Wizz Air arbeitet mit der Tech-Firma Firefly Green Fuels zusammen. Das Ziel: Abheben mit umgewandeltem Kot
Wizz Air arbeitet mit der Tech-Firma Firefly Green Fuels zusammen. Das Ziel: abheben mit umgewandeltem Kot.
EPA/XINHUA / Song Rui

Ein britisches Unternehmen hofft, dass Flugzeuge bald mit einem Treibstoff aus menschlichem Kot abheben können. Das könnte den CO2-Ausstoß in der Luftfahrt deutlich reduzieren, heißt es von Firefly Green Fuels, einer Tech-Firma mit Sitz in Südwestengland. Im Labor sei das Experiment mit dem Exkrement bereits geglückt, nun wollen die Briten Gelder auftreiben, um eine erste Fabrik zu bauen, berichtet die BBC.

"Wir wollten einen wirklich günstigen Rohstoff finden, der in großer Menge vorhanden ist. Und natürlich ist reichlich Kot vorhanden", sagte James Hygate, der Geschäftsführer von Firefly Green Fuels. Der Brite arbeitet bereits seit 20 Jahren an grünen Treibstoffen, zunächst wandelte er Rapsöl in Biodiesel für Autos und Lkws um. Nun versucht sich Hygate in der Luftfahrt.

Zähe Flüssigkeit

Der entscheidende Schritt im Herstellungsverfahren sei die sogenannte hydrothermale Verflüssigung, erklärt Firefly Green Fuels. Dabei werde der menschliche Kot bei hohen Temperaturen und mit viel Druck, unter Beimengung von Wasser, umgewandelt. Das Ergebnis: eine schwarze und zähflüssige Substanz, die reich an Kohlenwasserstoff und Kerosin sehr ähnlich sei.

Das Produkt sei von Stellen der internationalen Luftfahrtregulierung getestet und für nahezu identisch mit gewöhnlichem Flugzeugtreibstoff befunden worden, heißt es im BBC-Bericht. Das Unternehmen habe außerdem mit der britischen Cranfield University zusammengearbeitet, um den CO2-Ausstoß des Treibstoffs aus menschlichen Ausscheidungen zu prüfen. Dieser liege 90 Prozent niedriger als bei herkömmlichem Kerosin.

Wizz Air sieht Potenzial

Die ungarische Billigfluggesellschaft Wizz Air hat bereits Anfang 2023 zugesichert, eine große Menge des Produkts abzunehmen, heißt es von Firefly Green Fuels. Die Ungarn gaben im Frühjahr eine Investition von fünf Millionen Pfund (5,78 Millionen Euro) ins britische Tech-Unternehmen bekannt.

"Es ist interessant, mit Abwasser zu arbeiten. Die einzige andere Nutzung in Großbritannien ist derzeit die landwirtschaftliche Ausbringung, die wahrscheinlich verboten wird, sobald ein besserer Weg dafür gefunden wird", sagt Hygate über seinen Rohstoff. Die gesamten Abwasser des Vereinigten Königreichs würden rund fünf Prozent des britischen Kerosinbedarfs decken, rechnet Hygate den möglichen Marktanteil bei Treibstoff vor.

Zahl der Flüge steigt

Der Flugverkehr verursacht laut dem Europäischen Parlament in der EU rund vier Prozent der CO2-Emissionen, hieß es im Jahr 2019. Wobei die Luftfahrt schneller wächst als der Straßen-, Schiffs- und Schienenverkehr. Die EU will den Flugverkehr daher bis 2050 nachhaltig und klimaneutral aufstellen. Austrian Airlines will zum Beispiel die Netto-CO2-Emissionen von 2019 bis 2030 halbieren. Weil Fliegen weniger klimaschädlich werden soll, gilt die Suche nach nachhaltigeren Treibstoffen als potenzielles Milliardengeschäft. (kap, 4.1.2024)