Medizin studieren im öffentlichen Interesse: Das sollen ab kommendem Studienjahr 85 Interessierte tun können. Sie müssen sich verpflichten, danach eine gewisse Zeit in einem bestimmten Bundesland oder Spital, als Kassenarzt für spezielle Fachrichtungen, als Amtsärztin im Polizeidienst oder beim Bundesheer zu arbeiten. Dafür erhalten sie Goodies wie erleichterten Uni-Zugang und Stipendien.

Wer auf einem gewidmeten Studienplatz Medizin studiert, erhält Goodies, muss sich aber auch verpflichten, für einige Jahre im Partnerbundesland zu arbeiten.
APA/EVA MANHART

Das ist ein richtiger Schritt, auch symbolisch, um auf ein systemimmanentes Problem im österreichischen Gesundheitswesen hinzuweisen. Denn obwohl Österreich mit 5,5 Ärztinnen und Ärzten pro 1000 Einwohner die zweithöchste Versorgungsdichte in der OECD hat, laboriert es an einem Ärztemangel. Und auch wieder nicht. Denn wer es sich leisten kann, wird keinen medizinischen Mangel spüren. Wer die finanzielle Wahl hat, braucht nur ins Paralleluniversum des Wahlarztsystems zu wechseln und bekommt dort ohne Wartezeit das, was er oder sie braucht oder möchte. Alles da.

Das nennt man Zweiklassenmedizin, auch wenn sie rhetorisch gern in Abrede gestellt wird. Faktisch ist es das. Darum ist es gut und hoch an der Zeit, dass die Politik wieder Verantwortung übernimmt für das öffentliche Gesundheitswesen, das offenkundig falsche Anreize setzt und einen künstlichen Ärztemangel zulässt, der nicht sein müsste. Nicht sein darf.

Und nein, mit dieser Maßnahme werden keine Freiheitsrechte beschnitten. Es muss ja niemand einen gewidmeten Studienplatz antreten. Es soll aber auch nicht jeder selbstverständlich erwarten – und vom System die Möglichkeit bekommen –, gratis auf Kosten aller Steuerzahlerinnen und Steuerzahler Medizin studieren zu dürfen, sich dann aber auf direktem Weg aus dem öffentlichen Bildungs- und Gesundheitssystem in die gut gepolsterte Privatordination zu verabschieden. (Lisa Nimmervoll, 28.12.2023)