Elon Musk
Unter anderem soll Elon Musk regelmäßig Ketamin zwecks Behandlung von Depressionen nehmen.
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Ist Stress der Grund für Elon Musks auffälliges Verhalten, ist es Schlafmangel oder gar intensiver Drogenkonsum? Ein aktueller Artikel des "Wall Street Journal" legt Letzteres nahe und soll dies mit zahlreichen Beispielen von Personen belegen, welche Musk nahestehen. Der Anwalt des Serienunternehmers und reichsten Menschen der Welt bestreitet diese Vorwürfe. Vor allem im Management von Tesla und Space X tätige Personen sorgen sich um die Zukunft der Unternehmen: So hat die Nasa, einer der größten Auftraggeber von Space X, für ihre Dienstleister und Lieferanten klare Regeln bezüglich des Konsums von Drogen. Und auch in der internen Regeln der beiden Konzerne ist ein Drogenverbot verankert.

"Big Fucking Rocket"

Exemplarisch wird ein All-Hands-Meeting bei Space X aus dem Jahr 2017 genannt, bei dem die aktuellen Raketentypen besprochen werden sollten. Musk erschien zu dem Meeting fast eine Stunde zu spät. Und als er schließlich eintraf, soll er laut anwenden Personen rund 15 Minuten lang unverständlich gemurmelt haben. Dabei habe er den Prototypen der "Big Falcon Rocket" (BFR) mehrfach als "Big Fucking Rocket" bezeichnet. Schließlich übernahm Gwynne Shotwell, Präsidentin von Space X, das Mikrofon.

Es ist nicht klar, ob Musk an dem entsprechenden Tag Drogen genommen hatte, jedoch sollen Führungskräfte diese Option untereinander diskutiert haben, in diesen Gesprächen wurde der Auftritt des Multimilliardärs als "sinnlos" und "peinlich" bezeichnet. Alex Spiro, einer von Musks Anwälten, bezeichnet diese Beschreibungen wiederum als falsch und betont, dass diese von mehreren Personen entkräftet werden, die bei dem Event anwesend gewesen seien. Die Namen der Personen nennt Spiro jedoch ebenso wenig wie Details darüber, welche Beschreibungen des Vorfalls explizit falsch seien.

Regelmäßige Tests

Spiro betont ebenfalls, dass Musk "bei Space X regelmäßig und nach Zufallsprinzip auf Drogen getestet wird und noch keiner dieser Tests positiv war". Auch heißt es seitens Spiro, dass etliche Details in dem Medienbericht inhaltlich falsch seien. Um welche Details es sich konkret handelt, führt er nicht weiter aus.

Die Drogentests werden unter anderem durchgeführt, weil die Nasa dies von ihren Dienstleistern und Lieferanten verlangt. Gewöhnlicherweise wird nach Spuren von Marihuana und Kokain gesucht, auch Tests auf Opiate, Amphetamine und das in der Drogenszene als "Angel Dust" bekannte Phencyclidin (PCP) werden von den Nasa-Dienstleistern manchmal durchgeführt. Spiro antwortete nicht auf die Frage des "Wall Street Journal", auf welche Drogen Musk konkret getestet werde.

Ein Joint und ein 420-Tweet

Der besagte Zwischenfall ist jedoch nicht der einzige, der auf etwaige Drogenprobleme Elon Musks hindeutet. Am medienwirksamsten ist wohl sein Auftritt in Joe Rogans Show im Jahr 2018, in welcher er vor laufender Kamera einen Joint rauchte. Im gleichen Jahr twitterte Musk, dass er Tesla für einen Preis von 420 Dollar von der Börse nehmen wolle. "420" gilt in US-amerikanischen Studentenkreisen als Synonym für das Rauchen von Marihuana.

Der besagte Tweet sorgte für Unruhe an den Märkten, die Aktie legte am besagten Tag um sechs Prozent zu. Für Musk blieb der Tweet jedoch nicht ohne Konsequenzen: die US-Börsenaufsicht startete eine Untersuchung, die in 40 Millionen Dollar Strafe mündete. Musk wurden zwei weitere Führungskräfte zur Seite gestellt, er musste als Präsident des Unternehmens zurücktreten, seine Tweets in Bezug auf Tesla müssen seitdem vor der Veröffentlichung freigeben werden. Musk selbst hat ein etwaiges Fehlverhalten weder bestritten noch bestätigt.

Ketamin gegen Depressionen

Im Jahr 2023 hatte das "Wall Street Journal" wiederum berichtet, dass Musk kleine Dosen von Ketamin gegen seine Depressionen nehme und größere Dosen auf Partys konsumiere. Nach Erscheinen des Artikels twitterte Musk, dass Ketamin sich besser für die Behandlung von Depressionen eigne als herkömmliche Medikamente, da diese die Patienten "zombifizieren".

In einem späteren Artikel schrieb Musk, dass er eine ärztliche Verschreibung für Ketamin habe. Tatsächlich kann die Drogen in manchen Fällen zur Behandlung von Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen verschrieben werden. In der offiziell autorisierten Elon-Musk-Biografie zitiert Autor Walter Isaacson den Unternehmer, dass dieser keine illegalen Drogen nehmen wolle, viel mehr sei sein oft erratisches und aggressives Verhalten ein Symptom seiner psychischen Probleme.

So hatte ein Twitter-User den Unternehmer im Jahr 2017 gefragt, ob dieser eine bipolare Störung habe, was seine Stimmungsschwankungen beschreiben würde. Musk antwortete darauf bejahend, betonte jedoch auch, dass er nicht diagnostiziert sei. Im Jahr 2021 sagte Musk bei seinem Auftritt in der TV-Sendung "Saturday Night Live", dass er an Asperger Syndrom leide.

Berichte über Drogenpartys

Ketamin wird jedoch nicht nur als Medikament genutzt, sondern ist vor allem als Partydroge verbreitet. Und dem Bericht zufolge wohnt Musk auch diversen Partys auf der ganzen Welt bei, auf denen er LSD, Kokain, Ecstasy und Magic Mushrooms konsumiert werden.

Auf solchen Veranstaltungen unterschreiben die Gäste Verschwiegenheitserklärungen, Smartphones werden am Eingang abgegeben, heißt es von namentlich nicht genannten Personen, die in dem Medienbericht zitiert werden und Musk bei derartigen Feiern beobachtet haben sollen. Im Jahr 2018 soll Musk LSD auf einer Party in Los Angeles genommen haben, die er selbst veranstaltet hatte, im darauffolgenden Jahr Magic Mushrooms auf einem Fest in Mexiko, im Jahr 2021 soll er gemeinsam mit seinem Bruder Kimbal Musk auf einer Hausparty beim Einnehmen von Ketamin beobachtet worden sein.

Doch "nur" Stress und Schlafmangel?

Dem 52-jährigen Unternehmer nahestehenden Personen sagen dem Bericht zufolge, dass sich dessen Drogenkonsum fortsetze. Und dabei geht es nicht nur um eine private Angelegenheit, bei welcher der Multimilliardär seine psychische und körperliche Gesundheit aufs Spiel setzt, sondern auch um die Zukunft seiner Unternehmen. Also um Milliardenbeträge, um tausende Jobs und im Fall von Space X auch um die Zukunft der US-Raumfahrt: immerhin führt die Nasa selbst keine Transportflüge zur Raumstation ISS mehr durch, diese Aufgabe wird allein von Space X übernommen.

Hinzu kommt, dass der Besitz und Konsum von Drogen strafrechtliche Konsequenzen mit sich ziehen kann. Und da Musks Rolle entscheidend für die Außenwahrnehmung seiner Unternehmen ist, könnte dies den Wert von Tesla und anderen ebenso beeinflussen. Dementsprechend sollen nach Meetings bei Tesla diverse Manager auf ihn zugekommen sein und ihn gefragt haben, ob er genug Schlaf bekomme und der Stress nicht zu viel werde. Das Thema des Drogenkonsums wurde dabei nicht direkt angesprochen.

Vielleicht – so argumentieren Menschen, die Musks Position verteidigen – sind aber tatsächlich nicht Drogen der Grund für das auffällige Verhalten des medienpräsenten Managers. Sondern eben Stress und Schlafmangel. So heißt es, dass Musk teils im Büro von X, vormals Twitter, übernachte. Auch soll er E-Mails mitten in der Nacht schreiben und teilweise Meetings für Mitternacht ansetzen. "Urlaub", so soll er einmal gesagt haben, "ist ein großes Wort". (stm, 8.1.2024)