Auf einer grünen Wiese stehen mehrere Strommaste. Der Himmel ist blau, mit Wolken versetzt.
Die Energie- und Wasserwirtschaft hat im Vorjahr die besten Ebit-Quoten erzielt. Hier sorgten freilich die gestiegenen Preise für hohe Gewinne.
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Die vergangenen Jahre waren für Unternehmen nicht einfach. Die Pandemie hat die Weltwirtschaft zum Erliegen gebracht, Lieferketten wurden durcheinandergewirbelt, die Inflation treibt die Preise nach wie vor nach oben. Kein einfaches Umfeld für wirtschaftlichen Erfolg. Doch wie steht es um die großen Unternehmen in Österreich? Das hat sich die Arbeiterkammer Wien (AK) anhand der hinterlegten Bilanzen im "Unternehmensradar 2023" angesehen.800 Jahresabschlüsse von 2022 der großen operativen Kapitalgesellschaften wurden für die Analyse berücksichtigt. 679.000 Arbeitnehmer sind in diesen Betrieben vertreten, das ist rund ein Sechstel aller Erwerbstätigen.

Stabile Lage

In Summe haben diese Unternehmen im In- und Ausland eine Betriebsleistung von 305 Milliarden Euro erwirtschaftet, ein Plus von 20,8 Prozent im Vergleich zu 2021. Der absolute Gewinn wurde um 16,9 Prozent auf 17,6 Milliarden Euro gesteigert. Im Vergleich zu 2020 ein Plus von 47,3 Prozent. Eine Performance, die sich laut AK sehen lassen kann.

Die Ebit-Quote, also die operative Gewinnspanne, stellt den zentralen Indikator für die Beurteilung der Ertragslage von Unternehmen dar. Auch hier stehen die Gesellschaften nicht schlecht da. Sie konnten 2022 die Ebit-Quote von 2021 halten. Im Schnitt ergeben sich gute 5,4 Prozent Gewinn allein aus dem Kerngeschäft. Die Gewinnmarge ist naturgemäß in einigen Branchen, wie der Bauwirtschaft und im Handel, geringer als in der Industrie. Die heimischen Industrieunternehmen konnten 2022 nicht ganz an das gute Jahr 2021 anschließen. Sie erzielten eine Ebit-Marge von 5,7 Prozent (2021: 6,0 Prozent), das oberste Viertel sogar mehr als 8,2 Prozent.

Die besten Ebit-Quoten erwirtschaftete im Jahr 2022 allerdings die Energie- und Wasserwirtschaft mit 8,0 Prozent. Auch hier lagen die Gewinnspannen des besten Viertels der Unternehmen jenseits von 8,2 Prozent. Der Dienstleistungssektor lag zwar mit 5,3 Prozent knapp unter dem Gesamtdurchschnitt, verbesserte sich jedoch mit einem Zuwachs von rund 0,6 Prozentpunkten am stärksten. Die Verzinsung des eingesetzten Kapitals bringt den Gesellschaftern Jahr für Jahr zweistellige Renditen, 16,4 Prozent waren es im Durchschnitt im Vorjahr. "Damit wird das unternehmerische Risiko deutlich abgegolten", heißt es im AK-Bericht. Trotz steigender Zinsen bleibt es für Unternehmer also vorteilhaft, Kapital ins Unternehmen und ihre Mitarbeiter zu investieren.

Die Auswertung der Bilanzdaten zeigt zudem, dass die Unternehmen über eine gesunde Finanzierungsstruktur verfügen. Allerdings zeigt sich ein kontinuierlicher Rückgang. 2022 hat sich das Eigenkapital aufgrund hoher Ausschüttungen und höherer Fremdfinanzierung um fast einen Prozentpunkt reduziert, liegt aber im Schnitt weiter bei 36,8 Prozent. Drei Viertel der Unternehmen verfügen über eine Eigenkapitaldecke von mehr als 22,2 Prozent, bei der Hälfte liegen die Eigenkapitalquoten über 37,2 Prozent. Ein Viertel kann sogar auf eine Eigenfinanzierung von deutlich über 50 Prozent bauen. 5,6 Prozent (2021: 4,3 Prozent) der untersuchten Unternehmen liegen unter der im Unternehmensreorganisationsgesetz definierten kritischen Acht-Prozent-Marke. Diese Unternehmen verfügen somit über zu geringe Reserven, um auftretende Verluste abfedern zu können.

Hohe Dividendenzahlungen

Aufgrund des erfolgreichen Wirtschaftsjahres konnten sich auch Anteilseigner freuen. Dividendenzahlungen und Ausschüttungen an Aktionäre und Mutterunternehmen betrugen 69,1 Prozent. Von den Gewinnen des Jahres 2022 wurden damit bereits mehr als zwei Drittel an die Eigentümer abgeführt.

Stellt man die Ausschüttungen in Relation zur Bruttolohn- und Gehaltssumme – die Ausschüttungstangente –, zeigt sich die Schieflage in der betrieblichen Verteilungspraxis. Diese liegt bei 37,1 Prozent. Das heißt, die Eigentümer bekommen knapp zwei Fünftel, gemessen an der Lohn- und Gehaltssumme aller in diesen Unternehmen beschäftigten 679.000 Arbeitnehmer, an Dividenden und Ergebnisabfuhren ausbezahlt.

Investitionsbereitschaft nimmt zu

Für den Standort und damit für die Zukunft eines Unternehmens sind auch die geplanten und getätigten Investitionen wichtig. Nach den Hochkonjunkturjahren (2017 – 2019) sank aufgrund des Ausbruchs von Corona zunächst im Jahr 2020 die Investitionsbereitschaft. Seither steigt diese wieder deutlich an. Wie der AK-Bericht zeigt, steigt die Investitionsneigung – also das Verhältnis von Investitionen zu den Wertminderungen – wieder an. Trotz des Ausbruchs des Ukraine-Krieges nahmen die Unternehmen 2022 wieder vermehrt Investitionen vor. Die durchschnittliche Investitionsneigung liegt bei 170,0 Prozent und damit im Durchschnitt deutlich über den Wertminderungen der Anlagen (Gebäude, Maschinen, Fahrzeuge etc.). Auch bei näherer Betrachtung der Entwicklung des Medians und der Quartile wird das steigende Investitionsniveau sichtbar: So liegt die Investitionsneigung beim schlechtesten Viertel unter 71,0 Prozent. Bei der Hälfte der Unternehmen lag die Investitionsbereitschaft laut AK mit über 113,8 Prozent sogar deutlich über dem Niveau von Ersatzinvestitionen. (Bettina Pfluger, 27.12.2023)