"Oppenheimer" räumte gleich in mehreren Kategorien ab: Cillian Murphy und Robert Downey Jr. gewannen die Kategorien beste Haupt- und Nebenrolle. Christopher Nolan holte seinen ersten Regie-Globe.
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In der Nacht auf Montag fand in Beverly Hills, L.A., die 81. Verleihung der Golden Globes statt. Die von Hollywoods Auslandspresse (HFPA) seit Mitte der 1940er-Jahre organisierte Preisverleihung gilt seit jeher als Vorglühen auf den großen Bruder, die Oscars, die heuer am 10. März verliehen werden. In den letzten Jahren mussten sich die Veranstalter der Globes jedoch neu erfinden. Kein einziges schwarzes stimmberechtigtes Mitglied – das kam 2021 nicht gut an. Seither ist die Zahl der Mitglieder von 90 auf 300 gewachsen, zehn Prozent davon erfüllen nun die Diversitätsforderungen.

Die Gewinner? "Oppenheimer" und "Poor Things"

Wer sind aber die großen Gewinner 2024? Es ist Christopher Nolan mit seinen Jungs. "Oppenheimer", der achtmal nominiert war, räumte fünf Globes ab: bestes Filmdrama, bester Regisseur, beste Filmmusik (Ludwig Göransson) sowie bester Haupt- und Nebendarsteller für Cillian Murphy in der Titelrolle und Robert Downey Jr. als dessen Widersacher Lewis Strauss.

Auch Yorgos Lanthimos' "Poor Things" wurde prominent ausgezeichnet: Als bester Film in der Kategorie Musical oder Komödie und für Emma Stone und deren Darstellung der feministischen Frankenstein-Figur Bella Baxter. Schade, dass Filmkomponist Jerskin Fendrix leer ausging.

Regisseur Yorgos Lanthimos und sein Cast Emma Stone, Willem Dafoe, Mark Ruffalo und Ramy Youssef freuten sich über die Globen für
Regisseur Yorgos Lanthimos und sein Cast Emma Stone, Willem Dafoe, Mark Ruffalo und Ramy Youssef freuten sich über die Globen für "Poor Things".
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Und Barbie?

Und was ist mir "Barbie"? Mit neun Nominierungen galt Greta Gerwigs Musicalkomödie als pinke Speerspitze und gewann dann doch nur zwei untergeordnete Preise: als größter Box-Office-Erfolg in der dafür neugeschaffenen Kategorie und für Billie Eilishs und Finneas' Song "What Was I Made For?". Das waren dann doch nur Trostpreise Team "Barbie".

Golden Globes 2024: Top moments
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Margot Robbie und Ryan Gosling gingen für ihre Performances als Barbie und Ken völlig leer aus. In den Darstellerkategorien überzeugte indes ein dritter heiterer Film: Alexander Paynes "The Holdovers" holte für Paul Giamatti und Da'Vine Joy Randolph Golden Globes als Hauptdarsteller und Nebendarstellerin.

Statt Greta Gerwig durfte sich eine Regisseurin von der anderen Seite des Teichs freuen: Justine Triet heimste für "Anatomie eines Falls" die Trophäen für das beste Drehbuch und den besten nicht englischsprachigen Film ein. Die von der US-Presse gefeierte Sandra Hüller ging leer aus, an ihrer Statt holte sich Lily Gladstone als erste indigene Schauspielerin für Martin Scorseses siebenfach nominierten Historienthriller "Killers of the Flower Moon" den Preis als beste Hauptdarstellerin in einem Drama – und den einzigen Globe für Scorsese.

Seriengewinner: "The Bear" und "Succession"

Bei den Golden Globes werden nicht nur Filme prämiert, auch Serien dürfen sich hier ihr Krönchen abholen. Die großen Gewinner sind hier "The Bear" (FX) in der Kategorie Komödie und der Favorit "Succession" (HBO) im Dramafach. Beide Serien teilten sich die Darstellerpreise auf.

Das sympathische Team von
Das sympathische Team von "The Bear": Jeremy Allen White,Ayo Edebiriund Ebon Moss-Bachrach.
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Für die Chicagoer Kochserie "The Bear" gewann das Koch-Dreamteam Ayo Edebiri und Jeremy Allen White, für "Succession" taten es die Hauptdarsteller Kieran Culkin und Sarah Snook. Matthew Macfadyen reüssierte als Nebendarsteller in der Rolle von Shiv Roys Ungustl-Ehemann Tom Wambsgans.

Sarah Snook, Matthew Macfadyen, und Kieran Culkin erhielten für den großen Gewinner
Matthew Macfadyen,Sarah Snookund Kieran Culkin erhielten für den großen Gewinner "Succession" auch noch Darstellerpreise.
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Auch die Comedy-Serie "Beef" gehörte zu den Abendgewinnern. Sie wurde als beste Miniserie prämiert und mit ihr ihre zwei Hauptdarsteller Steven Yeun und Ali Wong.

Platte Witze

Letzteres dürfte den Moderator des Abends, Comedian Jo Koy, gefreut haben. In seinem braven Eröffnungsmonolog feierte er seine Comedy-Kollegin Wong: Er sei halt Asiate, deshalb sei er voreingenommen. Der Hauptgewinner "Oppenheimer" war die erste Zielscheibe von Koys Witzen: Er habe, bei aller Liebe, eine Beschwerde, meinte Koy, denn der Dreistünder sei ihm eine Stunde zu kurz. Deshalb sei sein Neujahresvorsatz, "Oppenheimer" bis 2025 beendet zu haben – "auf jeden Fall die erste Staffel". Eine Spitze gegen Regisseur Nolan, der als vehementer Verteidiger des Kinos gilt.

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Wenn Koys Witze versandeten, verwies er auf sein kurzfristiges Engagement ("Sorry, ich habe den Gig vor zehn Tagen bekommen. Was habt ihr erwartet?") und auf anwesende Gäste: etwa auf Robert De Niro (und die Tatsache, dass er mit fast 80 wieder Vater geworden ist), Martin Scorsese (und der Vorwurf, dass er eine indigene Geschichte "gestohlen" habe), Barry Keoghan (und dessen offenherzigen Nackttanz in "Saltburn") und Bradley Cooper (und dessen Nasenprothese in "Maestro", die eine aufgelegte Analogie zu Keoghans Genitalien hergab: "Ich sah mir 'Maestro' an und dachte: Dieses Ding tanzte in Saltburn").

Fast schon als Wiedergutmachung dafür erhielt Ricky Gervais für sein Comedy-Special "Armageddon" eine Auszeichnung in der zweiten neu geschaffenen Kategorie: "Bestes Stand-Up-Comedy Special im TV". Schließlich ist Gervais' bissige Globes Moderation von 2020 in die TV-Geschichte eingegangen.

Erfolg für alteingesessene Studios

Video: Golden Globes: "Oppenheimer" und "Anatomnie eines Falls" räumen ab.
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Auch Prinz Harrys und Meghan Markles Serie bekam ihr Fett weg, und damit Netflix, der eigentliche Verlierer des Abends. Weder die Filme ("Maestro", "May December", "Die Schneegesellschaft") noch die Serien ("The Crown", "The Diplomat") reüssierten. Einzig "Beef", Ricky Gervais und Elizabeth Debicki als Lady Diana konnte die Mitglieder von Hollywoods Auslandspresse aus dem diesjährigen Netflix-Programm überzeugen.

Nach dem Erfolgskurs des Streamers in den letzten Jahren ist das ein schöner Erfolg für die alteingesessenen Filmstudios Universal ("Oppenheimer"), Searchlight ("Poor Things") und Warner Bros. ("Barbie") sowie für die traditionellen "Pay-TV-Sender" FX ("The Bear") und HBO ("Succession"). Ob sich dieser Trend auch bei den Oscars fortsetzt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. (Valerie Dirk, 8.1.2024)