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Schweine, Hufeisen, Rauchfangkehrer, Münzen, Klee und andere Glücksbringer zum Jahreswechsel zu schenken hat eine lange Tradition. Die kleinen Präsente können laut Recherchen seitens des Wiener Volkskundemuseums ungebrochen bis in die römische Zeit zurückverfolgt werden. Zwar hielt die Kirche Christen und Christinnen bereits im frühen Mittelalter an, dieses als heidnisch geltende Treiben zu boykottieren – aber erfolglos.

Warum welche Symbole letztlich Zeichen für Glück wurden, kann nur bei einzelnen wissenschaftlich belegt werden. Klar ist es bei Rauchfangkehrer und Münze: Laut Volkskundemuseum besserten sich einst manche Berufsgruppen mit Münzen ihr Einkommen auf – zum Beispiel niedere Standesbeamte, Dienstleute und Handwerksgruppen wie Rauchfangkehrer. Sie zogen von Tür zu Tür, um Neujahrswünsche zu überbringen – gegen etwas Geld.

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Illegale Feuerwerkskörper sind alljährlich der Grund für schwere Unfälle und Verletzungen. Damit gemeint sind Böller und Raketen, denen vorgeschriebene Kennzeichnungen fehlen oder die eigentlich nur Personen mit entsprechender Ausbildung erwerben und zünden dürfen. Um dies zu umgehen, wird häufig im Ausland eingekauft: 2022 kassierte der Zoll an der österreichischen Grenze mehr als 7000 illegale Feuerwerkskörper ein.

Laien dürfen Exemplare aus der Verwendungsgruppe F1 (Wunderkerzen) und F2 (Konsumentenfeuerwerk) verwenden. Letztere sind erst ab 16 Jahren freigegeben und dürfen nur außerhalb des Ortsgebiets gezündet werden. Weil dies aber gemeinhin ignoriert wird und schwer zu kontrollieren ist, verlangt die Naturschutzorganisation WWF nun eine Gesetzesverschärfung: Bereits für Böller und Knaller der Klasse F2 soll ein Pyrotechnikausweis Voraussetzung sein. Um Umwelt und Tiere zu schonen, bitten mehrere NGOs und die Stadt Wien, auf Feuerwerke zu verzichten.

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Läuten wird die Pummerin im Wiener Stephansdom zum Jahreswechsel etwa sieben Minuten lang. So will es die auditive österreichische Silvestertradition, die laut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1952 von Dompfarrer Karl Raphael Dorr eingeführt wurde – und bis heute praktiziert wird.

Im Frühling besagten Jahres war die Glocke von ihrem Produktionsort, dem oberösterreichischen St. Florian, in die Bundeshauptstadt gebracht worden. Als Material dienten Trümmer der alten Pummerin, die im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war. Ihre Nachfolgerin erklingt nur zu besonderen Anlässen – neben Silvester auch zur Osternachtsfeier, zu Allerseelen und am Heiligen Abend. Einmal angeschlagen, hallt die 21 Tonnen schwere Pummerin rund drei Minuten nach.

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Vorsätze sind etwas für Frauen, Jüngere, Absolventen einer Maturaschule oder Uni und Städter. Diese Bevölkerungsgruppen tendieren eher dazu, sich Ziele für das neue Jahr zu stecken, ergab der für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren repräsentative Report des Imas-Instituts zum Jahreswechsel. Insgesamt fassen demnach 35 Prozent der Bevölkerung Neujahrsvorsätze.

Die meisten wollen sich mehr bewegen oder mehr Sport treiben, sich gesünder ernähren und bewusster leben. Mehr Zeit für Familie und Freunde, sparsamer sein, abnehmen, achtsamer mit dem Mitmenschen umgehen und die Umwelt mehr schonen sind weiters die beliebtesten Vorhaben derjenigen, die sich etwas vorgenommen haben.

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Einsätze verzeichnet die Polizei in der Silvesternacht besonders viele. Allein in Wien rückten Beamtinnen und Beamten zum Wechsel von 2022 auf 2023 exakt 1902-mal aus. Das ist mehr als sonst an einem Tag in der Hauptstadt: Im Schnitt kommt es laut Auskunft der Landespolizeidirektion täglich zu 1293 Einsätzen. Grund für das hohe Aufkommen zu Silvester sei Pyrotechnik, man setze dazu "bedarfsorientierte Intensivmaßnahmen". Erhöht ist heuer die Terrorgefahr. Am Freitag wird das Innenministerium polizeiliche Maßnahmen dazu bekanntgeben.

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Sekt drängt aus der Flasche – meist schneller, als der Öffnerin oder dem Öffner lieb ist. Welche physikalischen Dynamiken da konkret zutage treten, das haben unlängst Forscher der Technischen Universität Wien gemessen. Löst sich der Korken selbst aus dem Flaschenhals, fliegt er zunächst mit vergleichsweise geringer Geschwindigkeit durch die Luft: Er erreicht rund 70 km/h (oder 20 Meter pro Sekunde). Deutlich schneller ist das ausströmende Kohlenstoffdioxid: Kurz nach dem Öffnen durchbricht es mit 1235 km/h die Schallmauer und zieht mit bis zu 1440 km/h am Korken vorbei.

Sekt – und damit das Spiel mit diesen Geschwindigkeiten – gehört für neun von zehn Österreicherinnen und Österreichern zu Silvester dazu. Das will zumindest die österreichische Kellerei Schlumberger per Onlinebefragung einer für die Bevölkerung ab 18 Jahren repräsentativen Stichprobe herausgefunden haben.

Insgesamt wurden laut Österreich Wein Marketing im Jahr 2022 im hiesigen Lebensmitteleinzelhandel rund 25 Millionen Liter Champagner, Frizzante und Sekt verkauft – wobei Letzterer den größten Teil ausmachte. Im Vergleich mit dem Jahr davor entspricht das einem leichten Rückgang von fünf Prozent.

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Tanz im Dreivierteltakt ist die kollektive körperliche Silvesterertüchtigung, auf die man sich in Österreich irgendwann geeinigt hat. Der Soundtrack dazu: An der schönen blauen Donau – wie könnte es anders sein. Wann und warum das 1867 uraufgeführte Stück zum Silvesterhit avancierte, ist bei aller Tradition allerdings ungeklärt. Nicht einmal Norbert Rubey, Leiter des Wiener Instituts für Strauss-Forschung und ausgewiesener Experte auf dem Gebiet, kann weiterhelfen. Die Frage sei nach wie vor "nicht zufriedenstellend zu beantworten", teilt er auf Anfrage mit.

Klar ist: Zum ersten Mal im ORF-Fernsehen übertragen wurde der "Donauwalzer" Silvester 1991/1992. Beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker ist das Stück – neben dem Radetzkymarsch – traditionell Zugabe. Wer die Walzerschritte noch nicht ganz parat hat, kann selbst am 31. noch üben: zum Beispiel um 14 und 16 Uhr gratis beim Silvesterpfad auf dem Stephansplatz oder gegen Anmeldung und 25 Euro beim Hop-on-Walzerkurs der Tanzschule Ruef um 11, 12 und 13 Uhr.

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Eisschwimmen ist mittlerweile auch in Österreich ein Ding – sowohl generell als auch zum Jahreswechsel speziell. Am 31. Dezember wird in verschiedene kalte Gewässer gestiegen: zum Beispiel im niederösterreichischen Altenwörth in die Donau, wo heuer zum zehnten Mal ein Silvesterschwimmen stattfindet (Anmeldung erforderlich). Ähnliche Veranstaltungen gibt es in Pertisau am Tiroler Achensee (Anmeldung bis 11.30 Uhr vor Ort möglich, 22 Euro Nenngeld) oder in Fuschl am See (Anmeldung bis 13 Uhr vor Ort, Eintritt frei).

Im Pool des Badeschiffs im Wiener Donaukanal kann man ab 23.30 Uhr gegen Vorlage eines Tickets ins neue Jahr eintauchen. (50 Euro inklusive Sekt und Sauna). Am Tag darauf ist das Becken von 14 bis 16 Uhr gratis benutzbar.

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Regionale Bräuche gibt es rund um den Jahreswechsel zuhauf. Im Burgenland und in der Steiermark ziehen zwischen Weihnachten und Silvester beim Neujahrsgeigen Musikerinnen und Musiker durch Ortschaften und überbringen gute Wünsche. In Salzburg verabschieden Schützenvereine das alte Jahr beim Sternschießen: Sie feuern am 31. Dezember mit sogenannten Prangerstutzen Schüsse ab – ab 15 Uhr in Orten im Tennengau und im Flachgau und um 16 Uhr in der Landeshauptstadt. Und in Linz sowie in oberösterreichischen und salzburgerischen Orten werden am 1. Jänner beim Neujahrsschnalzen Peitschen schwungvoll auf den Boden gefetzt – das dadurch entstehende Knallen soll das neue Jahr 2024 begrüßen.