Das Café Prückel am Stubenring in Wien öffnet nach kurzer Pause am 9. Jänner wieder seine Pforten – unter neuer Leitung. Die bisherige Besitzerin Christl Sedlar ist in Pension gegangen, eine Betreibergesellschaft hat das Traditionskaffeehaus übernommen – DER STANDARD berichtete im Sommer bereits darüber. Sorge um das Ambiente ist unbegründet, wird versichert. Denn die 1955 von Oswald Haerdtl entworfene Einrichtung steht unter Denkmalschutz und darf nicht angetastet werden. Erneuert wurden aber Infrastruktur und Technik.

Geändert hat sich das Interieur seit Jahrzehnten nicht. Das wird auch so bleiben, wie Thomas Hahn im Gespräch mit der APA beteuerte. Hahn, der bereits die Lokale Labstelle und das Kelsen im Parlament betreibt, wird als Geschäftsführer für den operativen Bereich zuständig sein. Der Denkmalschutz verbietet große Eingriffe. Jene, die es geben wird, werden den Besucherinnen und Besuchern großteils verborgen bleiben. Die Anpassungen bei der Infrastruktur betreffen vor allem Bereiche wie Küche und WC sowie Lüftung und Elektrik.

Im Lokal selbst wird lediglich aufgeräumt, betonte Hahn. Entfernt werden das eine oder andere nachträglich eingefügte Deko-Element – oder manche Hinweisschilder. Gar nicht wenige erinnern derzeit etwa noch an die Devise "Cash only". Da man aber auch im Prückel Kartenzahlung einführen möchte, werden diese bald nicht mehr benötigt.

Café Prückel Wien Neuübernahme
Das Café Prückel wurde neu übernommen. Große Änderungen wird es laut Geschäftsführer Thomas Hahn – noch – nicht geben.
APA/EVA MANHART

Behutsam erneuern

Behutsam will man auch Sitzbezüge erneuern. Man lasse solche nach originalen Stoffmustern wieder anfertigen, erzählte der neue Prückel-Chef. Dass eine Renovierung der Möbel durchaus angebracht erscheint, merkt man vor allem, wenn das Lokal – so wie derzeit während der Schließzeit – leer ist. Viele der Sessel und Sofas zeigen bereits sehr deutliche Gebrauchsspuren. Prinzipiell will man die Patina aber erhalten, erläuterte Hahn.

Wie weit die Erneuerung im nicht denkmalgeschützten, vom Ring aus gesehen hinteren Teil gehen wird, ist noch offen. Der auch als Goldsaal bezeichnete Raum wird auch für Lesungen oder für Pressekonferenzen verwendet. Seine Einrichtung wurde vom Architekten Johannes Spalt geplant, der auch die historische, mit Goldelementen verzierte Decke restauriert hat. Ob und in welcher Form man hier Änderungen durchführen wird, werde man erst nach Gesprächen mit dem Bundesdenkmalamt entscheiden, berichtete Hahn. Denn auch wenn der Saal selbst nicht unter Schutz steht, will man das Denkmalamt mit Hinblick auf das Gesamtensemble einbinden.

Möglich ist etwa, dass in dem Bereich ein Eingang zum Theater im Untergeschoß geöffnet wird, zusätzlich zum bestehenden Entree auf der Straße. Die Bühne will man nicht nur erhalten, sondern sogar stärker ins Rampenlicht rücken. Vorgesehen ist laut Thomas Hahn, dass im Herbst eine fixe Intendanz engagiert wird. Das Theater soll dann sechs Tage in der Woche bespielt werden.

Nahtloser Übergang

Auch weitere kleinere Umbauten wird es vermutlich geben: Im Erdgeschoß soll eine zusätzliche Toilette errichtet werden. Denn die bestehenden WC-Anlagen befinden sich im Keller, ein barrierefreier Zugang ist dort nicht möglich. Auch die Schiebetür zwischen Goldsaal und Hauptraum wird wohl verschwinden. Sie ist noch ein Relikt aus der Zeit der abgetrennten Raucherbereiche.

Insgesamt soll der Übergang relativ nahtlos ausfallen. Das Service- und Küchenteam wird nach der kurzen Renovierungspause um den Jahreswechsel am 9. Jänner wieder wie gewohnt im Einsatz sein. Auch das Angebot in Sachen Essen und Trinken wird sich kaum ändern, verspricht man. Preiserhöhungen bei einzelnen Speisen oder Getränken will man nicht ganz ausschließen, die Anpassungen sollen aber moderat ausfallen.

Die frühere Besitzerin hat das renommierte Kaffeehaus an der Ringstraße per 1. Jänner 2024 an ein Betreiberteam rund um den Hauptgesellschafter JP Immobilien übergeben. Als Geschäftsführer fungiert neben Thomas Hahn auch Manfred Stallmajer, der etwa das Guesthouse Vienna bei der Albertina betreibt und einst auch das Café Drechsler revitalisiert hat. (APA, rec, 3.1.2024)