US-Bezirksrichter Fernando Olguin in Los Angeles hatte dazu vergangenes Jahr entschieden, dass Eldens Klage abgewiesen werden müsse, weil er nicht innerhalb der zehnjährigen Verjährungsfrist geklagt habe, nachdem er von dem Cover erfahren hatte.

Diese Entscheidung wurde nun in einem einstimmigen Urteil des 9. Bundesberufungsgerichts am Donnerstag aufgehoben. Das Berufungsgericht sagte, dass Elden immer noch klagen könne, weil Nirvana das Cover in jüngerer Zeit erneut publiziert hätten, unter anderem in einer wiederveröffentlichten Version von "Nevermind" im Jahr 2021. (APA, 22.12.2023)