Die Memorabilien und der Name der Hollywood-Diva Hedy Lamarr sollten in René Benkos Shoppingcenter ausgestellt und verwertet werden. Daraus wird eher nichts.
Die Memorabilien und der Name der Hollywood-Diva Hedy Lamarr sollten in René Benkos Shoppingcenter ausgestellt und verwertet werden. Daraus wird eher nichts.
Karl Schöndorfer / picturedesk.c

Nach den Insolvenzanträgen der Signa Holding und ihrer Töchter Prime und Development beginnt jetzt die schrittweise Verwertung jener Vermögenswerte, die aus Sicht der Sanierungsverwalter keine Relevanz mehr haben: die Büroausstattung samt Designer-Hängeleuchten, Fußmatten, Kleiderbügel oder der Klobürstenhalter in Bronze-Optik aus den Räumlichkeiten des Firmensitzes im Palais Harrach, die jetzt im Rahmen einer Online-Auktion verhökert werden. Gemessen an den Milliardenverbindlichkeiten wird der Erlös am Ende eher bedeutungslos bleiben.

Zu den Devotionalien dieser Rekordpleite gehört auch die als Nachlass bezeichnete Sammlung von Memorabilien der aus Wien gebürtigen Schauspielerin Hedy Lamarr. In der Ediktsdatei war zuletzt eine Verwertung "im Rahmen einer Versteigerung oder als Gesamtpaket" angekündigt worden, die jedoch vorerst ausgesetzt wurde, wie DER STANDARD in Erfahrung brachte.

Zum Leidwesen des Jüdischen Museums Wien (JMW), das großes Interesse an einem Ankauf bekundet, wie seine Direktorin Barbara Staudinger auf Anfrage bestätigt. Hintergrund für den offiziellen Verkaufsstopp dürfte die noch ungeklärte Zukunft des bei einer der Töchter der Signa Holding angesiedelten Projekts Kaufhaus Lamarr sein.

Dauerhafte Würdigung

Den im Herbst 2022 skizzierten Plänen zufolge sollte die Hollywood-Diva Namensgeberin des Luxusshoppingtempels sein und in einem "Museumscafé" gewürdigt werden. Für die Seriosität dieser Präsentation sollte die ehemalige JMW-Direktorin Danielle Spera bürgen, die den Ankauf des Nachlasses von den Kindern der im Jahr 2000 verstorbenen Schauspielerin vermittelt hatte. Ursprünglich war dieser im Anschluss an die Ausstellung Lady Bluetooth – Hedy Lamarr (2019/2020), in der auch ihre Erfinderambitionen Thema waren, vom JMW angekauft worden: für 50.000 Dollar (damals 42.000 Euro) und finanziert vom US-amerikanischen Freundesverein.

Doch Anthony Loder, Lamarrs Sohn, hatte den Deal an die Bedingung geknüpft, dass für die dauerhafte Würdigung des Vermächtnisses seiner Mutter binnen einer zeitlichen Frist ein eigenes Museum geschaffen würde. Eine Vorgabe, die nach Evaluierung seitens der Wien Holding verworfen wurde. Es fehlte der Wille, einen permanenten Ausstellungsort zu finanzieren. Die Familie beharrte deshalb auf der Rückabwicklung des Verkaufs.

Statt die Memorabilien der 1914 in Wien als Tochter eines jüdischen Bankiers geborenen Hedwig Kiesler unter wissenschaftlicher Betreuung des JMW dauerhaft zugänglich zu machen, verkaufte sie die Familie einige Monate später an eines der Unternehmen in René Benkos Imperium. Alsbald blickte die fortan als "Pionierin für Emanzipation und Selbstbestimmung" vermarktete Diva vom Baustellenzaun auf der Mariahilfer Straße.

Laut dem in der Ediktsdatei veröffentlichten Gutachten wurde der Verkehrswert der Sammlung mit 15.000 Euro beziffert. Die beigefügte Liste umfasst zu 70 Prozent Fotografien, Filmszenen und Pressefotos wie auch private Aufnahmen, Dokumente, Korrespondenz und Zeitschriften sowie einige Objekte und Kleidungen wie eine Strickjacke oder ein Badeanzug aus den 1940er-Jahren.

Nutzungsrecht auf den Namen

Im direkten Abgleich mit der ehemaligen JMW-Inventarliste dürften jedoch einige Objekte fehlen, die einst in der Ausstellung gezeigt wurden, wie es aus dem Museum heißt. Ob die Liste des Gutachters unvollständig ist, war aktuell nicht in Erfahrung zu bringen.

Einen weiteren Vermögenswert stellt die Marke "Lamarr" dar. Im Zuge des Ankaufs hatte sich Signa bei der Familie die Nutzungsrechte auf den Namen gesichert. STANDARD-Informationen zufolge wurden daran anknüpfend im Herbst 2022 eine Wort-Bild-Marke sowie die Wortmarke "Lamarr" angemeldet. In beiden Fällen laufen noch Widerspruchsverfahren und wurde die Registrierung deshalb noch nicht abgeschlossen.

Insbesondere die in zahlreichen Waren- und Dienstleistungsklassen angemeldete Wortmarke lässt Rückschlüsse auf das mutmaßlich ersonnene Konzept zum künftigen Sortiment zu: Unter "Lamarr" sollen demnach Teelichter, Parfum, Kosmetika, Schmuck und Uhren, Geschirr, Dekowaren, Bekleidung, Bettwäsche bis hin zu Getränken und Süßwaren produziert und verkauft werden. (Olga Kronsteiner, 9.1.2023)