Das Bild zeigt symbolische Bitcoin-Münzen
Auch nach Verkündung eines Bitcoin-ETF besteht ein Risiko für Anleger, ihr Erspartes zu verlieren.
Reuters/Ruvic

In dieser Woche stehen für den Sektor der Kryptowährungen wichtige Termine an. Sie markieren den Höhepunkt eines jahrelangen Vorstoßes zur Einführung von sogenannten börsengehandelten Fonds (ETF) in den USA, mit denen direkt in den Bitcoin investiert werden kann (Spot-ETF). Entsprechende Spekulationen haben den Bitcoin in den letzten Monaten angetrieben. Auf der Plattform Bitfinex notierte der Bitcoin am Montag um die Mittagszeit bei rund 45.000 Dollar.

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, haben potenzielle Bitcoin-Spot-ETF-Emittenten bis Montagvormittag in Washington Zeit, um noch Änderungen an ihren Anträgen vorzunehmen. Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC selbst habe bis zum Mittwoch Zeit, um mindestens einen dieser Anträge zu bearbeiten. Anleger spekulierten zuletzt, dass die SEC dieses Datum nutzen wird, um eine ganze Reihe von Entscheidungen auf einmal zu verkünden.

Geplante Gebühren für den Bitcoin-ETF

Bereits vor der Entscheidung haben die Anbieter Blackrock, Van Eck und Ark 21Shares sie Gebühren verkündet, die sie für den Handel mit Bitcoin-ETFs verlangen wollen. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge möchte Blackrock 0,3 Prozent verlangen. Bei Van Eck sind es 0,25 Prozent und bei Ark 21 Shares sind es ebenfalls 0,25 Prozent, nachdem zuvor von 0,8 Prozent die Rede gewesen war.

Grayscale, ein anderer Anbieter, soll 1,5 Prozent pro Transaktion verlangen. Das generell sehr niedrige Preisniveau spiegle den harten Wettbewerb zwischen den Anbietern wider, heißt es in dem Bericht der Nachrichtenagentur.

"Ruhe vor dem Sturm"

"Am Markt herrscht die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm", schreibt Kryptoexperte Timo Emden von Emden Research. In den kommenden Stunden und Tagen werde "Geschichte geschrieben". Die Kryptobranche stehe womöglich vor einer der wichtigsten Entscheidung seit ihrem Bestehen. Eine Lancierung eines Bitcoin-Spot-ETF in den USA hätte Signalwirkung für den ganzen Globus, fuhr Emden fort. Dies wäre der Knackpunkt für die Mainstream-Akzeptanz des Bitcoins und anderer Kryptowährungen.

Bei einer Zulassung sollten sich Anleger laut Emden nicht zu sehr in Sicherheit wiegen: "Einen Garantieschein für weiter steigende Kursgewinne stellt eine Lancierung eines Bitcoin-Spot-ETF grundsätzlich nicht dar." Es sei gut möglich, dass insbesondere große Adressen zunächst im großen Stil Kassa machen.

Auch das Restrisiko einer Ablehnung beziehungsweise Verschiebung sollten sich Anleger vor Augen führen, mahnte Emden. Alles andere als eine Zulassung wäre ein gehöriger Schlag aufs Kontor für Börsianer. Investoren sollten sich in diesem Szenario auf massive Kursverwerfungen gefasst machen.

"Ein Widerspruch in sich"

Der österreichische Kryptoökonom Alfred Taudes hatte einen Bitcoin-ETF im Sommer 2023 im Gespräch mit dem STANDARD hingegen als "einen Widerspruch in sich" bezeichnet: denn viele Kritiker bemängeln, dass ein ETF weiter dazu beiträgt, das Prinzip der Dezentralität von Kryptowährungen auszuhöhlen. Tatsächlich ist es laut Taudes aber schon jetzt so, dass zwei Drittel der österreichischen Bitcoin-Halter die Währung nicht selber halten, sondern sie von Bitpanda und Co, also zentralisierten Kryptobörsen, verwalten lassen.

Der Vorteil eines ETF liegt laut Taudes darin, dass das Halten von Bitcoin noch bequemer wird. "Wenn man bei einer zentralisierten Kryptobörse Bitcoin kaufen möchte, muss man sich anmelden und über KYC identifizieren", so Taudes: "Ein ETF hingegen wird wie alle anderen Aktien im Portfolio auch ganz normal gehalten, da ist kein weiterer Handlungsbedarf gegeben." Für die Kryptobörsen entstehe dadurch natürlich eine große Konkurrenz, weil Banken über solche ETFs eine ähnliche Dienstleistung anbieten. (APA/dpa-AFX/Reuters/red, 8.1.2024)